Meister Isegrim: Unbekannte Gefahr oder Glücksfall?

Spätestens seit "Rotkäppchen" fasziniert und ängstigt der Wolf die Menschen - "Nicht weglaufen"

23.11.2016 UPDATE: 24.11.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Bernd Holaschke aus Hoffenheim mit dem Wolf.

Neidenstein. (bju) Das Märchen "Rotkäppchen und der böse Wolf", kennt jeder. Es machte die Legende vom gefräßigen und hinterlistigen Isegrim unsterblich. Der Wolf selbst ist lediglich ein instinktgesteuertes Raubtier, schlau vielleicht, vor allem aber scheu. "Doch was wissen wir tatsächlich über das Wildtier?" Diese Frage stellte Fachmann Bernd Holaschke, der auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins zum Thema "Die Rückkehr des Wolfes im Südwesten" einen unterhaltsamen Vortrag präsentierte. Seit über zehn Jahre beschäftige er sich mit diesem Raubtier, so Holaschke. Den Wolf verherrlichen oder verteufeln: Beide Extreme sind nicht Holaschkes Sache. Ihm gehe es um Information. "Man wisse noch nicht, wie sich ihr Verhalten entwickelt, wenn vom Menschen für sie keinerlei Gefahr ausgeht. Das hatten wir und die Wölfe nämlich noch nicht." Denn "Canis lupus lupus" galt als ausgerottet, bis im Jahr 1996 erstmals wieder in der Lausitz Wölfe in freier Wildbahn nachgewiesen worden seien. 46 Wolfsrudel und 15 Paare seien aktuell in ganz Deutschland verteilt, wobei in Baden-Württemberg 2015 zwei Tiere Unfällen zum Opfer fielen. "Bei ihnen habt es sich wohl um wandernde Einzelwölfe gehandelt."

Der Wolf sei der mächtigste Räuber in der Nahrungskette und somit stoße die Liebe zum Natur- und Tierschutz schnell an Grenzen. Er sei längst zum Politikum geworden, meint Holaschke. In der Bevölkerung herrschen Unsicherheiten, mit welchen Gefahren möglicherweise zu rechnen seien. Der Wolf steht unter strengem Artenschutz. Während sich Naturschützer und Tierfreunde über die Wiederansiedlung der mächtigen Tiere freuen, fürchten die Schafzüchter, Landwirte und auch Jäger große Konsequenzen für die Nutz- und Wildtiere. Das wurde auch bei einigen Zuhörern deutlich, die vor allem die hohen Kosten für den Schutz zur Weidetierhaltung oder die geringen Entschädigungskosten bei gerissenen Tieren kritisierten.

Zunächst gab der Experte einen Überblick über das Leben des Wolfes, seine Verbreitung und die Symbolik des Raubtiers in anderen Ländern und zeigte chronologisch die Rückkehr des Wolfes auf. "Bei den täglichen Streifzügen kann jedes Tier rund 40 Kilometer absolvieren." Normalerweise fresse ein Wolfsrudel auch alte oder kranke Wildtiere, sodass der Räuber eine wichtige Funktion im Wald erfülle. Aber er jagt auch "energiesparend", und Schafe und andere Weidetiere lassen sich mit weniger Aufwand erlegen. Mit ein Grund, dass die Zahl der gerissenen Tiere in einigen Bundesländern stark angestiegen sei. Aber auch weil der Schutz für Weidetiere unzureichend sei.

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Was zu tun ist wenn man wirklich einem Wolf begegnet? "Respekt haben vor dem Wildtier, stehenbleiben, nicht weg- oder hinterherlaufen, langsam zurückziehen", lautet Holaschkes Tipp. Wobei der scheue Wolf wahrscheinlich schon vorher das Weite sucht.

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