Hintergrund - Lebenslanger Bund, Kneipe und Mensur

20.11.2014 UPDATE: 26.05.2012 11:57 Uhr 53 Sekunden

Hintergrund Corps & Co.

In Heidelberg gibt es derzeit 34 Studentenverbindungen, sei es als Corps, Burschenschaften, christliche Verbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften. Geschichtlich reichen die Wurzeln studentischer Korporationen bis ins Mittelalter zurück. An den deutschsprachigen Universitäten entstanden Verbindungen im heutigen Sinn etwa ab 1800. Zunächst schlossen sich Studenten in den landsmannschaftlich geprägten Corps zusammen, zum Beispiel Borussia (Preußen) oder Suevia (Schwaben). Vor dem Hintergrund der Befreiungskriege gegen Napoleon und der Idee einer nationalen Einheit Deutschlands kam es später zur Bildung von Burschenschaften, die sich anders als die Corps als politische Organisationen verstanden und für demokratische Reformen sowie die deutsche Einigung eintraten. In diesem historischen Zusammenhang steht auch der Umgang mit (Hieb-)Waffen, den die sogenannten schlagenden Verbindungen in Heidelberg etwa ein Drittel aller Korporationen als Tradition bis heute beibehalten haben. 1817 wurde die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" gegründet.

Antisemitische Unruhen und die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand führten zum Verbot der Burschenschaften in den Karlsbader Beschlüssen von 1819. Die erste demokratische Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche von 1848 hob dieses Verbot wieder auf. In der Folge entstanden weitere Formen von studentischen Korporationen. Vor allem die Corps entwickelten sich zu Organisationen des bürgerlichen und aristokratischen Establishments.

Tritt ein Student in eine Verbindung ein, ist er für drei Semester "Aktiver" und wohnt im Verbindungshaus. Nach Ablauf dieser Zeit wird er "Inaktiver" und sucht sich seine eigene Bude, um dann nach dem Examen Mitglied der "Altherrenschaft" zu werden.