Wegen Unwetter "Elvira": Land unter in Wiesloch-Baiertal

Der heftige Regen ließ den Gauangelbach mitten im Ort über die Ufer treten - Auch ein Baukran drohte umzustürzen

30.05.2016 UPDATE: 31.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Der Gauangelbach trat gestern Morgen in Baiertal über seine Ufer, zahlreiche Feuerwehren waren im Einsatz. Foto: Rößler

Rund um Wiesloch-Walldorf. (rö) Gestern Morgen in Baiertal: Der anhaltende heftige Regen ließ den Gauangelbach über die Ufer treten, die Straße wurde überflutet, Schlamm und Wasser liefen in die Keller. Zahlreiche Feuerwehren aus der Region waren im Einsatz, auch das Technische Hilfswerk (THW) war vor Ort, der Bauhof karrte zusätzliche Sandsäcke vor die Häuser. "Unser ganzer Keller ist vollgelaufen", klagte stellvertretend für viele eine Erzieherin des Kindergartens. Später am Morgen drohte im Ortskern ein Baukran umzustürzen, der längere Zeit im Wasser stand. "Zwei Statiker haben ihn untersucht und gesagt, der muss weg", erklärte Wieslochs Bürgermeister Ludwig Sauer der RNZ. "Wir haben die anliegenden Häuser geräumt und stromlos geschaltet." Die Berufsfeuerwehr Mannheim sowie ein Spezialfahrzeug wurden angefordert, damit der Baukran gefahrlos abgebaut werden konnte. "Das ist gut über die Bühne gegangen", berichtete Ortsvorsteher Karl-Heinz Markmann.

Josef Zöllner, technischer Geschäftsführer des Abwasser- und Hochwasserschutzverbands Wiesloch (AHW), sprach von "extremen und lang anhaltenden Regenereignissen". Schon am Samstag sei die Situation am Hochwasserrückhaltebecken Hohenhardter Hof (Rückhaltevolumen: 15 500 Kubikmeter) zwischen Schatthausen und Baiertal kritisch gewesen. Doch zu diesem Zeitpunkt hielt es, wie es seine Aufgabe ist, die Wassermassen noch vom Ort fern. Als dann aber in der Nacht von Sonntag auf Montag der nächste heftige Regen folgte, waren die Äcker bereits gesättigt, das Wasser ging direkt in die Bäche und Zuläufe. "Das Becken hat getan, was es tun konnte", erklärte Zöllner, der ebenso wie viele seiner Mitarbeiter praktisch die ganze Nacht im Einsatz war. Als die Wassermenge zu groß wurde, sei der Notüberlauf erfolgt. Auch die Becken in Maisbach und Gauangelloch seien voll gewesen. "Wir können sie nur so dimensionieren, wie wir sie in der Landschaft unterbringen können", sagte Zöllner. Zumal man den Schutz vor einem sogenannten 100-jährlichen Hochwasser (plus Klimafaktor) erst erreicht habe, "wenn das komplette Ausbauprogramm fertig ist".

Wie Zöllner und der kaufmännische AHW-Geschäftsführer Rainer Reißfelder erläuterten, ist in diesem Programm noch der Bau von zwei weiteren Hochwasserrückhaltebecken in Schatthausen und Ochsenbach für 2017/18 vorgesehen. "Die beiden Becken oberhalb fehlen ja noch", sagte auch Wieslochs OB Dirk Elkemann, "außerdem war es einfach viel zu viel Regen". Das sah auch Rainer Reißfelder so: "Es ist einfach zu viel gekommen". Ohne die Rückhaltebecken, so Ortsvorsteher Markmann, "wären alle Keller abgesoffen, nicht nur einige".

Trotzdem, so OB Elkemann, müsse man sich nun zusammensetzen und die Frage klären, ob nachjustiert werden müsse. "Wir werden jetzt alle Daten auswerten", kündigte Josef Zöllner eine Aufarbeitung an. Außerdem wolle man alle Becken "so schnell wie möglich wieder leer kriegen", um für den nächsten stärkeren Regen gewappnet zu sein. Der "Notüberlauf" am Hohenhardter Hof endete gestern gegen 12 Uhr, danach entspannte sich die Lage auch in Baiertal.

Speziell für die Wieslocher Feuerwehrleute war es eine lange Nacht. Kurz nach 23 Uhr stürzte in Folge des Unwetters zwischen Wiesloch und Baiertal ein Baum auf die L 547, der zersägt und beseitigt werden musste. Um drei Uhr morgens drohte dann das Wasser beim Leimbachpark in Richtung Bahnhof Wiesloch-Walldorf über die Ufer zu treten. Die Feuerwehr konnte, unterstützt von THW und Bauhof, die Gefahr aber rechtzeitig bannen.

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Bürgermeister Ludwig Sauer entdeckte dann morgens gegen 5.30 Uhr in Baiertal, dass der Gauangelbach über die Ufer trat, und veranlasste die Alarmierung der Feuerwehr. "Das Wasser ist immer weiter angestiegen", berichtete er, "da konnte man relativ wenig machen." Im Lauf des Morgens trafen immer mehr Feuerwehren ein, neben den Kameraden aus Baiertal und Wiesloch waren auch die Wehren Malsch, Mühlhausen, Rauenberg und Leimen im Einsatz, Material - Pumpen und Ähnliches - wurde zusätzlich von den Feuerwehren Sinsheim und Waibstadt geliefert.

Weitere Vorkommnisse infolge der starken Regenfälle, die gestern von der Polizei gemeldet wurden: In Dielheim trat der Leimbach über die Ufer, es kam zu Überschwemmungen in der Bach- und Hauptstraße, zahlreiche Keller wurden überflutet. In Schatthausen wurde die Kreisstraße 4159 in Richtung Ochsenbach unterspült, im Ort selbst stellte sich die Situation ähnlich wie am Vortag da, als Wasser von den Hängen eine größere Schlammlawine durch die Oberdorfstraße in Richtung Ortsmitte gespült hatte. "Land unter", meldete Anwohner Harry Schilles, "wir haben das Gleiche wie gestern, nur weniger Schlamm".

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