Heilbronner Neckarbogen: Aus für die "Grüne Ecke"

Wieder ist ein Leuchtturmprojekt umgekippt: Rückzug für eines der innovativsten Gebäude

26.04.2016 UPDATE: 27.04.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

So innovativ wie das Gebäude im Plan aussieht wird es aber nichts: Das Projekt "Grüne Ecke" für den Neckarbogen in Heilbronn wurde jetzt kurzfristig gestrichen. Foto: Mattes Riglewski Architekten

Von Brigitte Fritz-Kador

Für manche kam die Nachricht sehr überraschend, für Insider nicht unbedingt: Ein weiterer Investor für den Neckarbogen wirft das Handtuch und es ist nicht "irgendeiner". Auch wenn das Wort vom "Leuchtturmprojekt" im Bezug auf die baulichen Entwicklungen in Heilbronn sehr abgenutzt worden ist, für die "Grüne Ecke" traf es zu. In der Meldung der Buga GmbH heißt es dazu: "Die Stadt Heilbronn und die Buga GmbH suchen einen neuen Investor für das Grundstück H 3 der Stadtausstellung Neckarbogen. Die Investorengemeinschaft "Grüne Ecke" mit dem Heilbronner Architekturbüro Mattes Riglewski und Guido Wolff hat das Grundstück zurückgegeben. Trotz intensiver Bemühungen ist es nach Aussagen der Investorengemeinschaft nicht gelungen, in der Kürze der Zeit mit weiteren Partnern die Finanzierung des Vorhabens vertraglich abzusichern."

Auch wenn man von Seiten der Buga GmbH bemüht ist, das Aussteigen von Investoren als einen relativ normalen Vorgang darzustellen. Die Tatsache, dass es sich um einen wiederholten Vorgang handelt, gibt zu denken. Immer wieder kommt dabei die Zeitknappheit ins Spiel. Die Projekte, die bisher nicht aufgegeben wurden, waren stets solche, die von vorne herein vor allem auf Wirtschaftlichkeit "bauten". Die, die aufgegeben werden, entsprachen in besonderer Weise dem Anspruch, dass der Neckarbogen eine, als "Bauausstellung" mit zukunftsweisenden Konzepten sein solle.

Ein Musterbeispiel war die "Grüne Ecke", das Gebäude erfüllte schon mit seiner begrünten Fassade den Anspruch und es sollte hier erstmals ein neuer zukunftsweisender Baustoff im Geschossbau eingesetzt werden, der Infraleichtbeton, hinter dessen dicken Mauern man in einer Atmosphäre wohnen werde, wie in einer Kirche, wie es Architekt Franz Josef Mattes schildert.

Sein Architekturbüro hat in die Entwicklung des Projektes Grüne Ecke, in dem man selber seinen Arbeitsplatz haben wollte, kaum nachvollziehbare Anstrengungen gesteckt und dabei Erfahrungen gemacht, wie viele Stolperschwellen es gibt, wenn man in Deutschland oder auch nur in Heilbronn neue Wege beschreitet. Wegen des Baumaterials, darauf legt Mattes Wert, sei der Rückzug nicht geschehen, die Trauer und Enttäuschung ist dort groß.

Auch interessant
: In 1093 Tagen eröffnet die Heilbronner Buga
: Für sechs Millionen entsteht der neue Neckaruferpark zur Buga 2019
: Heilbronner Neckarbogen: Stadtsiedlung baut jetzt auch in die Höhe
: Neckarbogen Heilbronn: Wird das gepriesene Pilotprojekt zum Spekulationsobjekt?

Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas bedauert die Entscheidung. "Es ist ein ambitioniertes Bauprojekt, das gut zur Bundesgartenschau gepasst hätte", sagt er. An der auffälligen Stelle im Baufeld H, der Ecke zum Stadtsee hin, möchte er allerdings keine Lücke in der Stadtausstellung Neckarbogen entstehen lassen. In Abstimmung mit der Stadt Heilbronn und der Baukommission soll H 3 "unter Zugrundelegung der Qualitätsansprüche aus dem Investorenauswahlverfahren und den umliegenden Planungen im bestehenden Zeitplan bebaut werden". Das Grundstück wird nun neu ausgeschrieben.

Durch den Einstieg der Stadtsiedlung "gerettet" wurde schon ein weiteres "Leuchtturmprojekt". Das neunstöckige Holzhybridhaus an der prominentesten Stelle wird nun von ihr in neuer Architektur errichtet. Ursprünglich wollte hier die Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH (WHS) Ludwigsburg nach einem Entwurf des renommierten Stuttgarter Architekten Wittfoht.

Insgesamt wurden bisher sechs Projekte zurück, bzw. neu vergeben. Neben dem Wüstenrot-Rückzug war besonders schmerzlich, auch für das soziale Gefüge des neuen Stadtteils, der Rückzug der Kirchen - aus finanziellen Gründen - mit ihrem ökumenischen Wohnprojekt für neue Wohn- und Lebensformen, einschließlich Inklusion. Das Konzept mit einem Raum der Stille und weiteren Gemeinderäume ist abgehakt, in der neuen Planung gibt es hier jetzt nur noch Studentenwohnungen, Gastronomie und Gewerbe im Erdgeschoss - geblieben sind nur die abstrahierten Kreuze in der Fassadengestaltung.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.