Polizei kämpfte gegen Gerüchte im Internet

Beleidigende Beiträge auf Twitter werden strafrechtlich geprüft

26.02.2017 UPDATE: 26.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden

rie. Für das Polizeipräsidium Mannheim war es am Samstag nicht nur ein Großeinsatz in Heidelberg - sondern auch online in den sozialen Medien. Direkt nachdem die Pressestelle um 18.04 Uhr erste Informationen zur Amokfahrt auf "Facebook" und "Twitter" geteilt hatte, wurde sie mit Anfragen aus dem In- und Ausland überschüttet. Während viele Nutzer sich bei der Polizei für die gute Arbeit bedankten, äußerten andere haltlose Gerüchte oder beleidigten die Polizei. So wurde bis spät in die Nacht immer wieder der Vorwurf laut, die Polizei unterdrücke Informationen zur Herkunft des Amokfahrers - oder verbreite gar absichtlich Falschmeldungen.

Doch das Presseteam der Polizei schwieg nicht einfach zu den Vorwürfen, sondern antwortete insbesondere über den Kurznachrichtendienst "Twitter" vielen Nutzern direkt - teilweise mit drastischen Worten. So bekam ein "Twitterer", der in einer wirren, mit vielen Kraftausdrücken gespickten Nachricht - dazu noch auf Englisch - behauptete, sicher zu wissen, dass der Fahrer ein Muslim sei, diese Antwort: "WTF are you talking about?". Auf Deutsch: "Über was zum Teufel reden Sie?"

Ein anderer beleidigte die Polizei direkt: "Wie sieht der Täter aus? Was für Herkunft hat der Täter? Erzählen Sie die ganze Wahrheit oder halten Sie Ihr Maul." Die Polizei blieb cool und antwortete: "Gute Kinderstube vergessen oder nie genossen? Alles zu seiner Zeit, sprich, wenn die Ermittlungen so weit sind."

Selbst nachdem die Polizei um 21.25 Uhr darüber informiert hatte, dass der Amokfahrer ein 35-jähriger Deutscher sei, ging die Spekulation über die Herkunft des Täters weiter. Und so schob das Presseteam eine Dreiviertelstunde später einen recht unmissverständlichen Beitrag hinterher: "Und nun noch einmal für alle: Tatverdächtiger: Deutscher OHNE Migrationshintergrund!"

Wie sehr das Vertrauen mancher Menschen in staatliche Stellen wie die Polizei zerstört ist, zeigte sich im Verlaufe des Abends eindrucksvoll. Einem "Twitterer", der geschrieben hatte, er wisse "von Freunden bei der Polizei", dass der Täter Flüchtling sei, antwortete die Polizei: "Nö, ist er nicht." Doch das ließ den Nutzer nicht verstummen, er schrieb: "Vertraue meinen Quellen mehr. Als Normalbürger wird man in Deutschland von offizieller Seite jedenfalls nur noch verarscht."

Die Polizei Mannheim prüft nun, ob sie gegen einige der beleidigenden oder hetzerischen Beiträge auf "Twitter" vorgehen kann. "Wir werden uns einzelne Meldungen anschauen und nach ihrem strafbaren Inhalt bewerten", sagte Polizeisprecher Norbert Schätzle am Sonntag.