Bad Rappenauer "Hotel am Park" kann kommen
Nach einer hitzigen Debatte ist die breite Mehrheit für das vorgestellte Konzept – Gebaut werden soll eine Vier-Sterne-Herberge von Kruck & Partner

So soll es aussehen: Das "Carehotel am Park" mit 132 Zimmer in der Salinenstraße. Integriert wird in den Gesamtkomplex die Denkmal geschützte Villa Botsch (rechts). Foto: Kruck
Bad Rappenau. (end) An den tropischen Temperaturen im klimatisierten Ratssaal kann es nicht gelegen haben. Denn die Debatte um das neue Kurhotel lief bei der zurückliegenden Gemeinderatssitzung zeitweise völlig aus dem Ruder. Und dabei sollte es eigentlich eine Sternstunde für die Kurstadt mit dem Renommee-Objekt werden.
Hintergrund
(end) "Bad Rappenau ist eine attraktive Stadt mit einer funktionierenden Infrastruktur", begründet der künftige Hotelpächter Andreas Dörschel im RNZ-Gespräch sein Engagement, das "Carehotel" zu übernehmen.
"Uns hat die Lage des geplanten Großprojekts zugesagt", betont
(end) "Bad Rappenau ist eine attraktive Stadt mit einer funktionierenden Infrastruktur", begründet der künftige Hotelpächter Andreas Dörschel im RNZ-Gespräch sein Engagement, das "Carehotel" zu übernehmen.
"Uns hat die Lage des geplanten Großprojekts zugesagt", betont er. Besonders zeigt sich der Hotelier angetan von der innerstädtischen Lage des Rappsodie, "das erspart lange Anfahrtswege für die Gäste". Darüber hinaus lobt er die gepflegten Parks und florale Umfeld, "das steigert beim Gast die Aufenthaltsqualität, er kann die sehenswerten Anlagen zu Fuß erreichen".
Handlungsbedarf sieht der 46-Jährige langfristig im alten Teil des Rappsodie, "hier sind vonseiten der Stadt einige Investitionen vonnöten", erklärt Dörschel weiter. Angst vor der Hotel-Konkurrenz in der Nachbarschaft hat er wie er sagt nicht, "wir zielen auf ein Klientel mit einer Aufenthaltsdauer zwischen vier und fünf Tagen, wir haben gegenüber den Business-Hotels ein anderes Konzept."
Das "Carehotel" in der Salinenstraße übernimmt der Pächter - wie es im Fachjargon heißt - "löffelfertig": Das bedeutet der Bauherr - in dem Fall Kruck & Partner- stellt das Gebäude einschließlich Inneneinrichtung und Inventar zur Verfügung - vom Bett bis zum Teelöffel. Der Pachtvertrag ist vorerst auf 15 Jahre geschlossen mit einer Verlängerungsoption um fünf Jahre.
Ehepaar Dörschel gehört die "Carehotels GmbH & Co. KG". Zur Unternehmensgruppe gehören die Sonnenhotels & Resorts Ferienhotellerie. Aktuell betreibt das Unternehmen mit Verwaltungssitz in Goslar/Harz zehn Hotels in Deutschland und Österreich mit 450 Beschäftigten. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16 Millionen Euro. Die Hotels werden auch über die großen Ferienanbieter (TUI) bundesweit vermarktet.
Das Carehotel in Zahlen: Vier-Sterne-Kategorie, 132 Zimmer, 262 Betten, Konferenzraum, Restaurant/Bar, Wellnessbereich, 64 Superior-Zimmer, 53 Komfort-Zimmer, 9 Deluxe-Zimmer, 4 Einzelzimmer, 2 Suiten, 10 Zimmer mit Verbindungstüren, Zimmerpreise ab 80 Euro, Zimmergröße 28 bis 35 qm, 60 Pkw-Stellplätze, geplant: 42 Mitarbeiter, Baubeginn Frühjahr/Sommer 2017, Fertigstellung Ende 2018, Fertigstellung Garage 2019, Investition 17 Millionen Euro.
