Dürftige Radwege-Bilanz von Verkehrsminister Hermann

Das Land soll mehr Rad fahren - Die CDU kritisiert dessen "dirigistische" Politik

16.03.2015 UPDATE: 17.03.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Im ländlichen Raum sind Radtouren oft nur Freizeitvergnügen, seltener Teil des Alltags. Das wollen die Grünen ändern. Foto: dpa

Von Andreas Böhme, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Nur 50 von mehr als 1100 Kommunen beteiligen sich aktiv an den Radwegeplänen der Landesregierung. Die hält dennoch an ihrem Ziel fest, dass bis Ende des Jahrzehnts jeder sechste Weg nicht mit Auto, Bus, Bahn oder zu Fuß unternommen wird, sondern mit dem Rad.

"Fast jeder hat ein Rad daheim, aber die wenigsten nutzen es", klagt Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und mein dabei nicht die großen Radlerstädte wie Freiburg, Karlsruhe oder Heidelberg. Dort ist das Rad ein übliches Verkehrsmittel, auf dem Land hingegen nicht. Um den Südwesten aber zu Pionierregion für nachhaltige Mobilität zu machen, wie es dem Grünen vorschwebt, brauche es mehr als Elektroautos oder Regionalbusse. Bis Ende des Jahrzehnts sollen 16 Prozent, bis zum Jahr 2030 sogar 20 Prozent aller Wege mit dem Rad unternommen werden, sagt Hermann und räumt zugleich ein, dass dies ein ambitioniertes Ziel sei.

Auf dem Weg dahin ist der Verkehrsminister auf die Kommunen angewiesen. Denn die sind es, die vornehmlich Radwege ausbauen, vernünftige Routenführungen planen und die auch noch intelligent ausschildern. 51 Gemeinden sind vorne dran, zusammengefasst in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen AGFK, die noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung ins Leben gerufen wurde.

Weit mehr als 1000 Städte und Gemeinden halten sich also noch zurück, weil sie noch keine Konzepte haben, keinen festen Ansprechpartner für das Land oder die notwendigen Eigenmittel von 50 Prozent für Investitionen nicht aufbringen wollen. Herrmann tröstet sich, dass bis auf Reutlingen immerhin alle Großstädte mitarbeiten.

Der Radverkehr gilt als Hermanns Steckenpferd, "ein nahezu erotisches Verhältnis" zu Radwegen hatte ihm CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf einmal nachgesagt. Verglichen mit dem Straßenbau sind die Aufwendungen jedoch gering: Seit dem Regierungswechsel fließen jährlich rund 23 Millionen Euro in diesen Etat, knapp das Doppelte als zuvor. In diesem Jahr werden mehr als 80 neue Radverbindungen mit einer Gesamtlänge von 77 Kilometern entlang von Landesstraßen und 31 Kilometern entlang von Bundesstraßen fertig. Ziel ist, ein alltagstaugliches Radnetz von rund 8000 Kilometern zu knüpfen. Viele Strecken bestehen bereits, manche entsprechen aber noch nicht den Mindeststandards, die unter anderem gefahrloses Begegnen und Überholen oder eine feste Fahrbahndecke vorschreiben.

Die Opposition begrüßt die Förderung des Radverkehrs, andererseits beklagt die CDU, Hermann spiele die einzelnen Verkehrsträger gegeneinander aus und finanziere Radwege zu Lasten des kommunalen Straßenbaus. Grün-Rot sei "zu dirigistisch", erklärte CDU-Verkehrsexpertin Bettina Meier-Augenstein. Auch die FDP fordert eine finanzielle Gleichbehandlung von Radwegen und Ortsumgehungen.

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