1899 Hoffenheim entsetzt Fans bei 0:2-Niederlage gegen Darmstadt

Olle Tage sind angebrochen im Kraichgau: Die Hoffnung auf den Klassenverbleib der TSG liegt brach.

06.02.2016 UPDATE: 08.02.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

"Hoffe" geschockt: Aytac Sulu (Nr.4) hat den Ball zum 0:1 ins Netz des unglücklichen TSG-Torwarts Oliver Baumann geköpft. Foto: APF

Von Frank Enzenauer

Sinsheim. Ein Buh-Gewitter erschütterte die Verlierer, ein Pfeifkonzert wurde veranstaltet, verzweifelte Fans in der Bierkurve der Rhein-Neckar-Arena schrien ihren Frust heraus. "Wir haben die Schnauze voll, die Schnauze voll!" Und als die Hoffenheimer Profis nach der schlimmen 0:2 (0:1)-Niederlage im sogenannten Sechs-Punkte-Spiel gegen Darmstadt 98 auf dem Rasen ihre Auslaufrunden drehten, wurden ihnen von den in der Faschingskälte ausharrenden Getreuen Beleidigungen entgegengeschleudert.

Hintergrund

Einzelkritik zum Spiel

Baumann: Sein Fehlgriff ermöglichte Darmstadt das Führungstor. Der sonst glänzende Torwart schwächelte bei der Spieleröffnung.

Kaderabek: Mit Vorwärtsdrang, aber ohne zielführende

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Einzelkritik zum Spiel

Baumann: Sein Fehlgriff ermöglichte Darmstadt das Führungstor. Der sonst glänzende Torwart schwächelte bei der Spieleröffnung.

Kaderabek: Mit Vorwärtsdrang, aber ohne zielführende Vorlagen.

Bicakcic: Auffällig leider nur sein Farbenspiel bei den Schuhen: rot der rechte, gelb der linke. Musste nach 54 Minuten Platz für den offensiven Zuber machen.

Süle: Trotz einiger Unkonzentriertheiten bester Hoffenheimer. Ein Innenverteidiger mit Übersicht.

Toljan: Heller war schneller. Durfte anstelle Kims verteidigen und wirkte völlig überfordert.

Strobl: Sachlich und unspektakulär. Kein Spielmacher.

Rudy: Der Kapitän ist keiner, der das Ruder herumreißen kann. Verlangsamte die Angriffsbemühungen.

Volland: Der Nationalspieler durfte diesmal in die Startelf, war extrem fleißig, doch viel zu wenig wollte ihm glücken.

Hamad: Auch er diesmal kein Kreativer. Musste kurz nach der Pause raus.

Schmid: Hoffenheims Eckentreter baute nach wuseligem Start ab.

Kramaric: Zuweilen dribbelstark. Vergab in der ersten Halbzeit die besten Chancen.

Zuber: Drehte nach seiner Einwechslung am Schwungrad. Belebend.

Amiri: Ähnlich wie Zuber.

Kuranyi: Körperbetont nach seiner späten Einwechslung. Ob ihm am Samstag in Bremen sein erstes TSG-Tor glückt? enze

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Tolle Tage? Von wegen! Olle Tage sind angebrochen im Kraichgau. Niedergeschlagen sind sie beim Tabellenvorletzten, die Hoffnung auf den Klassenverbleib liegt brach. Sieben Zähler ist "Hoffe" vom sicheren 15. Platz entfernt, fünf sind es auf den Relegationsrang, den Werder Bremen einnimmt - der kommende Gegner der TSG Hoffenheim. Noch eine Art Endspiel für die zutiefst Verunsicherten, am Samstag an der Weser …

Mit rhetorischen Fragen versuchte TSG-Trainer Huub Stevens gestern Abend, die Kritiker zu beruhigen. "Soll ich draufhauen - oder was? Oder soll ich den einen oder anderen Spieler wegschicken?" Angesichts der Ergebnismisere warnte Stevens vor Selbstzerfleischungsgefahren. "Wir brauchen jetzt noch mehr Zusammenhalt." Der erfahrene Trainer widersprach den Wortführern im Publikum. "Nein, die Mannschaft war nicht leblos. Die Spieler haben alles gegeben, was in ihnen steckt."

Zu wenig für die Rettung ist das. Abermals fehlten Spielwitz und Kreativität, um die stabilen Darmstädter gefährden zu können. "Kopfsache", befand Stevens, "wir sind ganz schlecht ins Spiel gekommen." Innenverteidiger Niklas Süle stimmte seinem Trainer zu: "Wir waren alle verunsichert, keiner wollte in der ersten Halbzeit den Ball haben."

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Dabei hätte anfangs Winterschlusseinkauf Andrej Kramaric die Hoffenheimer Torflaute (nur sechs Treffer in den letzten zehn Spielen) beenden können, als erst sein Schuss, vom Darmstädter Florian Jungwirth abgefälscht, knapp daneben ging (17. Minute) und der kroatische Nationalspieler dann in freier Schussposition zu unentschlossen war (23.). Ein Fall für den Konjunktiv: Wären die Hoffenheimer mit 1:0 in Führung gegangen, hätten sie ihr Selbstwertgefühl gesteigert und diese verdammt wichtige Partie gewonnen. Ja, wenn …

Darmstadt 98 bestätigte am närrischen Sonntag seinen Ruf, der Dschungelcamp-Klub der Bundesliga zu sein. Ekligen Fußball, so die klare Ansage, spielen die Aufsteiger, finden daran sogar Gefallen und machen richtig Quote. 17 Auswärtspunkte in zehn Versuchen haben sie nunmehr gesammelt, und dank des redlich erkämpften Sieges in der Sinsheimer Arena konnten sie den Abstand zur TSG Hoffenheim auf atemberaubende zehn Zähler ausbauen.

Mit größtmöglicher Willensstärke triumphierten die "Lilien" vor 26 231 Zuschauern, auch der Führungstreffer war Resultat eines Kraftaktes: Bei einer Ecke von Tobias Kempe bedrängte Sandro Wagner den TSG-Keeper Oliver Baumann, der gelangte nur unzureichend an den Ball, "Lilien"-Kapitän Aytac Sulu gewann den Luftkampf gegen Niklas Süle und köpfte aus drei Metern Entfernung ein. Freilich, auch Glück war im Darmstädter Spiel. Beim entscheidenden 0:2 (85.) prallte ein Schuss von Sebastian Rudy vom Oberkörper des Schiedsrichters ab, Kempe nahm dankbar den Ball auf, passte zu Slobodan Rajkovic, der nur noch das Füßchen hinhalten musste.

Das schockierende 0:2 löste bei der TSG prompt eine Trainerdiskussion aus. Nur acht Punkte in zehn Partien kann der in der Not geholte Huub Stevens vorweisen. "Die Zahlen sind ungenügend", gab Hoffenheims Profifußball-Direktor Alexander Rosen zu. Dennoch: "Ein Trainerwechsel ist kein Thema. Es gibt keine Alternative zum Weitermachen."

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