Unbekannter Tierquäler tränkte drei Nußlocher Katzen in Bitumen
Alle drei Tiere in Nußloch - Polizei glaubt nicht an Unfall

"Achtung: Tierquäler aktiv": Rund 50 dieser Warnungen hat Holger Schenck in Nußloch aufgehängt. Foto: A. Dorn
Von Nikolas Beck
Nußloch. Für Katzenhalter ist die Vorstellung der blanke Horror: Das eigene Tier kommt von einem nächtlichen Streifzug zwar nach Hause, aber in einem jämmerlichen Zustand. Es ist verletzt, leidet und am Ende bleibt nur noch die schmerzhafte Entscheidung, den geliebten Freund von seinen Qualen zu erlösen. Für drei Familien in Nußloch ist aus diesem Albtraum Realität geworden. Wie die Polizei gestern mitteilte, hat ein Unbekannter in den letzten Wochen drei Katzen "mit einer klebrig-schmierigen Substanz in Kontakt gebracht", woraufhin die Tiere eingeschläfert werden mussten.
Eines dieser Tiere war Nemo. Ein dreieinhalb Jahre alter schwarzer Kater - um dessen Leben seine Besitzer lange und am Ende vergeblich gekämpft haben. Nemos Martyrium begann am 1. März. Als er von einem seiner Ausflüge heimkehrte, waren Ohren, Augen, Nase und Mund mit der Substanz überzogen. Sofort ging es in die Tierklinik, wo der Kater so gut wie möglich gesäubert wurde. Tagelang cremten seine Besitzer Gabriele Bräunling und Holger Schenck ihren Nemo ein, bis nach etwa einer Woche die Substanz allmählich aufplatzte. Diese haben weder die Polizei noch die Besitzer analysieren lassen, aber Schenck vermutet, es handelte sich um Bitumen. Die Haut darunter war abgestorben und löste sich auf. Als klar wurde, dass auch die Augen zu großen Schaden genommen haben, gab es für Nemo keine Rettung mehr.
"Man kann sich nicht vorstellen, welche Schmerzen das für den Kater gewesen sein müssen", sagte Holger Schenck. Anfangs habe er noch gedacht, dass es sich um einen tragischen Unfall handeln könnte. Sämtliche Baustellen im Ort sei er daraufhin abgelaufen. Doch als er mitbekam, dass in der Nachbarschaft - im Wohngebiet "Neuer Berg" oberhalb des Friedhofs - zwei weitere Katzen auf dieselbe Art und Weise zu Tode kamen, hatte er keine Zweifel mehr: Es muss ein Tierquäler sein Unwesen treiben.
Zwar ermittle man in alle Richtungen, erklärte Polizeisprecher Thomas Habermehl. Nach den derzeitigen Erkenntnissen gehe man aber tatsächlich davon aus, dass jemand gezielt die Katzen anlockt und misshandelt. Daher bittet die Polizei Zeugen, sich beim Polizeirevier Wiesloch unter Telefon 06222/57090 zu melden. Und auch Nemos Familie ist nicht untätig: Rund 50 Zettel hat sie in Nußloch aufgehängt. "Achtung: Psychopath - Tierquäler bei uns aktiv" wird darauf gewarnt. Außerdem hat Gabriele Bräunling einen Brief im Namen ihres Katers geschrieben, den sie und ihr Mann in der Nachbarschaft verteilen wollen. Sie hoffen, dass dies zum entscheidenden Hinweis führt. Und weitere Familien vom Horror, den sie durchleben mussten, verschont bleiben mögen.
Zum Download
Info: Der Brief, den Gabriele Bräunling geschrieben hat, bieten wir als PDF zum Download an.