Eppinger Künstlerfahnenfestival kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Im 20. Jahr seines Bestehens kehrt das Festival mit Werken von Martina Geist zu seinen Ursprüngen zurück.

20.07.2016 UPDATE: 21.07.2016 06:00 Uhr 2 Minuten

Martina Geist kontrollierte am Mittwoch gespannt, kritisch und am Ende glücklich, wie ihre Werke in der Altstadtstraße wirken. Offiziell eröffnet wird das Fahnenfestival am Sonntag um 11.15 Uhr im Stadtmuseum. Foto: Guzy

Eppingen. (rnz) Die Früchte hängen derzeit hoch in der Altstadtstraße. Und lange: Bis Mitte September bleiben sie den Eppinger erhalten. Selbst bei praller Sonne oder Regen wiegen sie sich sanft im Wind und bereichern das historische Ambiente - ganz ohne Faul- oder Müffelgefahr: Sie sind aus alten Werbebanner Eppinger Firmen geschnitten, neu zusammengenäht und bedruckt und prangen auf neun großformatigen Polyesterbannern zwischen den Fachwerkhäusern.

Hintergrund

> Martina Geist ist 1961 in Stuttgart geboren und absolvierte dort auch die Staatliche Akademie der bildenden Künste. Anschließend studierte sie in Stuttgart Geschichte, später als Stipendiatin an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. In den

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> Martina Geist ist 1961 in Stuttgart geboren und absolvierte dort auch die Staatliche Akademie der bildenden Künste. Anschließend studierte sie in Stuttgart Geschichte, später als Stipendiatin an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. In den Folgejahren erhielt sie mehrere weitere Stipendien und verschiedene Preise für ihre Werke. Als Ausdrucksmittel ihres künstlerischen Schaffens bevorzugt sie den Holzschnitt, wie ab 24. Juli in der Begleitausstellung im Stadtmuseum zu sehen sein wird. Martina Geist lebt und arbeitet in Stuttgart und ist Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg. (guz)

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Ihre Schöpferin Martina Geist wuselt gestern mit der Kamera zwischen den geparkten Autos hin und her, sucht immer wieder neue Perspektiven und ist durchaus ein wenig aufgeregt, als Mitarbeiter der Stadt die Fahnen mit dem Hubsteiger in die Höhe befördern. "Ich bin gespannt, wie’s aussieht, wenn’s hängt. Im Freien wirkt das bestimmt ganz anders als in Räumen."

Bislang hat sie die drei auf vier Meter großen Banner für das Fahnenfestival lediglich unter Atelierbedingungen begutachten können. Fast vier Monate hat sie in Stuttgart aktiv daran gearbeitet, vorab recherchierte sie unter anderem bei den Bühnenbildnern im Staatstheater in Stuttgart, wie man die verwendeten Materialien am besten be- und verarbeitet, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

In diesem Format hat sie noch nie gearbeitet, "das war eine große Herausforderung", räumt sie ein. Nähen lernte sie bereits als Kind von ihrer Mutter, mit ihrer eigenen technischen Ausstattung kam sie allerdings nicht weit - eine Industrienähmaschine musste her, und auch mit der klappte nicht immer alles auf Anhieb. "Es gab viele Versuche", blickt Geist zurück, die schon vor knapp drei Jahren als Fahnenkünstlerin für 2016 erkoren wurde. Den Titel "Fruchtfolgen" habe sie gewählt, "weil Eppingen so fruchtbar ist. Weil hier so viel wächst."

Der Recyclinggedanke, dem Geist mit ihren Collagen auf den Fahnen huldigt, gefällt Museumsleiter Peter Riek ebenso gut wie "die poetischen Kompositionen mit klaren, monochromen Formen" der Künstlerin. Das Fahnenfestival rücke mit Geists Werken im 20. Jahr wieder näher an seine Ursprüngen. Damals waren vor allem handgemachte und handbemalte Banner zu sehen. Weil damit aber nicht alle Künstler zurechtkamen, dominierten in den letzten Jahren Fotografien oder daran angelehnte Werke das Festival.

Die fruchtig-leichte Open-Air-Kunst flattert nun zwischen Pfeifferturm und der Alten Universität und lädt zum Erkunden aus verschiedenen Blickwinkeln und bei unterschiedlichem Licht ein. Mal schimmern die dünnen Stoffbahnen leicht silbern, mal strahlen sie in reinstem Weiß. Die applizierten oder bedruckten Materialien sind unterschiedlich lichtdurchlässig, sodass Vorder- und Rückseiten der Banner jeweils ein anderes Motiv zeigen.

"Gerade diese Zweiseitigkeit ist schön", befindet Riek, der das Aufhängen der Fahnen ebenso gespannt verfolgt wie die 55-jährige Künstlerin, angesichts der Hitze aber weniger wuselig und vom Schatten aus. Weniger Kunstsinn beweist da ein junger Autofahrer, der seinen Wagen mit offenem Fenster, dröhnender Musik und offensichtlicher Eile am Hubsteiger vorbeizwängt und dabei fast die noch nicht gespannte Fahne mitnimmt - quittiert von deftigen Rufen der Stadtmitarbeiter, die auch ohne diese Gefährdung in zwölf Meter Höhe ordentlich ins Schwitzen kommen.

Am Ende flattert aber auch diese Fahne mit Erdbeermotiv unversehrt in der Höhe, Riek holt die nächste und die Künstlerin ist glücklich und stolz: "Das Tanzen im Wind und der ständige Wechsel - einfach faszinierend!"

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