Hoffenheimer Pokal-Aus in Köln

1899 Hoffenheim im DFB-Pokal: Raus mit Applaus

Die TSG 1899 Hoffenheim verliert nach einem großen Pokalkampf mit 1:2 n.V. beim 1. FC Köln - Modeste sorgt für Entscheidung

27.10.2016 UPDATE: 27.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Frühe Hoffenheimer Führung: Nach einer Süle-Flanke köpft Benjamin Hübner das 0:1 gegen Kölns entsetzten Torhüter Timo Horn. Foto: dpa

Von Achim Wittich

Köln. Raus mit Applaus. Die Vorfreude von Julian Nagelsmann (29) auf den Pokal-Hit gestern Abend beim 1. FC Köln war groß. "Das ist mein erstes Spiel dort, es ist immer eine tolle Stimmung", hatte Hoffenheims Trainer vor der zweiten Pokalrunde beim Domstadt-Club gesagt. Nach aufregenden 120 Minuten im RheinEnergie-Stadion war die Laune beim jüngsten Bundesliga-Coach nicht mehr so gut. Seine zuletzt viermal siegreichen Profis verloren bei den Rheinländern mit 1:2 (1:1, 1:1) nach Verlängerung und haben sich damit frühzeitig aus dem Wettbewerb verabschiedet.

Nagelsmann hatte einige "personelle Veränderungen" gegenüber dem jüngsten 3:0-Sieg bei Bayer Leverkusen in Aussicht gestellt. Als die Hoffenheimer Startformation aber auf den Rasen lief, fehlte im Vergleich zum vergangenen Samstag nur der gesperrte Pavel Kaderabek. Dafür durfte Lukas Rupp wieder von Beginn an ran. Auch der leicht angeschlagene Sandro Wagner war von Beginn an mit dabei.

Nach 19 Sekunden machte Lukas Rupp klar, dass die TSG den Schlagabtausch annehmen würde. Der Heidelberger grätschte Kölns Rausch kompromisslos an der Seitenlinie in die Parade. 1899 war hellwach und ließ den lautstarken FC-Anhang für kurze Zeit verstummen. Niklas Süle durfte unbedrängt flanken und der ebenfalls aufgerückte Innenverteidiger Benjamin Hübner genauso frei zum 0:1 einköpfen (8.). Es war die Torpremiere für den aus Ingolstadt gekommenen Defensivspezialisten.

Jetzt ließen die Kraichgauer mit viel Selbstbewusstsein den Ball und Gegner laufen. In der Fankurve brüllten sich die Kölner Fans heißer, auf dem Spielfeld liefen aber zunächst nur die Nordbadener auf Hochtouren. Zuber bediente mustergültig in der Mitte Wagner, doch der Torjäger konnte Horn mit seiner Abnahme nicht in Verlegenheit bringen (26.). Dann musste erstmals Torhüter Baumann die verunglückte Flanke von Rausch zur Ecke klären. Anschließend setzte der Ex-Hoffenheimer Anthony Modeste seinen Kopfball über Tor (27.).

"Wir sind eine tolle Einheit", meinte Kerim Demirbay am vergangenen Samstag über den Teamgeist bei der TSG. Doch Kölns Marcel Risse störte das wenig und er ließ die komplette Arena - bis auf die 300 mitgereisten "Hoffe"-Anhänger - nach 36 Minuten "Kölle Alaaf" brüllen. Gegen seinen gewaltigen Distanzschuss war Baumann beim Ausgleich machtlos. Jetzt musste die TSGler zusammenrücken, die Elf von Kölns Trainer Peter Stöger wollte noch unbedingt vor der Pause in Führung gehen. Modeste hielt den Kopf hin - und verfehlte sein Ziel diesmal nur hauchdünn (42.).

