Staatsanwaltschaft Heidelberg präsentierte spektakuläre Fälle aus dem Rhein-Neckar-Kreis

Vier davon kommen demnächst vor Gericht: Die Beute mit dem Taxi transportiert 

08.03.2017 UPDATE: 09.03.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 20 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Von Alexander Albrecht

Rhein-Neckar. Wenn die Staatsanwaltschaft Heidelberg so wie gestern zur Jahrespressekonferenz einlädt, stellt sie traditionell ihre interessantesten Fälle vor. Hier sind die aus dem Rhein-Neckar-Kreis:

Schuss auf Wüterich

Völlig in Rage ist ein Mann Mitte September 2016 in Dossenheim, als er sich auf offener Straße mit der Mitarbeiterin einer Jugendhilfeeinrichtung anlegt. Grund sind Regelungen, wann und wie oft er seine Kinder sehen darf. Die Frau ruft die Polizei. Der Vater zerschlägt eine leere Glasflasche und soll drohend auf einen der Beamten zugegangen sein. Dabei habe er "Wenn ihr meine Kinder wegnehmen wollt, müsst ihr mich erschießen" und "Ich stech dich ab" gebrüllt. Die Beamten fordern den Mann auf, die Flasche fallen zu lassen und stehen zu bleiben. Doch der nähert sich weiter. Der Polizist greift zur Waffe und schießt dem Angreifer in den Oberschenkel. Wie weitere Ermittlungen ergeben, soll er in der Vergangenheit schon dreimal Mitarbeiter der Jugendhilfe bedroht haben.

Ein Amtsarzt bescheinigt dem Mann eine schwere psychische Erkrankung, weshalb das Amtsgericht Heidelberg die Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus anordnet. Ein forensisch-psychiatrisches Gutachten kommt Ende vergangenen Jahres allerdings zu dem Ergebnis, dass er voll schuldfähig ist. Deshalb wird er "freigelassen". Die Betreuungsgerichte Heidelberg und Weinheim werden informiert und sollen Unterbringungsmaßnahmen in eigener Zuständigkeit prüfen. Gegen den Wüterich wird Anklage wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie wegen Betrugs, Bedrohung und versuchter Nötigung erhoben. Wann der Prozess startet, ist noch unklar. Das obligatorische Prüfverfahren gegen den Polizisten wird eingestellt: Er habe in Notwehr gehandelt, teilt die Staatsanwaltschaft mit.

Drogenkuriere gestoppt

Zwei Italiener müssen sich ab 20. März vor dem Landgericht Heidelberg verantworten - die beiden 42-Jährigen erwarten mehr als vier Jahre Haft. Der Vorwurf: unerlaubte Einfuhr von und Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln in erheblicher Menge. Ende September 2016 wird ihr Auto auf der A 6 in Höhe der Messe Sinsheim von Zollbeamten gestoppt. Sie entdecken im Kofferraum sage und schreibe fünf Kilogramm Kokain. Die Männer haben das Rauschgift im Auftrag eines nicht näher bekannten italienischen Drogenhändlers in Amsterdam von einem Lieferanten entgegengenommen und wollen es in ihre Heimat transportieren, wo es gewinnbringend weiterverkauft werden soll. Im Gegenzug sollte das Duo für die Kurierfahrt 3500 Euro erhalten.

Stühle auf Richter geworfen

Es geht um Lappalien bei der Jugendverhandlung vor dem Sinsheimer Amtsgericht Anfang 2016. Doch der Vater des Beschuldigten gerät völlig außer Rand und Band, beleidigt die Staatsanwaltschaft und eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe. Den Richter schreit er an, er wolle endlich wissen, "welcher Penner" seinem Sohn überhaupt eine Straftat vorwerfe. Als der Richter ein Ordnungsgeld von 100 Euro gegen den Vater verhängt, wirft dieser zwei Stühle nach ihm und einen weiteren nach der Protokollführerin.

Die Frau erleidet leichte Verletzungen an der Hand und am Daumen und zieht sich Hämatome an Ellbogen, Oberarm und Oberschenkel zu. Auch der Richter ergreift einen Stuhl, geht auf den Mann zu und kann ihn von weiteren Angriffen abhalten. Der Vater wird im Januar dieses Jahres vom Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einem Jahr und neun Monaten Haft zur Bewährung verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Von wegen Umzug

Sie kommen in der Nacht zwischen 0.30 und 3 Uhr, die zwei Einbrecher, die Ende Mai 2016 in ein Sinsheimer Einfamilienhaus einsteigen. Sie stehlen unter anderem Schmuck und drei Notebooks im Gesamtwert von mindestens 10.000 Euro. Doch wohin mit der Beute? Einer der Männer kontaktiert per WhatsApp seine damalige Freundin und fordert sie auf, ein Taxi an den Tatort zu rufen. Die Frau meldet sich auch bei einem Kumpel und bittet ihn, beim Abtransport der Ware zu helfen. Die drei Männer laden das Diebesgut in das Taxi.

Es handle sich um einen Umzug, lügen sie die Fahrerin an, und lassen sich anschließend zur Wohnung eines Täters fahren, wo sie die Beute im Keller deponieren. Alle vier werden festgenommen und angeklagt, einer davon befindet sich in Untersuchungshaft. Er soll zudem im Juni vergangenen Jahres in einem anderen Sinsheimer Anwesen Gegenstände im Gesamtwert von mehr als 13.000 Euro erbeutet haben. Im April soll der Prozess gegen das Quartett vor dem Amtsgericht Sinsheim beginnen.

Schöne Bescherung

Eine Frau aus Helmstadt-Bargen will ihren Golf GTI verkaufen und schaltet eine Anzeige. Daraufhin meldet sich ein Mann bei ihr. Die beiden treffen sich in der Wohnung der Autobesitzerin - ausgerechnet an Heiligabend 2016, nachmittags. Der Gast zeigt sich sehr interessiert an dem für rund 13.000 Euro angebotenen Pkw. Allein: Den Kaufpreis habe er nicht in bar dabei, sagt der Mann. Und verspricht, das Geld im Laufe der Woche zu besorgen. Doch damit beißt er bei der Frau auf Granit, sie lehnt den Abschluss eines Kaufvertrags und die Übergabe des Golfs ab. Der Mann erkundigt sich noch nach einem Flachbildfernsehgerät, bietet dafür 200 Euro - und sagt Adieu.

Doch er kommt kurze Zeit später zurück, die Frau und ihr Lebensgefährte haben inzwischen das Haus verlassen. Der Mann hebelt mit einem Schraubenzieher die Balkontür auf, raubt den Fernseher sowie den Fahrzeugschlüssel. Dann braust er mit dem Golf in Richtung Kaiserslautern davon. Noch am Abend stellt er Bilder von sich und dem gestohlenen Auto im Internet auf sein Instagram-Profil. Die Behörden stellen außerdem fest, dass er auf der A 5 wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt worden ist. Die Polizei nimmt ihn schließlich am 3. Januar in der Pfalz fest. Demnächst wird ihm vor dem Amtsgericht Sinsheim der Prozess gemacht.

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