Mauers Bürgermeister John Ehret ließ sich von Kabarettistin Solga "auf den Arm nehmen"
Kabarettistin Simone Solga frozelte "Im Auftrag Ihrer Kanzlerin" in der Sport- und Kulturhalle - und "wollte" John.
Von Jutta Trilsbach
Mauer. Eine kleine, zierliche Blondine steigt mit Akten und Handtasche unterm Arm in die Arena der Sport- und Kulturhalle. Über ihr Handy ist sie stets in Kontakt mit der "Chefin". Nun heißt es fürs Publikum, am Ring aufzupassen. Ohne Boxhandschuhe, aber dafür mit einem rasanten Mundwerk teilt Kanzlerin-Souffleuse Simone Solga ihre verbalen Treffer Schlag auf Schlag gnadenlos aus.
Quer durch alle aktuellen Themen der Politik und die täglichen Verfehlungen unserer Gesellschaft. Die Damen der Gemeindebücherei haben diese Kulturveranstaltung am Samstagabend zusammen mit der Gemeinde organisiert. Johanna Hoffmann begrüßt dazu rund 300 Gäste im Jahr der Bundestagswahl, fürs Leibeswohl sorgen die Gemeinderäte. Erst weiß die Kabarettistin nicht, wie sie die Bürger von Mauer ansprechen soll: "Wie? Was? Mauermer? Der Name ist doch Quatsch, schreiben Sie mal an ihren Bürgermeister, liebe Maueraner."
Mit leicht sächsischem Akzent verteilt Simone Solga dann ihre Spitzen auf die turbulenten Zustände in unserem Land und im Kanzleramt, die sie täglich von ihrem schönen Büro aus erlebt. Die vielfach preisgekrönte Kabarettistin, Sängerin und Schauspielerin ist die Fachfrau für alle Probleme ihrer Chefin, die kürzlich gejammert habe: "Ach, ich muss mit Donald Trump telefonieren."
Und die selbsternannte Kanzlerin-Beraterin klärt auf, dass Merkel ihre "Raute" eigentlich für sie erfunden habe: "Für mich, als ihre jahrelange Begleiterin zu internationalen Treffen, ist das ein Hinweiszeichen dafür, welcher der Politiker in der Runde für Merkel ein A….. ist." Doch nun rate sie ihrer Chefin ab, nochmal vier Jahre weiterzumachen: "Merkel muss weg, aber wer soll es denn machen, sie hat ja alle weggebissen."
Die Kabarettistin erteilt resolut der Partei "Alternative für Deutschland" und dem Rassismus in unserem Land eine Absage. Die im Jahr 1963 in Ostdeutschland geborene Künstlerin mahnt zu Demokratie und Toleranz, erzählt aus ihrem Leben in der ehemaligen DDR: "Wir müssen sagen, was wir denken und müssen ins Gespräch kommen."
Ein Flirt mit Mauers Bürgermeister John Ehret bleibt an diesem Abend in der Elsenztalgemeinde nicht aus, als sie auf ihn zu tritt und auffordert: "Greifen Sie mich mal an, schaun se mal, ich habe immer Pfefferspray dabei", frotzelt sie kritisch zu diesem Selbstverteidigungshype. Der Bürgermeister ist perplex und zögert mit Blick auf seine Ehefrau. Doch Solga provoziert weiter und lässt sich von ihm gern mal auf den Arm nehmen. Der Saal brodelt. Erst recht, als die attraktive Sängerin ins Mikro haucht: "Ich liebe den Trojaner, ein Mann, ein Pferd … John, ich will dich!"
Zum Schluss lüftet die Souffleuse in James-Bond-Manier das Geheimnis ihres Auftrags: "Ich bin aus Berlin hierher gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise in die Arabischen Emirate genehmigt ist, die Scheichs möchten Mauer gern übernehmen." Der Grund: Die Regierung habe beschlossen, in Mauer ein atomares Endlager zu bauen. Bei dieser Botschaft "flippen" zumindest die Mauermer aus, was sich in tosenden Zurufen entlädt. Aber ein Trost: "Es gibt noch die Möglichkeit, entweder nach Bammental oder Lobenfeld auszuweichen."
Beifall, Beifall und Fazit: Danke, liebe Simone Solga, für diese wachrüttelnde Achterbahnfahrt der Satire!