Konferenzzentrum: Die Standortsuche ist fast geschafft

Die Stadtverwaltung nennt die Gegend um den Bahnhof, den Bismarckplatz und die Ernst-Walz-Brücke als Favoriten - Am heutigen Dienstag um 18 Uhr wird mit den Bürgern diskutiert

26.01.2015 UPDATE: 27.01.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Auch die Gegend um den Bismarckplatz könnten sich Heidelberger als Standort für ein Kongresszentrum vorstellen. F.:Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Erst wurde munter vorgeschlagen, dann wurde gesiebt. Und wenn heute die Stadtverwaltung ab 18 Uhr in die Stadthalle einlädt, um mit den Bürgern über den Standort für das neue Konferenzzentrum zu diskutieren, dann bringt sie 28 Vorschläge mit. Zumindest ist dies das Ergebnis, das nach gründlichem Sieben von den ursprünglich 91 Ideen der Bürger übrig blieb, die sie sechs Wochen lang bis Anfang Dezember einreichen konnten. Nach Abzug der Doppelnennungen waren es nur noch 69, elf weitere wurden aussortiert, weil die Fläche viel zu klein war (wie beim Faulen Pelz oder beim Wormser Hof) oder manches einfach nicht machbar schien (wie eine Konferenzbrücke über den Neckar oder ein Kongressschiff). "Die dann 58 Vorschläge wurden einer ersten fachlichen Bewertung unterzogen", erklärt Henning Krug vom Stadtplanungsamt, "und von denen wurden 30 mit niedrigen Bewertungen aussortiert." "Niedrige Bewertung" heißt in diesem Fall vor allem zu weit weg vom Zentrum oder vom Bahnhof - das betrifft zum Beispiel alle Konversionsflächen.

So sind es nun 28, die sich - durchaus erwartungsgemäß - um den Hauptbahnhof, den Bismarck- oder Adenauerplatz und um die Ernst-Walz-Brücke scharen:

> Standortvorschläge am Bahnhof: Hier ist die Anbindung an den Verkehr außerordentlich gut, viele Flächen sind städtebaulich unproblematisch (allerdings nicht immer verfügbar). Nur gilt diese Gegend als nicht sehr "prominent" und zu weit von der Altstadt gelegen. Im Einzelnen werden zwölf Standorte vorgeschlagen: Bahnstadt Baufeld T1 (am Bahnstadt-Bordell in der Güteramtsstraße), Baufeld Z2 (zwischen Czernyring und Halle 02), Baufeld B1 oder B2 (jeweils am südlichen Ausgang des Bahnhofs), neben dem Bahnstadt-Kino, Gelände der alten Hauptpost, Print Media Academy, Hauptsitz der Heidelberger Druckmaschinen (Kurfürstenanlage), Stadtwerke-Gelände (Kurfürstenanlage), Dreieck Ringstraße/Kaiserstraße/Kurfürstenanlage, Landfriedgelände und ehemalige Feuerwache.

> Standortvorschläge um den Bismarck- und Adenauerplatz: Dieses Areal punktet mit seiner besonders zentralen Lage und teilweise auch damit, dass das Konferenzzentrum prominent im Stadtbild platziert ist; meist ist auch die Anbindung an den Nahverkehr passabel. Das größte Problem ist allerdings, dass es hier kein unbebautes Grundstück gibt. Im Einzelnen werden zehn Standorte vorgeschlagen: Altklinikum Nordost, Seegarten/Adenauerplatz, Kurfürstenanlage/Bauhaus, Kaufhof Bismarckplatz, Stadtbücherei, Adenauerplatz/Kleine Plöck, Kleine Plöck/Sofienstraße, südlich des Adenauerplatzes, Menglerbau, Erweiterung der Stadtbücherei.

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> Standortvorschläge um die Ernst-Walz-Brücke: Hier könnte zwar ein Konferenzzentrum entstehen, das recht prominent im Stadtbild vertreten wäre; es gäbe oft auch eine Sichtbeziehung auf das, was Heidelberg ausmacht; und potenzielle Nutzer (Neuenheimer Feld) wären nicht weit. Doch nicht alle Areale sind verfügbar (oder als Grünanlagen besonders schützenswert). Sechs Standorte werden vorgeschlagen: Berliner Straße/Jahnstraße (heutiges Uni-Bauamt), Hauptverwaltung von HeidelbergCement, alte Chirurgie, Römerbad (Grünfläche am nördlichen Brückenkopf), südlich des Römerbads (direkt am Neckar) und die Grünflächen am südlichen Brückenkopf (an der Vangerowstraße).

Man sieht: Es gibt keinen Standort, der sich aufdrängt - und jeder hat seine eigenen Probleme: Vieles, was zentral ist, ist städtebaulich problematisch oder steht als Grundstück nicht zur Verfügung. Und umgekehrt: Was weiter weg vom Zentrum ist, hat wenig "Heidelberger Atmosphäre".

Was von dieser engeren Auswahl zu halten ist, sollen heute die Bürger diskutieren - und deren Bewertung wird ins weitere Vorgehen der Stadtverwaltung einfließen. Denn bis zum Mai will sie dem Gemeinderat etwa drei Vorschläge für ein neues Konferenzzentrum "mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen" (Krug) machen, worüber dann auch abgestimmt werden soll. Wer das Rennen macht, ist offen, doch es ist bekannt, dass der Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing, Mike de Vries, den Heideldruck-Hauptsitz in der Kurfürstenanlage präferiert, der mittlerweile nach der Absage von HeidelbergCement wieder auf dem Markt ist. Schließlich sei auch ein Kriterium, wo man "den Entwicklungsimpuls setzen will", sagt de Vries - und der liege nun mal im Westen und im Süden Heidelbergs. Dem OB Eckart Würzner werden starke Sympathien für den Teil des Altklinikums nachgesagt, der recht nah am Bismarckplatz ist.

Erst wenn sich der Gemeinderat für einen Standort entschieden hat, geht es ums Durchrechnen: Ist die Fläche auch verfügbar? Was ist hier machbar? Was kostet das Ganze? Wer wird es betreiben?

Mit dem bisherigen Bürgerbeteiligungsverfahren sind sowohl Krug als auch de Vries zufrieden: Man habe ein transparentes Verfahren auf den Weg gebracht, das vorurteilsfrei jedem Standort einer fairen Bewertung unterziehe. Und dank der Bürgervorschläge sei man auf Standorte gekommen, die in den Diskussionen der letzten 20 Jahre so noch nicht aufgetaucht waren. Vielleicht gibt es ja auch heute Abend schon einen ersten Fingerzeig darauf, was die Favoriten der Bürger sind.

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