Hintergrund - "Darm mit Charme": Ein neues Image für unseren Verdauungsschlauch

19.11.2014 UPDATE: 02.05.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Hintergrund

Der individuelle Darm: Jeder Mensch hat eine eigene Bakteriensammlung in seinem Darm. "Man könnte von uns sogar einen bakteriellen Fingerabdruck nehmen", sagt Enders. Die Darmbakterien zusammen haben 150 Mal mehr Gene als ein Mensch. Unterschieden werden drei Darmtypen: Bacteroides (viel Fleisch und gesättigte Fettsäuren als Nahrung), Prevotella (häufig bei Vegetariern), Ruminococcus (selten, tritt bei Lebensmittelunverträglichkeiten auf). Ist der individuelle Darm ermittelt, kann man auf eine ganze Serie von Eigenschaften schließen und im Krankheitsfall, aber auch vorbeugend, gezielt helfen.

Die Rolle der Darmflora: Darmbakterien zerlegen Nahrungsmittel, die wir sonst nicht aufspalten könnten. Das beeinflusst unseren Stoffwechsel. "Je näher man vom Dünndarm zum Darmausgang kommt, umso mehr Bakterien befinden sich dort pro Quadratzentimeter auf der Schleimhaut." Kommt es zur bakteriellen Überbesiedlung, treten Blähungen, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen und Darmentzündungen auf. Deshalb ist es wichtig, sich angemessen zu ernähren. Übergewicht, Diabetes und hohe Blutfettwerte sind oft auf Entzündungen zurückzuführen. Zu viel fettige Nahrung zum Beispiel führt in einen "leichten Entzündungsmodus".

Die Entleerung des Darms: Am besten nicht im Sitzen, sondern in der Hocke. Die hocksitzende Entleerung ist die vollständigste, dauert rund 50 Sekunden, im Sitzen dagegen 130 Sekunden. "Weil unser Darmverschluss-Apparat nicht so entworfen ist, dass er im Sitzen die Luke vollständig öffnet", so Enders. "In der Hocke wird der Darmkanal schön gerade, und alles kann schnurstracks raus." Hämorrhoiden, Verstopfungen und Darmkrankheiten "gibt es fast nur in Ländern, in denen man beim Stuhlgang auf eine Art Stuhl geht. Ein Grund dafür, besonders auch bei jungen Menschen, ist nicht etwa schlaffes Gewebe, sondern dass der Druck auf den Darm zu groß ist." Die Hämorrhoiden weichen dem Druck aus und stülpen sich nach außen. "Mediziner gehen davon aus, dass häufiges Pressen auf dem Klo das Risiko für Krampfadern und Schlaganfälle erhöht." Enders' Tipp: Im Sitzen hocken. Die Füße werden auf einen kleinen Hocker vor der Kloschüssel gestellt, der Oberkörper leicht nach vorn gebeugt - "alles im richtigen Winkel".