Meckesheim feierte den neuen Bürgermeister
Maik Brandt nutzte den Tag nach der Wahl zum Entspannen - In den nächsten Wochen bereitet er sich auf seinen neuen Beruf vor

Rund 200 Meckesheimer strömten am Sonntagabend auf den Marktplatz der Elsenztalgemeinde und erfuhren das Ergebnis der Bürgermeisterwahl aus erster Hand. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Meckesheim. "Morgen muss ich erst einmal den Rasen mähen", sagte Maik Brandt am Sonntagabend mit einem Augenzwinkern. Dass der frisch gewählte Meckesheimer Bürgermeister dies bis gestern Abend noch nicht geschafft hatte, ist nachvollziehbar.
Hintergrund
Wahlanalyse
(cm) Gerade mal 100 Stimmen machten den Unterschied: Maik Brandt wurde mit 51,6 Prozent der Stimmen gewählt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Brandt und dem seit 16 Jahren amtierenden Hans-Jürgen Moos, der 48 Prozent erreichte und keinen
Wahlanalyse
(cm) Gerade mal 100 Stimmen machten den Unterschied: Maik Brandt wurde mit 51,6 Prozent der Stimmen gewählt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Brandt und dem seit 16 Jahren amtierenden Hans-Jürgen Moos, der 48 Prozent erreichte und keinen der vier Wahlbezirke (drei "echte" und einen Briefwahlbezirk) gewann. Am knappsten war es im Bezirk 2, dessen Wahllokal im katholischen Kindergarten lag. Hier, im Westen der Gemeinde, gab es ein Patt: 333 zu 333, was umgerechnet 49,6 Prozent für beide Bewerber bedeutete. Die restlichen Prozente gingen an Personen, deren Namen die Wähler auf den Stimmzettel geschrieben haben.
Den deutlichsten Vorsprung hatte Brandt in Mönchzell mit 53,1 Prozent. Hier kam Moos auf 46,5 Prozent, obwohl er hier bei der Kandidatenvorstellung deutlich mehr Applaus erhalten hatte. Hier trennten die beiden nur 34 Stimmen. 19 Stimmen waren es im größeren Wahlbezirk 1 mit dem Wahlokal Auwiesenhalle. Hier im Osten Meckesheims endete die Wahl mit 50,9 zu 48,7 Prozent für Brandt. Deutlicher war der Brandts Vorsprung bei der Briefwahl: 47 Stimmen. Moos kam hier auf 46,7 Prozent, Brandt auf 53.
Blick auf die "sonstigen Stimmen": Zwei Wähler schrieben je die Namen von Martin Kreß und Jürgen Heß auf den Stimmzettel. Letzterer hat sich als Verkehrsexperte einen Namen gemacht und vor sechs Jahren in Bammental als Bürgermeister kandidiert. Der frühere Neidensteiner und aktuelle Eberbacher Bürgermeister Peter Reichert wohnt in Mönchzell und bekam dort eine Stimme.
Ebenfalls je eine Stimme erhielten Günter Schmidt, Michael Albert Mall, Roland Kohl, Friedrich Welz und Jürgen Köttig, der für die "Bürgergemeinschaft Meckesheimer und Mönchzeller" im Gemeinderat sitzt. Kurios: Je eine Stimme ging an "Karl Dall" und an "Carlo Pedersoli". Noch nicht gehört? Der kürzlich verstorbene Pedersoli ist besser bekannt als Bud Spencer. (redigiert: rl)
Denn der Wahlkampf war anstrengend und so nutzte der 45-Jährige den Tag nach dem sensationellen Sieg zum Entspannen: Am Nachmittag war er mit seiner Frau Arzu in der Sauna, am Abend stand ein Essen beim Spanier in Heidelberg auf dem Programm.
Anstrengend im positiven Sinne war auch die Gratulationscour für den neuen CDU-Rathauschef, der sich am Sonntag mit 51,6 Prozent der Stimmen gegen den seit 16 Jahren amtierenden Amtsinhaber Hans-Jürgen Moos (SPD) durchgesetzt hatte.
Rund 200 Bürger waren auf den Marktplatz gekommen - unzählige wollten ihrem neuen "Meister" gratulieren.
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Viele folgten ihm auch zur Wahlparty in den "Löwen". Dort durfte Brandt wieder viele Hände schütteln - auch von neuen Bürgermeisterkollegen. Für Frau Arzu - ebenfalls Polizistin - gab es gleich mehrere Blumensträuße. "Gott und die Welt" sei da gewesen, doch die Feier sei "harmonisch und mit Augenmaß" abgelaufen - so wie er auch als Bürgermeister arbeiten wolle, schmunzelt Brandt. Noch vor Mitternacht war die Party zu Ende.
"Dass es knapp wird, war mir klar", sagt Brandt zum "hauchdünnen Wahlergebnis". Ausschlaggebend sei wohl der andere Umgangsstil gewesen, den er pflegen möchte, meint der Wahlsieger.
Außerdem habe er im Wahlkampf nicht polarisiert. "Von meiner Seite aus wurde kein Porzellan zerschlagen", sagt Brandt. "Ich habe nichts zu bereuen."
Es gebe zwei Lager, aber keine Gräben. Auch mit der SPD, die Moos unterstützt hatte, werde er nun das Gespräch suchen. "Es gibt keinen Zwiespalt, das sind nette Leute", sagt Brandt. "Ich will auch diejenigen von mir überzeugen, die mich nicht gewählt haben." Ein normaler Umgang sei möglich.
Heute will der 45-Jährige aus Reichartshausen in Meckesheim "aufräumen" und seine Plakate abhängen, nachdem er gestern bereits sein privates Büro auf Vordermann gebracht hat.
Morgen tritt er dann schon wieder seinen Dienst bei der Wieslocher Polizei an. Dort werde er noch bis Mitte September arbeiten, am 1. Oktober beginnt seine Amtszeit.
Vom Landesbeamten zum "Wahlbeamten auf Zeit" zu wechseln, sei gar nicht so einfach, so Brandt. Ein Freund habe darüber sogar einmal eine Diplomarbeit geschrieben. "Ich muss mich quasi selbst entlassen", sagt Brandt.
Rat kann er sich bei Spechbachs Bürgermeister Guntram Zimmermann holen, der denselben Wechsel vollzogen hat.
In den nächsten Wochen wird Brandt in Meckesheim Termine wahrnehmen und an Sitzungen teilnehmen. "Ich wünsche mir, dass Herr Moos mich einarbeitet, kann es mir aber nicht vorstellen", sagt er.
Zeitnah will der neue Rathauschef auch nach Meckesheim ziehen. Vielleicht liest man demnächst eine Anzeige: "Bürgermeister sucht Haus".



