Windkraft Heiligkreuzsteinach: Gegner formieren sich neu

Infoabend der Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" - Initiativen wollen enger zusammenarbeiten

19.01.2017 UPDATE: 20.01.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Informierten im Gasthaus "Zur Goldenen Krone" über geplante Windkraftstandorte (v.l.): Wolfgang Roesch, Martina Gaudes, Bernhard Stay und Rainer Hofmann. Foto: kaz

Von Karin Katzenberger-Ruf

Heiligkreuzsteinach-Eiterbach. Die geplanten Windräder entlang der hessischen Landesgrenze treiben die Menschen über Heiligkreuzsteinach hinaus an. "Es formiert sich was", stellte Martina Gaudes von der vor einigen Wochen gegründeten Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" fest. Zu einem über zweistündigen Infoabend im Gasthaus "Goldene Krone" in Eiterbach waren weit über 50 Gäste gekommen.

Zur Erinnerung: Just zum Jahresende hatte das Regierungspräsidium in Darmstadt den Bau des hessischen Windparks "Stillfüssel" bei Waldmichelbach genehmigt. Ein Beschluss, der auch Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl wie der Blitz aus heiterem Himmel traf. So gehe man nicht mit Nachbarn um, sagte sie in einem Interview und meinte damit die Entscheidungsträger. Nun sieht es so aus, als würden die Bürgerinitiativen gegen den Bau von Windkrafträdern über die Landesgrenzen hinweg enger zusammen rücken.

Laut Rainer Hofmann von der Bürgerinitiative Langenthal, einem Stadtteil von Hirschhorn, gibt es im Odenwald inzwischen rund 30 Bürgerinitiativen, die verstärkt gemeinsam auftreten sollten. Peter Pilz vom gleichen "Verein" plädierte für den aktiven, gewaltfreien Widerstand, um Druck aufzubauen. Seine Initiative sei inzwischen bereit, im Kampf gegen den Bau von Windkrafträdern an ungeeigneten Standorten bis vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen, sagte er.

Eine schöne Aussicht könne man nicht einklagen, aber Verstöße gegen den Landschafts- oder Artenschutz schon, hieß es sinngemäß bei der Veranstaltung. Deshalb forderte Martina Gaudes die Gäste dazu auf, wachsam zu sein und der Bürgerinitiative über Beobachtungen in der Natur Bescheid zu geben. Schwarzstörche, Uhus, Rotmilane oder Fledermäuse gehören demnach zu den besonders geschützten Tieren.

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Was die Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" sonst noch erreichen will, erläuterte Bernhard Stay: Kulturlandschaften und Lebensräume erhalten und damit auch den "Status Quo", wie er etwa in den Richtlinien des Unesco-Geoparks definiert ist, und dadurch nicht zuletzt der "Landflucht" und den sinkenden Immobilienwerten entgegenwirken. Seiner Schilderung nach hat es sich die Initiative außerdem zur Aufgabe gemacht, die angestrebte Energiewende kritisch zu beleuchten und auf dem Weg dorthin das Einsparen von Energie zu favorisieren.

Wo das Potenzial dafür liegt, erläuterte Wolfgang Roesch genauer. Im Rhein-Neckar-Kreis seien die Bergstraßenhänge und das Neckartal bezüglich der "Bedarfsgebiete" für Windkraftanlagen nun herausgenommen, der Weiße Stein in Dossenheim oder Ursenbach aber nicht. Regelmäßige Treffen, alle vier bis sechs Wochen, Infostände am Ort und in der Region und die Vernetzung mit anderen Bürgerinitiativen sollen in Heiligkreuzsteinach den Kampf gegen die Windkraft vorantreiben. Info-Broschüren seien "in der Mache", eine Internetseite gerade eingerichtet worden, hieß es beim Informationsabend.

Wie Martina Gaudes berichtete, bekam und bekommt die Bürgerinitiative von Heiligkreuzsteinach viel Unterstützung von jener im hessischen Siedelsbrunn, die "super-aktiv" sei. Sie stellte dem Publikum den aktuellen Regionalplan des Nachbarlandes vor. Windkrafträder in der Nähe der Stiefelhütte oder des Lichtenklinger Hofes? Dafür hatten die Gäste im Saal nur ein Kopfschütteln übrig. Für die Bürgerinitiative "Greiner Eck" erläuterte Rainer Hofmann die Ereignisse der letzten Monate.

Beim nächsten Treffen in Heiligkreuzsteinach soll ein 25-Minuten-Film aus dem Hunsrück gezeigt werden. Dort gibt es besonders viele Windkrafträder. Doch diese Investitionen werden von der Bevölkerung in der ansonsten eher strukturschwachen Gegend inzwischen offenbar kritisch gesehen. Laut Martina Gaudes soll in Heiligkreuzsteinach ebenfalls ein Film entstehen, der das Geschehen dort und in der Umgebung dokumentieren soll. "Wir müssen den Wahnsinn stoppen", so Bernhard Stay.