Wie Kachelmannwetter in Schwetzingen wirbt: Feine Ironie oder die alte Wut?

Jörg Kachelmann wirbt in Schwetzingen mit einem großen Plakat für sein Internetportal - Die dortige Polizei nahm ihn vor fünf Jahren fest

21.07.2015 UPDATE: 22.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden

Hat die Polizei etwas gegen gute Wetterpropheten? Nein, sagt sie. Foto: Kienle

Von Rolf Kienle

Schwetzingen. Sein Ruf als Wetterexperte wurde zu keiner Zeit angezweifelt: Niemand kann so bildhaft über Blumenkohlwolken und andere Wetterlagen plaudern wie der Schweizer Jörg Kachelmann. Dass er jetzt für seinen neuen Online-Wetterauftritt wirbt, ist nur naheliegend. "Weather is coming home", umschreibt er vollmundig seinen Dienst. Mit einem großen Plakat rührt er auch in Schwetzingen die Werbetrommel: "Kachelmannwetter.com - Besser als die Schwetzinger Polizei erlaubt" steht in Abänderung einer Redensart an der Wand eines Discounters an der Scheffelstraße. Und der Leser fragt sich, warum ausgerechnet die Polizei in der Spargelstadt etwas dagegen haben könnte.

Hat sie nicht. Sie hat grundsätzlich nichts gegen gute Wettervorhersagen, weder in Schwetzingen noch anderswo. Aber das Plakat macht wohl erst aus Jörg Kachelmanns Sicht Sinn. Vor gut fünf Jahren, im März 2010, fuhren Kriminalbeamte aus Schwetzingen zum Frankfurter Flughafen, um den Wettermann festzunehmen. Ein Ereignis, das sein Leben gravierend verändern sollte. Kachelmann kam gerade aus Vancouver zurück, wo er als Wetterexperte bei der Winterolympiade aufgetreten war.

Zuvor hatte eine langjährige Geliebte Anzeige gegen Kachelmann erstattet. Der Vorwurf: besonders schwere Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Kachelmann saß in Mannheim 130 Tage lang in Untersuchungshaft. Das Mannheimer Landgericht sprach ihn ein Jahr später schließlich frei. Dennoch ging Kachelmanns Ruf weitgehend den Bach runter. Als Moderator wollte ihn bei den TV-Sendern niemand mehr sehen.

Das treibt den 57-Jährigen offenbar auch fünf Jahre nach der Festnahme noch um, wie die Feststellung "Besser als die Schwetzinger Polizei erlaubt" vermuten lässt. Die Polizei selbst nimmt’s "sportlich gelassen", wie Heinz-Günter Fischer sagt. Er war seinerzeit Leiter der damaligen Kriminalaußenstelle Schwetzingen, die die Anzeige bearbeitete und die Festnahme in Frankfurt anordnete. Auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim kann keinen Anstoß nehmen an dem Plakat. Es sei nicht beleidigend; man habe keinen Anlass, dagegen etwas zu unternehmen, sagte er auf RNZ-Anfrage. Kurzum: Es gibt keinen polizeirelevanten Vorgang.

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Die Passanten vor dem Discounter in Schwetzingen gingen gestern teilweise laut lesend an dem Plakat vorbei, einen Reim darauf schien sich kaum jemand machen zu können. Allenfalls stellte man sich die Frage, warum Kachelmann das Thema nicht endlich ruhen lässt. Oder hat er es möglicherweise gar ironisch gemeint? Für ein Späßchen war er früher ja schon mal zu haben.

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