Suiten, Deluxe und gehobener Komfort - das soll das "Carehotel am Park" bieten. Seit mehr als vier Jahren ist man bemüht, einen Betreiber für das repräsentative Hotel in der Salinenstraße zu gewinnen. Bislang scheuten potenzielle Hotelbetreiber das erhebliche Risiko, denn mittlerweile wird die Luft in der gehobenen Hotellerie dünner - Konkurrenzbauten in unmittelbarer Nachbarschaft wie Bad Wimpfen, Neckarsulm oder Heilbronn verschärfen den Wettbewerb.
Gebaut wird die Vier-Sterne-Herberge von Kruck & Partner. 17 Millionen Euro will der Heilbronner Investor in die Hand nehmen. Das fünfgeschossige Gebäude in der Salinenstraße bezieht die denkmalgeschützte Villa Botsch mit ein und erhält nach den Planungen einen direkten Zugang zum Rappsodie. Für den Verbindungsgang muss ein Teil der Fassade des Bades aufgebrochen werden.
Unternehmer Joachim Kruck präsentierte am Donnerstagabend erstmals in der Öffentlichkeit seinen Vertragspartner Andreas Dörschel, der das Hotel in der Salinenstraße betreiben wird. Mehr als unglücklich war allerdings bei den teils bohrenden Nachfragen über die Bonität des Pächters der Zungenschlag. Gemeinderat Robin Müller (GAL) verwies auf das stockende Hotelprojekt in Schotten/Hessen. Hier räumte Andreas Dörschel unumwunden Probleme mit dem dortigen Generalunternehmen ein. Ebenso bezog der Hotelier Stellung zu einem früheren Insolvenzverfahren, "wir haben die Schieflage aus dem Jahr 2009 überwunden und sind längst wieder stabil aufgestellt", erklärte er dem Gremium. Ebenso machte Joachim Kruck unmissverständlich klar, dass man sich seine Geschäftspartner sehr gut aussuche, "der Betreiber ist solide aufgestellt". Robin Müller argwöhnte, dass nämlich aus dem "Hotel am Park" ein großes Altenheim werden könnte, wenn es nicht so wie gewünscht läuft, "da habe ich größtes Unbehagen". Moniert wurde unter anderem von Bernd Hofmann (FDP/Freie Wähler) die kurze Zeitspanne. Denn erst ein paar Tage zuvor waren die Fraktionen in nicht öffentlicher Sitzung über das Konzept und die Person des Pächters informiert worden.
In der aufgeheizten Debatte machte Investor Kruck seinem Unmut Luft: "Ich bin erschüttert über den Umgang hier im Gemeinderat", zeigte sich der renommierte Unternehmer verärgert. Denn schließlich trage er das Risiko, "natürlich haben wir den finanziellen Hintergrund abgeklopft und den Pächter einer Bonitätsprüfung unterzogen," polterte er. In ungewöhnlich scharfer Form kritisierte auch Oberbürgermeister Blättgen die Vorhaltungen aus den Reihen des Gremiums: "Halten Sie die Mitarbeiter in der Stadtverwaltung für Idioten?", ereiferte sich das Stadtoberhaupt. Denn auch vonseiten der Stadt habe man die Solidität des Pächters überprüft, "da gibt es absolut nichts zu beanstanden." In diesem Zusammenhang hielt es der OB ebenso für unwürdig und inakzeptabel, den Pächter in aller Öffentlichkeit "in dieser Art und Weise" vorzuführen.
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Eine kurzfristige Sitzungsunterbrechung ließ die hoch gekochten Emotionen wieder etwas abkühlen. Letztlich gab auch das Renommee der Unternehmensgruppe Kruck & Partner den Ausschlag: Bei 24 Ja, zwei Nein und sechs Enthaltungen wurde das "Carehotel am Park" nach einer äußerst schwierigen Geburt auf den Weg gebracht.



