Sinsheim

21-Jähriger raste in Traktorheck (Update)

Der Motorradfahrer war Zeugen zufolge deutlich zu schnell unterwegs. Auf der Strecke gab es bereits mehrere schwere Unfälle.

25.10.2021 UPDATE: 26.10.2021 19:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Foto: Buchner

Von C. Beck, T. Kegel und J. Buchner

Sinsheim-Dühren/Eschelbach. Es sind Szenen, die auch am Tag danach die Menschen schwer beschäftigen: Am Montagabend ist ein 21-jähriger Motorradfahrer aus der Region tödlich verunglückt. Er prallte kurz nach dem Dührener Ortsausgang in Richtung Eschelbach in einen Traktor, das Motorrad fing Feuer. Mehrere Zeugen des Unfalls berichten, dass der Fahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war.

Eine Gruppe Kunden an der Tankstelle, die sich in Sichtweite zum Unfallort befindet, gab an, das Motorrad in der Abenddämmerung gesehen zu haben, kurz bevor sich der Unfall gegen 18.40 Uhr ereignete. Die Maschine habe bereits circa 100 Meter vor dem Ortsschild extrem beschleunigt und mehrere Fahrzeuge überholt, dann sei der Motorenlärm der Maschine abrupt abgebrochen. Weitere Augenzeugen schilderten, dass die Maschine quasi während des Aufpralls Feuer gefangen hat "und explodiert" ist. Der Traktorfahrer und weitere Ersthelfer versuchten, das Feuer mit an Bord geführten Pulverlöschern zu bekämpfen. Sie mussten im Nachgang von Seelsorgern betreut werden.

Zeugen berichteten, dass der Motorradfahrer beim Wiedereinscheren mit voller Wucht ins Heck des Traktors gekracht ist, den er wohl übersehen hatte. Er war nach Einschätzung der Rettungskräfte sofort tot. Der Unfall selbst ereignete sich circa 300 Meter außerorts, noch vor dem Abzweig in Richtung Michelfeld. Ein Fahrlehrer und Motorradfahrer, ebenfalls Kunde an der Tankstelle, schätzte, dass das Motorrad zum Zeitpunkt des Aufpralls eine Geschwindigkeit von 140 bis 160 Kilometern pro Stunde erreicht haben könnte. Das Unfallopfer fuhr eine Yamaha R1, die serienmäßig über 180 PS verfügt.

Der Traktorfahrer, der aus Dühren kommt, ist körperlich unversehrt. Er hatte eine Maschine an der Front, nicht aber am Heck. Der dunkelgrüne Traktor war nach Schilderung von Einsatzkräften mit eingeschaltetem Licht unterwegs. Manche Dührener sagen, die Lichter seien nicht besonders hell gewesen. Traktor und Motorrad wurden von der Staatsanwaltschaft Heidelberg beschlagnahmt, die Ermittlungen dauern an. Ob die Technik des Traktors und – soweit dies noch überprüfbar ist – die des Motorrads den Vorschriften entspricht, werde nun untersucht, erklärte Polizeisprecher Norbert Schätzle auf Nachfrage. Zum möglichen Unfallhergang sagte er wenig. Er wies nur darauf hin, dass die enormen Beschädigungen am Motorrad darauf schließen lassen, dass dies schnell unterwegs gewesen ist. "Die Fahrbahn ist von Trümmern übersät, am Motorrad ist fast nichts mehr ganz", sagte Sinsheims Feuerwehr-Gesamtkommandant Michael Hess, der von einem belastenden Einsatz spricht.

Am Dienstagmorgen finden sich neben der Unfallstelle zwei Rosen und zwei Kerzen, dazu eine Schachtel Zigaretten mit Feuerzeug. Zwei Männer einer Reinigungsfirma beseitigen Ölrückstände auf der Fahrbahn. Einer davon räumt ein: "Das geht mir nahe. Ich fahre selbst Motorrad." Auch in Dühren ist der Unfall Gesprächsthema Nummer 1: Viele Kunden, die in die Tankstelle kommen, sprechen Stationsleiter Ufuk Bozaci darauf an. Und auch in der Gärtnerei Sitzler nebenan wird darüber geredet: Philipp Sitzler war der erste Feuerwehrmann aus Dühren, der vor Ort war. Er und Ortsvorsteher Alexander Speer, ebenfalls bei der Feuerwehr, berichten, dass es auf der Strecke nun schon mehrere schwere Motorradunfälle gegeben hat.

Mehrere Dührener berichten, dass viele Fahrer Gas geben, wenn sie am Blitzer auf Höhe der Tankstelle vorbei sind. "Motorradfahrer fahren häufiger auf dem Hinterrad aus dem Ort", erzählt ein älterer Mann, der dort oft mit seinem Hund spazieren geht. Und Bozaci sagt: "So traurig es ist: Mich wundert es, dass so ein Unfall erst jetzt passiert."

Doch wie ließen sich solche Unfälle auf der geraden Strecke in Richtung Eschelbach künftig vermeiden? Alle, die darauf angesprochen werden, sagen, dass der Bereich baulich verlangsamt werden muss. Bozaci berichtet, er habe schon vor mehreren Jahren vorgeschlagen, dort eine Querungshilfe zu bauen. Rudi Sitzler findet, dass dort ein Kreisverkehr hingehört. Der verlangsame den Verkehr und so könne außerdem das neue Baugebiet "Bründel" angebunden werden. Der Ortsvorsteher stimmt zu und sagt: "Viele Leute trauen sich nicht, dort die Straße zu überqueren. Und mit einem Kreisverkehr wäre dieser Unfall so nicht passiert." OB Albrecht hält es für unangebracht, sich dazu zu äußern, da die Hintergründe des Unfalls noch nicht geklärt sind. Grundsätzlich verweist er darauf, dass es sich um eine Bundesstraße handelt, die nicht in städtische Zuständigkeit fällt.

Info: Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum Unfallhergang oder zur Fahrweise des Motorradfahrers im Vorfeld des Unfalls machen können. Diese sollen sich unter Telefon 0621/174-4110 melden.

Ort des Geschehens

Update: Dienstag, 26. Oktober 2021, 18.59 Uhr

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.