Neuer Bürgermeister Martin Diblik

Aufbruchstimmung bei Amtseinführung in Billigheim

Billigheims neuer Bürgermeister Martin Diblik setzt auf ein Miteinander von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgern

23.04.2017 UPDATE: 24.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Junger Bürgermeister und junger Vater: Billigheims neuer Rathauschef Martin Diblik mit Partnerin Jana Gröber und Sohn Jannes auf dem Weg zur Amtseinführung in der Sport- und Festhalle Sulzbach. Foto: Ursula Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Billigheim/Sulzbach. Klein-Jannes hat die ganze zweistündige Amtseinführung verschlafen. Der genau 31 Tage alte Junge wird später einmal erzählt bekommen, bei was er in diesem zarten Alter am 21. April 2017 dabei war: Vater Martin Dibliks Amtseinführung als neuer Bürgermeister von Billigheim. Mit seinen 26 Lebensjahren ist auch Diblik ein Benjamin: nicht nur der Jüngste in der Bürgermeister-Runde des Neckar-Odenwald-Kreises, sondern sogar im ganzen Land.

Es war viel von Neubeginn und Anfang die Rede in der Sulzbacher Sport- und Festhalle. Formell handelte es sich um eine Gemeinderatssitzung, die von Bürgermeister-Stellvertreter Rainer Walter eröffnet und bis zu dem Punkt geleitet wurde, als mit der Vereidigung und dem Umhängen der Amtskette der Akt vollzogen war. Diblik beendete die Verpflichtungsformel mit dem Zusatz: "So wahr mir Gott helfe." Die rund 400 Gäste applaudierten. Applaudierten wenige Minuten danach spontan und gratulierten somit sich selbst, als Dr. Achim Brötel den "Bürgerinnen und Bürgern aus Allfeld, Billigheim, Katzental, Sulzbach und Waldmühlbach" attestierte, im Sinne Lichtenbergs etwas Neues gemacht zu haben. "Sie haben nämlich einen neuen Bürgermeister gewählt." Der Landrat sieht darin die "Möglichkeit zu einem wirklich unbelasteten Neuanfang."

Andere Rednerinnen und Redner ließen ebenfalls mehr oder weniger verhüllt anklingen, dass man sich mit dem Neuen einen merklichen Neubeginn in Billigheim erhofft. Rainer Walter wünschte für die "vielen Aufgaben neben Tatendrang, Schaffenskraft und Durchhaltevermögen", dass diese von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister "in einem guten Verhältnis" gelöst werden. "Seien Sie ein Meister aller Bürger!"

Vom Vertrauensvorschuss, den schon Landrat Brötel erwähnt hatte, sprach auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Alois Gerig: "Das gute Wahlergebnis möge Sie wie Rückenwind beflügeln, damit Sie ihn mit Zins und Zinseszins zurückzahlen." Ein anders Bild benutzend, wünschte er dem jungen Politikerkollegen "Feuer" - Brennmaterial gebe es in der Gemeinde ja genug.

Bundestagskollegin Dr. Dorothee Schlegel (SPD) wandte sich als Billigheimer Bürgerin an den Rathauschef mit einem Appell ans "Wir". An das jugendliche Alter Dibliks festgemacht, sah ihr Sprachbild aus dem Bankwesen so aus: "Ihre Jugend ist der Kredit, der zusammen mit dem Rückhalt von uns allen Ertragszinsen bringen wird."

Das "unscheinbare Wörtchen ‚gemeinsam‘", das Achim Brötel dick unterstrichen hatte und damit alle in der Gesamtgemeinde angesprochen wissen wollte, hatte auch Gewicht in der Rede des Kreisvorsitzenden des Gemeindetags, Thomas Ludwig (Seckach), der im Namen der Bürgermeister sprach: "Unterstützen Sie Ihr neues Gemeindeoberhaupt. Das ist ein Gemeinschaftswerk." Seine und die Unterstützung aller Bürgermeister im Kreis sowie die enge Zusammenarbeit sagte er zu.

Aufbruchstimmung und Wir-Gefühl wurden auch musikalisch beschworen. Der große Gesangverein Sulzbach hatte den Auftakt mit einem Lied gemacht, das den programmatischen Titel "Für alle" trägt. Später sangen die Herren vom MGV "Germania" verheißungsvoll von "Tagen wie diesen". Und sogar die Polka "Böhmischer Traum", die sich der frisch verpflichtete Amtsinhaber vom Musikverein Sulzbach gewünscht hatte, hält Deutungsspielraum parat. Als weiterer künstlerischer Programmpunkt zeigten sechs junge Sportlerinnen mit Einrädern, dass Balanceakte durchaus anmutig daherkommen können.

Einen offensichtlich guten Draht pflegt Martin Diblik zur Geistlichkeit. Der katholische Pater Bernard stimmte ein Schutzengel-Lied an, das nicht nur der so Gemeinte, sondern dessen Refrain der Großteil der Gäste mitsang. Sein evangelischer Kollege Oliver Schüle kann im jugendlichen Alter Dibliks nichts Negatives erkennen: "Alle klassischen Propheten des Alten Testaments waren jung." Damit der Draht zu den Schulen der Gesamtgemeinde ein guter werde, traten zwei Schulleiterinnen und zwei Schulleiter ans Mikrofon und übermittelten ihre Wünsche in Reimform.

"Wir haben sehr gut zugehört", gab Rainer Walter am Schluss Martin Diblik das Wort. Der zeigte sich als guter Zuhörer und versprach, "selbstverständlich auf ein Miteinander" zu setzen. "Jedes Gemeinwesen kann dauerhaft nur bestehen, wenn es durch gemeinsame Überzeugungen, Traditionen und Werte, durch den Bürgersinn der dort gemeinsam Lebenden getragen wird." Theodor Heuss zitierend, bildete er eine Art Rangfolge. Gemeinden seien wichtiger als der Staat, hatte einst der erste Bundespräsident festgestellt. Bürgermeister Diblik fügte hinzu, dass das Wichtigste in der Gemeinde die Bürger seien. "Und nicht etwa der Bürgermeister."

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