26.10.2016 UPDATE: 26.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 3 Sekunden

Der Fall Söring: Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Virginia verurteilte den deutschen Diplomatensohn aus Bonn zu zweimal lebenslanger Haft. Gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom soll er deren Eltern, den Manager Derek Haysom und dessen Frau Nancy ermordet haben. Der Fall ist so spektakulär, dass ein US-Gericht erstmals vor laufenden Fernsehkameras tagt. Heute ist Jens Söring Häftling 179212 im Buckingham Correctional Center im US-Bundesstaat Virginia.

Geboren 1966 in Bangkok, Thailand, als Sohn eines deutschen Diplomaten, erhält er mit 18 Jahren ein Hochbegabtenstipendium an der University of Virginia, einer der renommiertesten in den USA. Dort verliebt sich der unerfahrene Strebertyp in seine Kommilitonin Elizabeth Haysom. Die 20-Jährige ist exzentrisch, äußerst attraktiv und den Drogen zugetan. Als Elizabeth’ Eltern im März 1985 ermordet werden, fällt der Verdacht auf die angeblich von den Eltern missbrauchte Tochter und deren deutschen Freund.

Das ungleiche Paar flieht nach England, später nach Asien und wird im Juni 1986 in London verhaftet. Söring will Elizabeth durch ein Geständnis vor dem elektrischen Stuhl retten - im festen Glauben, er würde als Diplomatensohn in die Heimat ausgeliefert werden, wo ihm nur die Jugendstrafe droht. Ein fataler Irrtum. Bald darauf widerruft Söring und klagt bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Seiner Auslieferung wird unter der Voraussetzung stattgegeben, dass ihn in den USA nicht die Todesstrafe erwartet. In Virginia wird Jens Söring zu zweimal lebenslänglich verurteilt, Elizabeth Haysom zu 90 Jahren. Der Richter ist ein alter Freund der Opfer.

Heute mehren sich die Anzeichen, dass Jens Söring eventuell nicht der Täter ist. Ein neuer Entlastungszeuge und eine DNA-Analyse haben den Fall wieder ins Gespräch gebracht: Eine Blutspur am Tatort stammt zweifelsfrei von einem anderen Mann.