Nach den Unwettern Ende Mai: Krisenmodus ist in Dallau noch nicht abgeschaltet
Ein halbes Jahr nach dem Unwetter in Dallau sind noch nicht alle Schäden repariert. Nun ist eine Flussgebietsuntersuchung geplant.

Der Talweg in Dallau am Morgen nach dem starken Unwetter Ende Mai. Viele Schäden sind immer noch sichtbar, die Bilder der ersten Tage sind auch Bürgermeister Marco Eckl noch im Gedächtnis. Foto: privat
Von Stephanie Kern
Elztal. Die Gefühle von damals lassen ihn auch heute nicht los. Wenn man mit Bürgermeister Marco Eckl in den Ortsteilen seiner Gemeinde unterwegs ist, dann merkt man ihm an, wie sehr das Unwetter vom Mai noch präsent ist. Nicht nur, weil immer noch nicht alle Schäden beseitigt sind, sondern auch, weil Eckl die Eindrücke vom 29. und 30. Mai noch bewegen.
"Das Wochenende und die Woche sind mir so nah gegangen, das war hart", sagt Marco Eckl heute. Auf 750.000 Euro beziffert der Bürgermeister die Schäden für die Gemeinde - erst mal. "Vom Land wurden wir total im Regen stehen gelassen. Wir haben keinen einzigen Euro Zuschuss bekommen", sagt Eckl. Die Gemeinde ist auch nicht ausgleichsstockberechtigt. Somit müssen alle Schäden selbst gezahlt werden.
Aber auch die Privatleute hat es teilweise schwer getroffen, und in der Talstraße in Dallau ist immer noch nicht klar, wie viel der Ausbau der Straße kosten wird. Hier musste die Gemeinde sehr viel Kritik einstecken: Die Häuser in dieser Straße wurden teilweise schwer beschädigt, aus dem Rinnsal "Lutenbach", der eigentlich unter der Straße in einer Verdolung läuft, wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai ein reißender Bach. Selbst Autos wurden mitgerissen. Doch bevor man hier den Wiederaufbau planen kann, will die Gemeinde die Ergebnisse der Flussgebietsuntersuchung abwarten. Der Gemeinderat soll über die Vergabe dieser Untersuchung im Januar entscheiden.
Wie das Wasser im Talweg eine solche Wucht entfalten konnte, wird klar, wenn man etwas weiter rausfährt. Hier auf den Feldern hinter dem Dallauer Tierheim hat sich der Lutenbach Raum gesucht. Und je weiter das Wasser "nach vorne" - also in Richtung Dorf - kam, desto weniger Platz gab es. Der Talweg wurde zum Trichter. Die Kritik, die die "Talweger" nun an die Gemeinde richten, versteht Eckl: "Die Leute trifft es doppelt." Doch um die Erhebung der Erschließungsbeiträge komme die Gemeinde nicht herum. Die Straße ist nie "erstmalig hergestellt" worden, wie es im Amtsdeutsch heißt. Der Talweg sei einst ein einfacher Weg gewesen, der sukzessive bebaut wurde. Auch mit der Kommunalaufsicht habe man gesprochen und nach Lösungen gesucht. Marco Eckl: "Wir müssen Erschließungsbeiträge erheben." Über die Kosten will Eckl nichts sagen. "Stand heute können wir keine verlässlichen Zahlen nennen. Es hängt alles von der Verdolung ab."
Auch interessant
Am gegenüberliegenden Ende des Dorfs, an der Elzbrücke, hat es zum Beispiel Familie Bierweiler schwer getroffen. Hier gibt es eine Schutzmauer gegen Hochwasser von der Elz. Doch das Wasser kam dieses Mal von der anderen Seite. Die Mauer wurde von "innen" in die Elz gedrückt. Auf dem Weg nach Muckental fährt man an den Hochwasserschutzeinrichtungen an der Elz in Dallau vorbei. Wirkungslos waren sie bei diesem Unwetter, das gleich doppelt von oben kam: Vom Himmel und von den Höhen des Römerwegs. "Es war unvorstellbar, dass so etwas passieren könnte", sagt Marco Eckl und blickt dabei gedankenverloren aus dem Fenster.
Auch in Muckental hat das Wasser von oben einiges angerichtet. Der Weg zum Tretbecken drohte einzubrechen. Hier herrschte sofort Handlungsbedarf. Auch die Böschung musste neu gemacht werden. Im Bachbett sieht man immer noch große Brocken. Die Feuerwehr in Muckental ist selbst "abgesoffen".
Die Arbeit, die Feuerwehr, Privatleute und auch die Bauhofangestellten geleistet haben und immer noch leisten, hat Eckl beeindruckt. Auch ein halbes Jahr nach dem schweren Unwetter werden noch Gräben ausgegraben. Und gerade in Wald und Flur finden sich immer wieder Schäden. "Am Anfang haben wir da angepackt, wo es gebrannt hat", erzählt Eckl. Inzwischen wird nach und nach abgearbeitet. Dieser Tage wurde zum Beispiel endlich die Straße von Rittersbach in Richtung Heidersbacher Mühle repariert. "Wir mussten Prioritäten setzen, denn wir haben ja auch noch andere Großprojekte", so Eckl. Die Finanzierung lief über den aktuellen Haushalt (Volumen 2016: 24 Millionen Euro). Dafür musste auch mal anderes zurückgestellt werden.
Auch in Auerbach donnerte das Wasser vom Berg herunter. Einläufe wurden weggerissen. Das neue Kunstrasenspielfeld hinter dem Sportplatz wurde komplett unterspült, vom Aalbach - eigentlich ebenfalls ein Rinnsal. Der bahnte sich erst seinen Weg durch eine Scheune des hinter dem Sportgelände liegenden Hofes, dann unter die Bahnen des Kunstrasens. Die umfassende Sanierung ist nun seit ein paar Wochen abgeschlossen. 120.000 Euro hat die Reparatur gekostet. Eine kleine Mauer und einen Graben hat man zudem hinter das Spielfeld gesetzt, falls es mal wieder ein solches Ereignis gibt.
Das alles beeindruckt Marco Eckl noch heute. Den Krisenmodus hat er noch nicht ganz abgeschüttelt. "Es wird mir ewig in Erinnerung sein, das kann man nicht abschalten." Viele Menschen aus Elztal haben sich an einer Umfrage beteiligt, diese Beobachtungen fließen nun auch in die Flussgebietsuntersuchung mit ein. "Verhindern kann man ein solches Unwetter nicht. Man kann ihm nur besser begegnen", sagt Eckl. Aber eine echte Positivwirkung konnte Eckl nach dem Unwetter dennoch finden: "Die Solidarität, dass Nachbarn und Freunde mit angepackt haben, die Dankbarkeit gegenüber der Feuerwehr. Das hat mich echt beeindruckt. Und das war das einzig Schöne daran."



