Hintergrund - Die Chronologie eines Bauwerks

27.09.2016 UPDATE: 27.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Der lange Weg zur Kabine

Im Juni 2012 machte der SVS die RNZ auf die beengte räumliche Situation in seinen Umkleiden am Sportplatz aufmerksam; diese wurde mitverantwortlich gemacht dafür, dass trotz Interesses nie eine Damen- oder Mädchenmannschaft innerhalb des Vereins aufgestellt werden konnte. Ihr Anliegen trugen die Fußballer dem Gemeinderat vor; Architekt Norbert Morast legte Vorentwürfe und eine Kostenschätzung vor, aufgrund der 400.000 Euro im 2013er Haushalt eingestellt wurden.

Im Mai 2013 stellte Morast seinen Entwurf im Gemeinderat vor. Teil der Planungen war, die alten Container, die am Platz für den Neubau standen, an eine Stelle beim Rindweg zu versetzen.

Im März 2014 wurden die Rohbauarbeiten für rund 119.000 Euro an die Schriesheimer Firma Pfeifer vergeben und im April die Elektroarbeiten für rund 43.000 Euro an die Weinheimer Firma Steidel. Im Oktober 2014 wurden folgende Aufträge erteilt: Sanitär- und Heizungsarbeiten an die Firma Erb (rund 100.000 Euro), Fensterbau an die Firma Gassert (rund 36.000 Euro), Innenputz an die Firma Burkhardt (rund 15.000 Euro) sowie Fassadenarbeiten an die Firma Freiermuth (75.000 Euro).

In der Folgezeit geriet das Projekt wegen zeitlicher Verzögerungen in die Kritik; im April 2015 nannte es FW-Fraktionssprecher Heinz Kimmel "eine ewige Baustelle".

Im Juli 2015 teilte Morast dem Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) mit, dass die ursprünglich veranschlagten Kosten von 460.000 Euro nicht zu halten seien und sich der Bau um 40.000 Euro verteuere. Grund war eine neue Statik, die es erlauben sollte, später einmal einen zweiten Stock auf das Gebäude zu setzen. Zudem sorgten neue Leerrohre sowie Hygieneauflagen wegen Legionellengefahr für die Kostensteigerung. Verantwortlich für den Stillstand der Bauarbeiten wurde damals die Ausschreibung der Fliesenarbeiten gemacht, die kein erfreuliches Ergebnis brachte. Fassade und Trockenbau seien fertig, der Innenputz müsse noch gemacht werden. Morast versprach in der Sitzung, dass die Umkleiden Ende der Ferien eingeweiht werden könnten.

Beim "Oktoberfest" 2015 des SVS machte das Wort vom "Flughafen Tempelhof" die Runde, mit dem der Umkleiden-Bau verglichen wurde.

Vor der Oktober-Gemeinderatssitzung 2015 kündigte Bürgermeister Hansjörg Höfer an: "Es ist unser Ziel, dass wir in diesem Jahr noch fertig werden." Die Kritik an den Verzögerungen verstand er nicht: "Wir waren schnell." Für die Fertigstellung beantragte er im Gemeinderat die Bereitstellung überplanmäßiger Haushaltsmittel in Höhe von 145.000 Euro, um Defizite zu decken und "Umkleidebänke" anzuschaffen. Im Juli sei mit Kosten von 503.700 Euro gerechnet worden, nun seien die Kosten auf 575.000 Euro gestiegen. Kämmerer Volker Arras machte Ausschreibungsfristen für die Verzögerungen verantwortlich, Höfer die Versetzung der alten Container und das nötige Verlegen eines neuen Stromkabels mit größerem Leitungsquerschnitt.

Im Februar 2016 kommentierte der SVS die Bauarbeiten mit Sarkasmus: "Ein Riesen-Chapeau" darauf, dass das Projekt noch vor dem 100-jährigen Vereinsjubiläum (2019) fertig geworden sei.

Beim diesjährigen Oktoberfest des SVS machte das Gerücht die Runde, der neue Kabinentrakt habe insgesamt 750.000 Euro gekostet. Stadtbaumeister Markus Foltin widersprach am 26. September auf RNZ-Anfrage energisch: Abgerechnet seien für den Neubau 469.000 Euro. Am Ende würden 500.000 Euro nicht überschritten. Bürgermeister Hansjörg Höfer räumte im Gespräch ein, dass das Projekt doch lange gedauert habe. Bereits der Planungsprozess habe sich hingezogen. (sk/cab)