Der SV Sandhausen feiert 100. Geburtstag

Den Grundstein legten fußballverrückte Jungs mitten im Ersten Weltkrieg - Profifußball erforderte die komplette Neuausrichtung

27.05.2016 UPDATE: 28.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden

Hansi Flick gibt am Hardtwald Autogramme. Das war 1985 nach dem Spiel des SV Sandhausen gegen den FC Bayern. Die Münchner hatten Flick vom SV abgeworben und bedankten sich mit einem sogenannten Ablösespiel.

Von Roland Fink

Sandhausen. Ein richtiges Stadion mit richtigen Tribünen und mit einen blitzeblanken Rasen, über den gut trainierte Sportler flitzen, die vom Hauptberuf nur eines sind: Fußballer. Von solch einem Szenario, wie es zum bundesdeutschen Profifußball gehört, hatte im August 1916 niemand zu träumen gewagt. Damals formierten sich fußballverrückte junge Männer, um den SV Sandhausen aus der Wiege zu heben. Sein 100. Jubiläum feiert der Zweitligist am kommenden Freitag im Kreis geladener Gäste in der Festhalle Sandhausen. Für die RNZ ist dies der Anlass, einen Blick in die Chronik zu werfen.

Dass die Vereinsgründung mitten im Ersten Weltkrieg ein mutiger Schritt war, ist unbestritten. Die damit einhergehende Zuversicht und der nach vorne gerichtete Blick kennzeichnen den Verein noch heute. Denn auch schon damals ließ sich der SV nicht durch Widrigkeiten von seinem Ziel abbringen - er hatte keinen eigenen Sportplatz. Doch er ließ nicht locker und fand schlussendlich gegenüber des heutigen Alten Wasserwerks sein sportliches Domizil. Das ist dort, wo die "Schwarzweißen" heute in der zweiten Bundesliga in ihrem Stadion und auf mehreren Trainingsplätzen dem Sport nachgehen können. Wo aber seit jeher auch Jugendarbeit und Nachwuchsförderung stattfindet.

Jeder Klub fängt irgendwann ganz klein an, das war beim SV nicht anders. 1922 wurde die Meisterschaft in der C-Klasse errungen, sieben Jahre später war man Spitzenreiter in der A-Klasse. Die Fußballer setzten ihren Siegeszug fort, in der Saison 1930/31 wurden die Kicker Meister in der Kreisklasse. Es floss Geld in die Vereinskasse, der angepachtete Waldsportplatz konnte endlich eingezäunt werden. Der Aufstieg in die Gauliga, der damals höchsten deutschen Fußballklasse, folgte. Mannschaften wie der SV Waldhof, VfL Neckarau, VfR Mannheim oder Phönix Ludwigshafen sorgten auch in den Folgejahren für einen spannenden Spielbetrieb.

Das Kriegsende markierte eine Zäsur. Fußball gespielt wurde in der damals neu gegründeten Sportgemeinschaft Sandhausen. Doch 1951 erfolgte der eigenständige Wiederbeginn des SV Sandhausen. Zum ersten Vorsitzenden wurde der langjährige aktive Spieler Walter Reinhard gewählt, der von 1954 bis 1981 auch Bürgermeister der Gemeinde war. Das Sportheim wurde 1951 eingeweiht, sieben Jahre später wurde das Hardtwald-stadion den Spielern übergeben.

Namhafte Fußballmannschaften liefen in Sandhausen auf, die Erfolge, aber auch die Niederlagen und damit die entsprechenden Tabellenränge kennzeichnen die weiteren sportlichen Jahre. Bundesligisten und deren Top-Spieler sorgten über Jahrzehnte immer wieder für ein volles Stadion - ob Liga- oder Pokalspiele: Der SV Sandhausen entwickelte sich zu einer festen Größe in der deutschen Fußballlandschaft.

Die Saison 2007/2008, die letzte des SV Sandhausen in der Regionalliga Süd, schloss der Verein auf dem Tabellenplatz fünf ab. Das bedeutete aber auch die Qualifikation für die neu gegründete dritte Profi-Liga. Die Neuausrichtung auf hohem Niveau ging einher mit anspruchsvollen Vorgaben, was Organisation und Sporteinrichtungen anbelangt. Hier stellte die Vereinsführung bereits früh die Weichen. Das zahlte sich aus: Im April 2012 schaffte der SV Sandhausen den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse in Deutschland mit Trainer Gerd Dais. Der Autokorso durch Sandhausen ist vielen noch in Erinnerung.

Und erneut galt: Wer bundesweit oben mitspielt, der muss Bedingungen erfüllen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verlangte Ligatauglichkeit auch in baulicher Hinsicht. Das Stadion und die Infrastruktur mussten angepasst werden. Ein Unterfangen, das ohne die zahlreichen Freiwilligen nicht zu stemmen gewesen wäre. Die Sponsoren nicht zu vergessen, die finanzielle Unterstützung bieten.

Dass nicht nur Tore, sondern auch Glück zum Fußballspiel gehören, das musste das Team um SV-Präsident Jürgen Machmeier ebenso erfahren. Der Abstieg aus der zweiten Liga drohte, nur dank des Lizenzentzugs des MSV Duisburg blieb der SV Sandhausen zweitklassig. Alois Schwartz, seit 2013 erfolgreicher Trainer, machte diese Zitterpartie dann wieder vergessen.

Der sportliche Erfolg hat dennoch viele Väter. Dazu gehören Führungspersönlichkeiten wie der langjährige Vorstand Erich Balles und natürlich die Familie Machmeier, die den SV Sandhausen wahrlich lebt. Seit 16 Jahren ist Jürgen Machmeier Vorstandsvorsitzender und Präsident des Jubelvereins. Mit ihm als Verantwortlichem an der Spitze hat der SV Sandhausen neben den baulichen Strukturen auch die notwendige Organisation geschaffen, um auch in Zukunft Bundesligist zu sein.

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