Nach Angriff auf Wieslocher Eisdiele

Polizei geht von politischer Motivation aus - Polizeimitarbeiter beteiligt

Am 8. September kam es in der Wieslocher Innenstadt zu einer Schlägerei. Die Angreifer sollen fremdenfeindliche Sprüche skandiert haben.

18.09.2018 UPDATE: 18.09.2018 14:39 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden

Wiesloch. (pol/kau/pol) Nach dem Angriff auf überwiegend türkischstämmige Kunden eines Wieslocher Eiscafés in der oberen Hauptstraße geht die Polizei derzeit von einem politisch motivierten Angriff aus, wie die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Polizeipräsidium Mannheim am heutigen Dienstag mitteilen.

Sechs Männer im Alter zwischen 23 und 36 Jahren aus dem südlichen Rhein-Neckar-Kreis und dem Landkreis Karlsruhe sollen am 8. September bei einem Junggesellenabschied zunächst fremdenfeindliche Parolen skandiert und politisch motivierte Schmähgesänge von sich gegeben haben. Danach hätten sie die vor einem Eiscafé sitzenden Familien angegriffen, so die Polizei. Hierbei wurden insgesamt fünf Personen leicht bis mittelschwer verletzt.

Mehrere Beamte konnten die zum Teil massiv alkoholisierten Männer in unmittelbarer Tatortnähe vorläufig festnehmen. Die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg richtete für die Ermittlungen in der vergangenen Woche die Ermittlungsgruppe (EG) "Marktbrunnen" ein. Insgesamt 20 Kriminalbeamte aus mehreren Dezernaten arbeiten mit Hochdruck an der Rekonstruktion der Tat.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heidelberg wurden Durchsuchungsbeschlüsse gegen alle Beschuldigten erwirkt. Gegen die beiden mutmaßlichen Rädelsführer im Alter von 23 und 36 Jahren beantragte die Staatsanwaltschaft Heidelberg zudem Haftbefehle. Nach der vorläufigen Festnahme am Montagabend wurden die Verdächtigen am Dienstagvormittag der Ermittlungsrichterin beim Amtsgericht Heidelberg vorgeführt. Gegen beide wurden Haftbefehle erlassen, die jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wurden.

Gegen die Beschuldigten wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, der Sachbeschädigung, des Landfriedensbruchs, der Volksverhetzung sowie des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.

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Wie die Polizei außerdem am Dienstag mitteilt, haben die Ermittlungen ergeben, dass ein Tarifbeschäftigter der Polizei am Angriff auf die Eisdiele beteiligt war. Der Inspekteur der Polizei, Detlef Werner, informierte Innenminister Thomas Strobl darüber. "Mit dem Innenminister besteht Einvernehmen darüber, dass aus einem solchen Verhalten umgehend personelle Konsequenzen gezogen werden müssen", erklärt Werner.

Der 30-jährige Tarifbeschäftigte wurde deshalb mit sofortiger Wirkung freigestellt und von sämtlichen Aufgaben entbunden. "Die Polizei in unserem Land leistet hervorragende Arbeit. Die Menschen im Land können und sollen vollstes Vertrauen in sie haben. Gerade deshalb darf ein Einzelner nicht die gesamte Organisation diskreditieren. Nirgendwo in den Reihen der Polizei ist Platz für Straftäter oder fremdenfeindliches Gedankengut", sagte der Inspekteur der Polizei, Detlef Werner, weiter.

Ort des Geschehens

Sollten sich im Zuge des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens die Anschuldigungen gegen den 30-Jährigen erhärten, muss er mit der Entlassung aus seinem Angestelltenverhältnis rechnen.