Schwetzingen: Kritische Ausstellung zum Auto
Unter dem Titel "Schleudertrauma" stellt Stefan Rohrer bis 29. Mai in der Orangerie des Schlosses aus - Eigentlich wollte der Künstler Autodesigner

Schwetzingen. Auf den ersten Blick ist die neueste Ausstellung des Kunstvereins in der Orangerie des Schlossgartens amüsant. Doch wie stets bei Kunst und ihren Gestaltungsformen steckt auch im "Schleudertrauma" - so der Titel der Werkschau - von Stefan Rohrer viel ernsthafte Auseinandersetzung zum Thema "Auto".
Warum Autos? Der Bildhauer Rohrer kam über den eigentlichen Berufswunsch Autodesigner auf Umwegen zur Kunst. Er erlernte das Steinmetzhandwerk, dem ein Kunststudium folgte. Doch das Auto ließ ihn nicht los. Äußere Einflüsse führten dabei zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Autos und deren nachhaltigen Schäden für die Umwelt.
Immer auf der Suche nach Außergewöhnlichem für den Kunstverein, stieß Kurator Dr. Dietmar Schuth auf der "Art" in Karlsruhe auf Rohrer und konnte den arrivierten Künstler für Schwetzingen gewinnen. Ein idealer Ort für die Objekte ist dabei die Orangerie mit ihrem weitläufigen Raum, denn es ist Spektakuläres und Raumgreifendes zu sehen.
Der 1. Vorsitzende des Kunstvereins, Erik Schnatterer, der die zahlreichen Besucher der Vernissage begrüßte, richtete deshalb seine Dankesworte nicht nur an Kurator Schuth, sondern auch an Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, der es sich trotz eines vollen Terminkalenders am "Spargelsamstag" nicht nehmen ließ, zur Vernissage persönlich zu kommen.
In seinem Grußwort brachte es das Stadtoberhaupt unter anderem mit einem Wort des Philosophen Dr. Manfred Hinrich auf den Punkt: "Gibt es ein Leben nach dem Auto?" Angesicht der Ausstellungsstücke ganz offensichtlich "Ja", so war auch seine Meinung.
Rohrer bezieht seine Materialien aus Schenkungen alter Autos oder Motorrollern und Ersatzteilen, die er auf einem Autofriedhof ersteht. Damit macht er aus dem simplen Alltagsgerät "Auto oder Roller" ein Kunstobjekt.
Schuth ging in seiner Einführung nicht auf die Vorgehensweise Rohrers ein, sondern wies auf die emotionale, aber auch kritisch zusehende Auseinandersetzung mit Autos hin. Von sich selbst ausgehend, er ist in einer Zeit aufgewachsen, in der Umweltbewusstsein begann, eine große Rolle zu spielen, griff nun Rohrer dieses Thema in seinen Arbeiten auf.
Ein deutliches Zeichen setzte er - neben seinen Auto-Objekten - mit Bildern von Automotoren, gemalt mit Altöl. Ins Auge fällt hier zunächst der grüne "Mini Cooper", dessen Dach sich zu einer Blüte öffnet und Einzelteile für Samen und Stempel stehen. Welches Schicksal mag der "Ferrari" erlitten haben, dessen Kühlerhaube sich dynamisch ausdehnt oder auch die Roller, die mit ihrem wie aus Gummi gedehnten Korpus an tragische Unfälle erinnern könnten.
Es liegt generell viel Dynamik in den Objekten. Aparte kleinere Installationen aus Autoteilen zieren die Wände der Orangerie, die trotz aller Ästhetik durchaus kritisch betrachtete Verkehrssituationen aufweisen. Da die Objekte käuflich zu erwerben sind, könnten sie aber einem Autoliebhaber sicher als Wandschmuck willkommen sein.
Die farbliche Gestaltung und die äußerst geschmackvolle Verarbeitung der Teile beweist nicht nur das handwerkliche Können Rohrers, sondern auch seinen ausgeprägten Sinn für Design.
Info: Die Ausstellung "Schleudertrauma" mit Werken des Künstlers Stefan Rohrer ist bis 29. Mai täglich von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr in der Orangerie des Schlosses zu sehen.



