Bürgermeisterwahl Neckargemünd: Wenn der 43-Prozent-Mann dem 40-Prozent-Mann hilft
Die Kandidaten trafen sich in einer Sitzung des Gemeinderates wieder - Ihr Umgang war auffällig herzlich

Noch-Bürgermeister Horst Althoff (r.) mit seinen beiden Herausforderern Frank Volk (Mitte) und Franz-Georg Scheffczyk (l.), der mittlerweile zurückgezogen hat. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. So schnell sieht man sich wieder: Genau 48 Stunden war es her, dass die drei Bürgermeisterkandidaten im großen Sitzungssaal des Rathauses das Ergebnis des ersten Wahlgangs erfahren hatten, als sie an selber Stelle am Dienstagabend wieder aufeinandertrafen. Und zwar in einer Sitzung des Gemeinderates: Horst Althoff (CDU) als Bürgermeister, Frank Volk (Freie Wähler) als Stadtrat und Dr. Franz-Georg Scheffczyk (SPD) als Rathausmitarbeiter. Da waren es auch noch drei. Denn erst gestern hat Scheffczyk seinen Rückzug für den zweiten Wahlgang erklärt.
Was schnell auffiel: Der Umgang der drei Kandidaten untereinander war freundlich bis herzlich. Alle begrüßten sich - was aber auch schon so war, bevor sie Bürgermeisterkandidaten wurden - per Handschlag und wechselten teilweise auch einige Worte. Das Verhältnis untereinander scheint offenbar nicht gelitten zu haben. Das wurde besonders deutlich, als Frank Volk vor Sitzungsbeginn von einer Windböe auf dem kleinen Balkon des Sitzungssaals ausgesperrt wurde. Die Tür fiel zu und ließ sich von außen nicht mehr öffnen. Doch Hilfe für den 40-Prozent-Mann nahte. Und zwar ausgerechnet vom 43-Prozent-Mann. Bürgermeister Horst Althoff öffnete seinem stärksten Kontrahenten die Tür und beide lachten herzlich.
Überhaupt waren die Kandidaten schon vor Sitzungsbeginn gefragte Personen. Sie nahmen Gratulationen von den Stadträten an. Und auch die hatten untereinander viel Gesprächsbedarf. Und das einzige Thema war - na klar - die Bürgermeisterwahl, die am 26. Juni in die zweite und entscheidende Runde geht. Und man hatte sich so viel zu erzählen, dass die Uhr schon deutlich nach 19 Uhr zeigte, als Bürgermeister Althoff die Sitzung eröffnete und gleich die Antwort auf die Frage gab, die sich viele stellten: Warum wurde zwei Tage nach dem ersten und zwölf Tage vor dem zweiten Wahlgang überhaupt eine Sitzung des Gemeinderates angesetzt? Dass sich der Zeitpunkt zwischen den zwei Wahlgängen und ohne neuen gewählten Bürgermeister - der Termin der Sitzung stand aber offenbar schon vor jenem der Bürgermeisterwahl fest - nicht gerade zu ausufernden Grundsatzdiskussionen eignet, zeigte schon die Tagesordnung. Diese bestand aus gerade einmal drei Punkten: Protokollgenehmigung, Bekanntgabe von nicht-öffentlichen Beschlüssen und Verschiedenes. Mehr gab es nicht. Und nicht zu vergessen die Bürgerfragestunde.
Diese sei mit ein Grund für die Sitzung gewesen, erklärte Althoff. Von den drei anwenden Bürgern kamen auch zwei zu Wort. "Wir sollten etwa alle vier Wochen tagen und die letzte Sitzung im Mai ist ausgefallen", so Althoff. Tatsächlich lag die letzte Sitzung im April fast zwei Monate zurück. Trotzdem hatten die Amtsleiter keine Themen angemeldet, so der Rathauschef. Bei den Bürgern und bei den Gemeinderäten hatten sich jedoch einige Themen wie der Verkehr in der Altstadt und die Situation des Naturbades angestaut, die auch munter zur Sprache gebracht wurden. Dass die öffentliche Sitzung schließlich 40 Minuten dauerte, damit hatte nicht nur die kleine Antonia-Frieda nicht gerechnet. Die etwas über zwei Wochen alte Tochter von Grünen-Stadträtin Lena Seidelmann protestierte im Kinderwagen lautstark. Und war dann nach kurzer Unterbrechung wohl wieder dabei, als es im nicht-öffentlichen Teil hinter verschlossenen Türen um "eine Personalsache" ging.
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Übrigens: Die nächste öffentliche Sitzung findet am 19. Juli statt. Dann ist der neue Bürgermeister gewählt, aber der alte noch im Amt. Auf jeden Fall wird diese Sitzung Horst Althoff leiten, denn seine Amtszeit geht bis zum 1. August. Und vielleicht ja auch noch länger.



