Nußlocher Galerie lädt zum "Lunch and Spirit"

Thema war der Lorscher Codex – Ein wichtiger Teil für Neuordnung von Zeit und Raum – Geist und Geld waren im Mittelalter vereint 

24.06.2016 UPDATE: 26.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden

Annette Kehnel. Foto: Fink

Von Roland Fink

Nußloch. Gut gewählt war die Referentin und Gesprächspartnerin zum neuerlichen Gespräch bei "Lunch and Spirit" in der Nußlocher "Galerie". Nußloch feiert die 1250 Jahre seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung, mit der Inhaberin des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Mannheim - Prof. Dr. Annette Kehnel - wurde zugleich jemand gewonnen, der in einem lutherisch-christlichen Elternaus aufgewachsen ist. Sie war damit das ideale Gegenüber von Pastoralreferent Heinrich Müller in der Reihe "Wie hältst du’s mit dem Glauben?".

Und weil Annette Kehnel auch ein Buch mit dem Titel "Geist und Geld" herausgegeben hat, lag die Diskussion nicht fern, ebenso darüber zu sprechen, ob man gut gebettet auf finanziellem Polster überhaupt kreativ sein kann, ob man kreativ sein muss, um auch weniger betucht ein auskömmliches Leben führen zu können.

Eine Biologin, die Geschichte studiert hat, dazu Wissenschaft, Religion und Glaube - geht das alles unter den berühmten einen Hut? Es geht, sehr gut sogar. "Man muss nicht Theologe sein, um Mensch zu sein", unterstrich Kehnel, um das zusammenfassend zu erwähnen. Die zahlreichen Gäste hörten aufmerksam zu. Es waren die geschickten Fragen und die nicht minder treffenden Antworten, welche dieses Zwiegespräch interessant machten.

Und um wieder auf "Geist und Geld" zurückzukommen: Ökonomie war den Mönchen und in der mittelalterlichen Religion ganz und gar nicht fremd. Im Gegenteil, es war eine Einheit. Der "homo religiosus" und der "homo oeconomicus" ergänzten sich: "Mehr als die Hälfte der Benediktsregeln beschäftigen sich mit der Organisation des Lebens, die Klöster waren christlich-wirtschaftliche Einheiten", so Annette Kehnel.

Als 764 das Kloster Lorsch gegründet wurde, war natürlich das Christentum schon im Vormarsch. "Wir waren vorher keine Heiden." Das meiste an Wissen in christlichen Quellen wurde im Nachhinein aufgeschrieben, beispielsweise aus der keltischen Epoche und dem keltischen Leben. Annette Kehnel muss das wissen, hat sie doch 1995 am Trinity College in Dublin promoviert und später habilitiert mit einer Arbeit über die Franziskaner auf den Britischen Inseln vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Schon unter den Kelten wurden Kinder mit einem halben Jahr fremd betreut in anderen Familien: "Es wurden damit Freundschaften geschlossen, um Kriege zu vermeiden." Die Vielehe existierte dort, genauso aber unter Mose, Abraham oder Jakob.

"Das Problem war die Schriftlosigkeit, das änderte sich mit der Christianisierung." Diese Aufnahme und Niederschrift von Rechtsbezügen anderer Völker, wie eben der Kelten oder der Römer, diese Gegenüberstellung von Interpretationsmustern im Zusammenleben, um daraus mit dem Christentum eine zeitgemäße Form der Gesellschaft entstehen zu lassen, das war kennzeichnend für die Epoche. Als "neue gesellschaftliche Organisation, eine Neuordnung von Zeit und Raum". Der Lorscher Codex (vgl. Hintergrund) und damit auch die Niederschrift über Schenkungen aus Nußloch ist Teil dieser Dokumente des Klosters Lorsch.

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