1899 Hoffenheim: Kein Bruch nach der ersten Niederlage

1899 Hoffenheim ist trotz des Ausscheidens im Pokal für die anstehenden schweren Aufgaben gerüstet

27.10.2016 UPDATE: 28.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Anthony Modeste (r.) schießt die Hoffenheimer in der Verlängerung aus dem Pokal. Foto: APF

Von Achim Wittich

Köln. Adam Szalai ließ beim Eintreten in den Kabinentrakt einen Urschrei los. Das böse F...-Wort fiel, doch die Wut des Ungarn war nur allzu verständlich. Hatte Hoffenheims eingewechselter Stürmer doch beim aufregenden Pokalkampf den Kölnern in der 122. (!) Spielminute das vermeintliche 2:2 eingeschenkt. Doch Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb ließ es nicht zum finalen Elfmeterkrimi kommen, entschied auf eine Abseitsposition. Über diese Entscheidung wurde in den Stadionkatakomben der RheinEnergie-Arena nachher genauso heftig diskutiert, wie über den 2:1-Siegtreffer der Rheinländer durch Anthony Modeste zu Beginn der Verlängerung. Der ehemalige Hoffenheimer hätte sich über eine Abseitsentscheidung von Korb jedenfalls nicht beschweren dürfen.

Doch trotz der unglücklichen Umstände und des frühen Ausscheidens präsentierten sich die Kraichgauer als anständige Verlierer. "Der Schiedsrichter hat eine gute Leistung gebracht, mal abgesehen von der Szene kurz vor Ende der Verlängerung", meinte Kapitän Sebastian Rudy - lächelte dabei allerdings verständlicherweise etwas gequält. Vielmehr waren er und seine Kollegen stolz auf das Geleistete: "Es war ein großer Kampf von zwei starken Mannschaften, wir sind nicht verdient ausgeschieden", meinte Innenverteidiger Benjamin Hübner, der mit seinem ersten Pflichtspieltor die TSG in Führung gebracht hatte (8.). Und Torwart Oliver Baumann traf den Nagel auf den Kopf: "Diese Niederlage ändert nichts an unserer Gesamtsituation." Im Herbst 2017 präsentiert sich der Dorfverein nach einem dreiviertel Jahr unter der Anleitung von Trainer Julian Nagelsmann als gefestigte Einheit, die über ein vielversprechendes Entwicklungspotenzial verfügt.

Stöger: "Hoffe" oben festsetzen

Gegen die noch einen Schritt weiter voran gekommenen Geißbock-Profis bestimmte 1899 fast die komplette erste halbe Stunde, ließ sich kurz vor der Pause etwas aus dem Rhythmus bringen, um in der zweiten Hälfte und der Verlängerung voll dagegenzuhalten.

Kölns Trainer Peter Stöger machte auf der Pressekonferenz unmissverständlich deutlich, was er vom Gegner in Zukunft erwartet: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Hoffenheimer Mannschaft oben in der Tabelle festsetzen wird." Und weiter: "Wir waren zum Teil ein wenig ein Panikorchester, was aber auch mit der Qualität des Gegners zu tun hat."

Nagelsmann ("Ein tolles Spiel") hatte trotz des K.o. wenig Grund zum Hadern, ärgerte sich allerdings - ohne das Kind beim Namen zu nennen, über "ein, zwei Situationen", in denen seine Schützlinge die in Köln eh’ schon emotionalen Fans so richtig in Rage gebracht hatten. Angesprochen darf sich dabei der ansonsten vorzügliche Kerem Demirbay fühlen, der mit einer unnötigen Schwalbe (Gelb/33.) erst für mächtig Aufruhr auf den Rängen sorgte und die FC-Spieler zu noch mehr Schaffenskraft anstachelte.

Doch auch das ist ein Prozess, den die junge TSG-Mannschaft durchleben muss. Nadiem Amiri (20) hätte in der 84. Minute "Hoffe" in die nächste Runde schießen müssen, der ansonsten so blendende Techniker vergab aber fast kläglich. Nagelsmann zeigte Verständnis: "Er macht eben immer alles im Vollgas-Modus, muss sein Spiel noch etwas ökonomischer gestalten", gibt der Coach seinem Nachwuchsspieler ausreichend Zeit, um an seinen Defiziten zu arbeiten.

Der jüngste Bundesliga-Coach betont immer wieder, dass weniger der Blick auf die Tabelle, als vielmehr die Entwicklung des Teams absolut vordergründig sei. "Wir hatten in den letzten Jahren zu viele Schwankungen und wollen uns weiter stabilisieren", sagt Nagelsmann und sieht die Pokal-Bezwinger aus der Domstadt als Vorbild an. "Da wollen wir hinkommen."

Am Sonntag (15.30 Uhr/live auf Sky) gegen die Berliner Hertha und anschließend beim FC Bayern warten schwere Aufgaben. Doch Nagelsmann ist zuversichtlich: "Es wird nach dieser Niederlage keinen Bruch geben."

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