Mann gesteht nach 28 Jahren Mord in Karlsruhe

1987 wurde eine junge Italienerin in Karlsruhe ermordet. Der mutmaßliche Täter stellte sich 28 Jahre nach der Tat in Basel.

05.10.2015 UPDATE: 06.10.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Erinnerung an eine 28-jährige Studentin: der Gedenkstein im Hardtwald. Foto: Uli Deck/dpa

Von Volker Knopf

Karlsruhe. Es ist eine Tat, an die sich die Menschen aus Karlsruhe und Region mit Schrecken erinnern. Am 21. Juni 1987 wurde die 25-jährige Italienerin Antonella Bazzanella im Hardtwald auf grausame Weise ermordet. Zur Tatzeit fand ein Konzert von Tina Turner im Wildpark-Stadion nur einige Hundert Meter vom Ort des Verbrechens entfernt statt. Zunächst vermutete die Polizei den Täter unter den rund 40 000 Konzertbesuchern. Auch ein Ritualmord wurde in Betracht gezogen. So fanden zu jener Zeit unweit des kleinen Tempels im Schlosspark immer wieder obskure Treffen statt, wie Fahnder berichteten.

Die tragische Geschichte der Antonella Bazzanella berührte die Menschen. Eine junge Frau aus Trient in Norditalien, die im Sommer 1987 für einige Monate in einer Eisdiele im Stadtteil Durlach aushalf. Anschließend wollte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester in Italien beginnen. Auf einer Radtour zum Rhein begegnete sie im Hardtwald ihrem Mörder. Das Mordopfer wurde mit einer Kordel an einem Baum gefesselt, vor der Tatausführung gequält und schließlich erdrosselt. Auch wenn letztlich keine Vergewaltigung stattfand, sei der Mord sexuell motiviert gewesen sein, hieß es aus Ermittlerkreisen. Ein Gedenkstein, der von der Italienischen Katholischen Mission errichtet wurde, erinnert heute am Tatort an Bazzanella.

Trotz einer Belohnung von damals 15 000 D-Mark und rund 130 Hinweisen aus der Bevölkerung wurde der Täter nie gefasst. Eineinhalb Jahre existierte eine 20-köpfige Sonderkommission. Rund 600 Männer wurden überprüft - vergebens.

Nun nahm der bislang ungelöste Fall eine mehr als überraschende Wendung. Anfang des Jahres meldete sich ein mittlerweile 48-jähriger Gelegenheitsarbeiter aus der Schweiz bei einer Polizeistation in Basel und gestand den Mord. Nach fast 28 Jahren hat dem mutmaßlichen Täter das Gewissen scheinbar keine Ruhe mehr gelassen. Laut Polizei offenbarte der Mann, der nur wenige Tage nach dem Mord in Karlsruhe in die Schweiz ausreiste, eindeutiges Täterwissen. Der Mann wurde nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem sitzt er in U-Haft.

Am heutigen Dienstag wird ihm nun der Prozess gemacht. In fünf Verhandlungstagen soll dem Angeklagten die Bluttat im Hardtwald nachgewiesen werden. Der Medienandrang ist enorm.

Da der Angeklagte zum Tatzeitpunkt unter 21 Jahre alt war, wird wahrscheinlich das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen. In diesem Fall muss der geständige Beschuldigte mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.

Wie oft es vorkommt, dass ein bislang unerkannter Täter sich nach mehreren Jahrzehnten stellt? "Das ist mehr als selten. In meiner Amtszeit kann ich mich an keinen derartigen Fall erinnern", sagte Jochen Herkle, Sprecher des Landgerichts Karlsruhe.

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