Hintergrund Asylunterkunft in Rio de Janeiro

Arbeit statt Bildung für junge Flüchtlinge - Nur eine Asylunterkunft in Rio de Janeiro

23.02.2017 UPDATE: 23.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 16 Sekunden

Arbeit statt Bildung für junge Flüchtlinge - Nur eine Asylunterkunft in Rio de Janeiro

Brasilien ist kein klassisches Flüchtlingsziel. Das größte Land Südamerikas hat selbst genügend Probleme: Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, ein marodes Gesundheits- und Bildungssystem. Viele junge Brasilianer träumen davon, auszuwandern. Und doch kommen immer mehr Menschen auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben hierher. 2015 waren es 28.670 überwiegend junge Afrikaner, Syrer, Pakistaner oder Lateinamerikaner.

Das ist natürlich kein Vergleich zu Deutschland, vor allem im Verhältnis zur Größe Brasiliens. Hier leben 206 Millionen Menschen auf 8,5 Millionen Quadratkilometern. Da müsste es doch einfach sein, sich um die Flüchtlinge zu kümmern. Doch tatsächlich kümmert sich der Staat so gut wie gar nicht. Sobald ein Flüchtling den Asylantrag gestellt hat, erhält er eine Arbeitserlaubnis. Klingt erst mal gut. Aber einen Job zu finden, ist für Flüchtlinge noch viel schwieriger als für die Einheimischen. Die wenigstens sprechen Portugiesisch, Abschlüsse und Zeugnisse können sie erst anerkennen lassen, wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist. Und das kann bis zu drei Jahre dauern.

Bis dahin sind sie auf Jobs angewiesen, die keine spezielle Ausbildung voraussetzen. Viele landen in sklavenartigen Arbeitsverhältnissen. Und viele fangen irgendwann an, Essen auf der Straße zu verkaufen. Portugiesisch lernen? Den Schulabschluss nachholen? An die Uni gehen? Das alles erfordert Motivation, Eigeninitiative und Geduld von den jungen Flüchtlingen. In der Millionen-Metropole Rio de Janeiro kümmert sich eine Organisation um sie: die Caritas. Es gibt nur eine Unterkunft mit 40 Plätzen, im Hinterhof einer katholischen Kirche. Wer dort keinen Platz kriegt, hat es schwer. Die Mieten in Rio sind hoch, die Arbeitslosigkeit auch.

Warum also ausgerechnet Brasilien? Tatsächlich ist das Land selten die erste Wahl. Die meisten Flüchtlinge wären lieber in die USA oder nach Europa gegangen. Viele Afrikaner kommen auf Frachtschiffen und landen ungeplant hier. Viele Syrer haben die erleichterten Einreise-Bedingungen genutzt. Und viele andere zahlen schlicht weniger für ein brasilianisches Touristenvisum. Allen Problemen zum Trotz finden sie hier auch etwas sehr Schönes: gutherzige, hilfsbereite Menschen. (lag)