Ohne Spielerwechsel schickte Stöger uns Nagelsmann ihr Team zu Beginn der zweiten Hälfte aufs Feld. Kämpferisch ging’s weiter beim Alles-oder-Nichts-Duell. Und wieder probierte es Modeste. Diesmal fehlte dem achtfachen Liga-Torschützen etwa ein Meter zum Jubel (56.). Nicht besser erging es seinem Kollegen Pawel Olkowski drei Minuten später (59.). Modeste forderte die Treusten der Treuen zu noch mehr Anfeuerung auf - und seine Kollegen marschierten nach vorne. Nadiem Amiri prüfte FC-Torwart Horn (66.). Der Freistoß von Risse segelte gefährlich auf Baumanns Tornetz (70.), dann gerieten sich Risse, der Wagner gefoult hatte, und der hinzu geeilte Zuber an der Seitenlinie kurz in die Haare. Erwartungsgemäß konnten die Akteure beim Pokal-Krimi ihre Emotionen kaum noch zügeln. Risse - völlig frei - nahm eine Viertelstunde vor dem regulären Ende Maß, vergab aber diese Riesenchance, weil Baumann in höchster Not die Hände hochriss (76.). Eine 30-minütige Zugabe rückte immer näher. Amiri hätte sie verhindern können (84.), vergab aber und musste kurz danach für Vargas raus (85.). Die Kölner forderten vehement einen Strafstoß, aber der Schuss von Nationalspieler Hector traf nur den Oberkörper von Vogt (85.). Es war angerichtet für die Verlängerung. Und wie sollte es anders sein? Ausgerechnet Modeste brachte nach wenigen Sekunden seine Ex-Kollegen auf die Verliererstraße (91.), wenngleich Szalais Treffer (122.) wegen Abseitsstellung die Anerkennung versagt blieb.

Köln: Horn - Olkowski, Mavraj, Sörensen, Rausch - Lehmann (63. Özcan), Hector - Risse, Zoller (98. Maroh) - Modeste, Rudnevs (105.+1 Heintz).

Hoffenheim: Baumann - Süle, Vogt, Hübner (103. Szalai) - Rudy - Rupp (65. Toljan), Amiri (85. Vargas), Demirbay, Zuber - Kramaric, Wagner.

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb); Tore: 0:1 Hübner (8.), 1:1 Risse (36.), 2:1 Modeste (91.); Zuschauer: 43.000.

Hintergrund

Die Einzelkritik:

Baumann: Zunächst beschäftigungslos. Dann das Ding von Rausch (27.). Beim Freistoßknaller von Risse ohne Chance. Überragend erneut gegen Risse (76.)

Süle: Hatte rechts hinten meist alles unter

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Die Einzelkritik:

Baumann: Zunächst beschäftigungslos. Dann das Ding von Rausch (27.). Beim Freistoßknaller von Risse ohne Chance. Überragend erneut gegen Risse (76.)

Süle: Hatte rechts hinten meist alles unter Kontrolle.

Vogt: Sehr gutes Stellungsspiel an alter Wirkungsstätte. Hängte sich gegen Modeste voll rein, rettete mehrfach in brenzligen Situationen.

Hübner: Wird immer stabiler. Erstes Saisontor zum 0:1, eine fabelhafte Co-Produktion mit Süle.

Rudy: Technisch eine Augenweide. Sehr viel Übersicht. Baute aber leider ab.

Rupp: Fand erst nach und nach in die Partie. Kleine Stockfehler. Mutige Abnahme (44.). Nagelsmann nahm ihn nach einer guten Stunde runter.

Amiri: Mitunter zu wild und ungestüm. Besaß die Riesenchance zum 1:2 (84.).

Demirbay: Einige schöne Kabinettstückchen, eine unnötige Schwalbe (33.). Nicht so überzeugend wie zuletzt.

Zuber: Okay. Bis auf einen eklatanten Ballverlust, der fast zu Modestes 2:1 geführt hätte.

Kramaric: Eher unauffällig. Trennte sich in einigen Szenen zu spät vom Ball.

Wagner: Mit viel Power. Gefährlich nach Zubers Vorarbeit (26.). Immer anspielbereit - und präsenter als Kramaric.

Toljan: Kam für Rupp, konnte aber kaum Akzente setzen.

Vargas: Ersetzte Amiri. Wirblig. Volleyschuss (119.) kurz vor dem Ende.

Szalai: Mit dem nächsten Stürmer setzte Nagelsmann alles auf eine Karte. jog

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