1899 Hoffenheim leuchtet am Bayer-Kreuz

Die TSG 1899 feiert beim glanzvollen 3:0 in Leverkusen den vierten Sieg in Serie - Abwanderer Kevin Volland der Unglücksrabe

23.10.2016 UPDATE: 24.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Frust und Freude: Kevin Volland ging früh mit gesenktem Blick vom Platz, einige Minuten später feierte Kerem Demirbay seinen Treffer zum 0:1. Fotos: APF

Von Achim Wittich

Leverkusen. Für eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro wechselte Kevin Volland im Sommer von der 1899 Hoffenheim zum Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen. Klar, dass der Stürmer am Samstag gegen seinen Ex-Klub bis in die Haarspitzen motiviert war. Doch Volland wollte zu viel, brachte die alten Spielkameraden aus dem Kraichgau nach gerade einmal sechs Minuten auf die Siegerstraße. In vollem Tempo hechelte er Kerem Demirbay hinterher und erwischte den TSG-Neuzugang kurz vorm Leverkusener Strafraum. Schiedsrichter Bastian Dankert (Schwerin) war sich seiner Sache überhaupt nicht sicher, schickte Volland aber dennoch vom Platz. "Letzter Mann ist rote Karte", sagte der Sünder tief betrübt nach dem Abpfiff in den Stadionkatakomben, hätte sich aber durchaus etwas mehr Fingerspitzengefühl des Referees erhofft.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Selten geprüft. Erlebte einen überraschend ruhigen Nachmittag.

Süle: Ganz solide und souveräne Vorstellung. Nach vorne ohne große Impulse. Musste auch nicht

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Selten geprüft. Erlebte einen überraschend ruhigen Nachmittag.

Süle: Ganz solide und souveräne Vorstellung. Nach vorne ohne große Impulse. Musste auch nicht sein.

Vogt: Stark. Erlitt Kapselverletzung am Daumen. Aber fit für Köln. Eine feste Größe als zentraler Mann der Abwehrkette.

Hübner: Kommt immer besser in Schwung. Keine Beanstandungen.

Rudy: Der Kapitän vergab einmal aussichtsreich, machte einen guten Job.

Kaderabek: Tschechischer Dampfmacher über die rechte Seite. So will ihn Nagelsmann sehen.

Amiri: Andere Kollegen waren stärker an diesem Tag.

Demirbay: Herrlich sein Führungstreffer. Und nicht nur deshalb stärkster Hoffenheimer. Nachher im Mediengespräch auch in guter Form.

Zuber: Der Torschütze bekam nach einer starken Trainingswoche seine Chance vom Trainer - und nutzte sie.

Kramaric: Im Schatten von Sturmpartner Wagner. Bereitete das 0:2 vor.

Wagner: Wieder eine Kiste vom Torgaranten. Immer präsent und giftig. Erfüllt bisher alle Erwartungen.

Polanski: Kam nach einer Stunde für Rudy. Fügte sich nahtlos ein.

Szalai: Durfte eine knappe halbe Stunde ran. Schön für ihn, dass da schon alles entschieden war.

Vargas: Nur ein Kurzeinsatz. awi

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Dankert nämlich leistete sich Kurioses. Mehrmals habe ihn der Unparteiische nämlich gefragt, ob seine Entscheidung richtig sei, berichtete Demirbay ("Kevin tut mir leid") - wohlgemerkt tat Dankert dies, nachdem er den roten Karton bereits gezückt hatte! "Ich sehe es nicht so", antwortete Demirbay und versetzte den angeschlagenen Rheinländern neun Minuten darauf mit seinem herrlichen Treffer zum 0:1 (15. Minute) den ersten Nadelstich. Zwei weitere folgten kurz nach der Pause durch Sandro Wagner (49.) und nach einer Stunde durch Steven Zuber (60.).

Mit einem beeindruckenden 3:0 (1:0)-Sieg im Gepäck machten sich die Profis von Trainer Julian Nagelsmann vom Bayer-Kreuz aus über die A3 auf den Heimweg und sind nach vier Siegen in Serie bereits am Mittwoch (20.45 Uhr) wieder um die Ecke aktiv. Dann wollen Torhüter Oliver Baumann und seine Vorderleute die Geißböcke des 1. FC Köln im Pokal in Angst und Schrecken versetzen.

Völlig verdient war der Erfolg des Tabellendritten und es ist aufgrund der starken Vorstellung Hoffenheims einerseits und der schwachen Tagesform des Werksclubs andererseits müßig, den Platzverweis des Unglücksraben als spielentscheidend einzustufen.

"Wir haben sehr reif gespielt", freute sich Sportdirektor Alexander Rosen und hatte von den Medienvertretern in der Mixed-Zone eigentlich erwartet, dass sie in ihren Schlagzeilen nun mit dem Hoffenheim-Express als Verfolger des Bayern-ICE aufmachen würden. Die Vorlage dazu wollte er nicht liefern. Rosen und Nagelsmann halten lieber ganz bewusst den Ball flach.

"Für uns ändert sich nichts. Unsere Zieldefinition bleibt weiter, die Leistung zu stabilisieren", gab der jüngste Bundesliga-Coach zu Protokoll und fügte - obwohl nach eigenem Bekunden kein Freund von Floskeln - hinzu: "Die Tabelle ist immer nur eine Momentaufnahme." Eine schöne aus Sicht der TSG allerdings und genauso erfreulich war es, dass Nagelsmann den abermaligen Ausraster seines Kollegen Roger Schmidt (siehe Text unten) stilvoll hinnahm. "Es gab ein kurzes Gespräch. Er hat sich entschuldigt. Für mich ist das Thema damit erledigt" - auch das Trainerduell entschied "Hoffe" an diesem tristen Oktober-Tag eindeutig für sich.

Mit noch mehr Konsequenz in den Abschlüssen hätte der Fast-Absteiger aus der Vorsaison dem personell allerdings geschwächten Gegner noch mehr Tore einschenken können. Oliver Baumann nahm mach ausgelassene Chance gelassen zur Kenntnis. "Wir wollen mal zufrieden sein", meinte Hoffenheims Nummer eins und hatte dann noch die Lacher auf seiner Seite: "Und nächstes Jahr geht es ins Ausland?", fragte der Kollege vom Boulevard in Anspielung auf eine mögliche Teilnahme der TSG an den internationalen Wettbewerben. Baumanns Antwort: "Ja, wenn Du in Urlaub gehst."

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