Hintergrundartikel "Lernlandschaft" Gaisbergscholle

15.01.2017 UPDATE: 16.01.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Altstadt. (Kaz) "Lernlandschaft Südliche Gaisbergscholle" ist Titel des 180 Seiten starken Buches von Horst Eichler, das ein Wegbegleiter durch diese Gegend sein will. Der Autor, Jahrgang 1937, ehemals Akademischer Direktor des Geografischen Instituts der Uni Heidelberg, arbeitet im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege schon seit 1975 mit der Stadtverwaltung zusammen und seit 2007 mit dem Unesco-Geopark Bergstraße-Odenwald.

Eichler kann Zusammenhänge wunderbar erklären. Sein Buch ist in zehn Module rund um die Gaisbergscholle gegliedert. Die Themen sind: Geologie, Klima, Hydrologie, Wald, Namensgut, Siedlungen, Altwege, Wirtschaft, Militärische Orte und Weinbau. Die Entstehung der Scholle fasst er in einem Kapitel über den Grabenbruch und die Bruchstollen des Odenwalds zusammen. "Blicken wir vom Boxberg, dem Emmertsgrund oder vom Ehrenfriedhof hinunter in die Rheinebene, müsste uns schwindlig werden bei dem Gedanken, dass diese Ebene kein vom Rhein geschaffenes Tal, sondern ein steilrandiger geologischer Graben ist, dessen Sole in über 4000 Meter Tiefe vor uns liegt und dessen Boden genau aus demselben Buntsandstein besteht, aus dem die Gaisbergscholle besteht", heißt es da.

Kurz darauf ist von Bauwerken die Rede, die aus Buntsandstein entstanden und die Geologie der Gegend repräsentieren: das Schloss, die Alte Brücke, die Heiliggeistkirche, die Stadthalle. Zugleich wird nochmals der Begriff "Buntsandstein" erklärt, der die gelbliche bis violette Bänderung des ansonsten roten Gesteins mit hohem Eisengehalt beschreibe.

In seiner Lernlandschaft beschränkt sich Eichler auf die 6,5 Quadratkilometer große südliche Gaisbergscholle. "Die Landschaft, so wie wir sie heute sehen, ist nur ein Teil einer Jahrmillionen andauernden Entwicklung. Erdgeschichtliche Vorgänge haben sie ebenso geprägt wie der Mensch, der sie nutzt und verändert", schreibt Landrat Christian Engelhardt, Vorsitzender des Unesco-Geoparks Bergstraße-Odenwald. "Mit dieser Publikation motiviert der Autor die Leserinnen und Leser, die beschriebenen Lernorte in der freien Natur selbst aufzusuchen und zu erkunden", heißt im Vorwort von Oberbürgermeister Eckart Würzner.

Im Kapitel "Militärische Orte" stößt man auf einen Gedenkstein in Höhe des ehemaligen Schieß- und Truppengeländes am Saupferch-Eckweg, der an den 40. Gründungstag der ersten deutschen Kolonie "Deutsch-Südwestafrika" (das heutige Namibia) erinnert. Als der Stein 1924 gesetzt wurde, war Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg schon keine Kolonialmacht mehr.