Schönauer Hühnerfautei: Künstlerbühne, Konzerthalle, Vortragssaal und Museum
Der Verein Alt-Schönau lässt hier Geschichte lebendig werden - Heute ist die "Hühnerfautei" ein kulturhistorisches Museum

Engagiert im und mit dem Verein "Alt-Schönau": (von links) Historiker Andreas Cser, 2. Vorsitzende Anne-Christel Herion-Frey und Vorsitzender Günther Hammersdorf.
Von Sabine Hebbelmann
Schönau. Das ist Geschichts-Unterricht, wie er lebendiger nicht sein könnte: Als eine Art archäologisches Schaufenster zisterziensischen und kurpfälzischen Lebens lädt das Klosterstädtchen Schönau zu einem historischen Bummel ein.
Dass dieser Ausflug in die Vergangenheit anschaulich möglich wird, darum kümmert sich seit vielen Jahren der Verein "Alt Schönau". Ein Modell in der als Museum genutzten so genannten Hühnerfautei der Stadt sowie die im Pflaster des Ortskerns erhaltenen Grundmauern und freigelegten Fundamente der Klosterkirche vermitteln eine Vorstellung von der ehemaligen Größe und Bedeutung des Klosters, das viele Jahre lang das "Hauskloster" der Wittelsbacher war.
Die Kirche war so groß, dass die Heidelberger Heiliggeistkirche - allerdings ohne Turm, denn den gab es bei den Zisterziensern nicht - in sie hineingepasst hätte. Erhalten ist auch das ehemalige Refektorium, heute in Schönau die evangelische Kirche, wo auch Grabplatten adeliger Förderer aus klösterlicher Zeit zu bewundern sind.
Nach Auflösung des Klosters fanden reformierte Glaubensflüchtlinge in Schönau Asyl. Die wallonischen Handwerkerfamilien bauten direkt auf dem Klostergelände und verwendeten als Baumaterial Steine der Klosterbauten. Daher lassen sich an vielen Häusern im Stadtkern auch noch Reste der einstigen Klosteranlage entdecken.
Die Mitglieder des Vereins Alt-Schönau lassen die spannende Geschichte Schönaus durch vielfältige Aktivitäten lebendig werden. Die Initiative zur Gründung des Vereins und zur Errichtung eines Heimatmuseums in der im Jahr 1251 erbauten Hühnerfautei stamme von ihrem Vater Werner Herion, erzählt die zweite Vorsitzende Anne-Christel Herion-Frey bei einem Rundgang mit Vereins-Vorstand Günther Hammersdorf und dem Schönauer Historiker Andreas Cser.
Dank der breiten Unterstützung aus der Bürgerschaft, dem Einsatz des damaligen Bürgermeisters Philipp Krämer und erheblicher Zuschüsse konnte das Haus von 1995 bis 1999 restauriert werden. Die Hühnerfautei gelte seither als eines der besterhaltenen Profangebäude des Hochmittelalters in Baden-Württemberg. Zum Namen "Hühnerfautei" stellt Andreas Cser klar: "Es handelte sich um ein hochherrschaftliches Gebäude, in dem der Zinsmeister residierte und Steuern und Abgaben einzog." Da diese im Mittelalter häufig aus Hühnern und anderen Naturalien bestanden, wurde er im Volksmund Hühnervogt genannt.
Gemeinsam mit dem Bürgermeister habe es Werner Herion geschafft, 50 Vereine hinter sich zu bringen, die sich bereit erklärten, 30 Prozent ihres Gewinns bei den eigens veranstalteten Altstadtfesten als finanziellen Fundus fürs Museum zu spenden, erzählt Anne-Christel herion-Frey. Leider hat ihr Vater die Sanierung und die Einrichtung des Museums nicht mehr erleben dürfen. "Nach der Sanierung hat der Verein das Museum etappenweise in Eigenleistung eingerichtet. Und man muss sagen, es braucht in Bezug auf die Qualität der Aufbereitung und Präsentation der örtlichen Geschichte den Vergleich auch mit größeren Häusern nicht zu scheuen", so der 1. Vorsitzende Günther Hammersdorf.
Zu den Glanzlichtern des Museums gehören neben der Darstellung der Geschichte des Zisterzienserordens und des Klosters Schönau zwei kunstvoll gearbeitete Schlusssteine aus den Deckengewölben des Klosters und die Reproduktionen von Federzeichnungen, die Gründung und Bau des Schönauer Klosters dokumentieren und im schönen Veranstaltungsraum ausgestellt sind.
Regelmäßig finden Wechselausstellungen mit Künstlern aus der Region, kleine Konzerte sowie Vorträge und Lesungen statt. An einem großen Monitor kann man auch virtuell auf Spurensuche gehen und gezielt einzelne Module der Multimediaschau auswählen.
Kindern und Jugendlichen zeigt der junge Novize Radulf in einer Animation das Klosterleben. Erzählt wird auch die so genannte Stiefelrevolte in Schönau, ein Aufstand der Laienbrüder, die die schwere Arbeit im Steinbruch, auf dem Feld und im Stall verrichten mussten. Und dann gibt es da noch Hildegunde von Schönau, eine hübsche junge Frau, die der Legende nach als Bruder Joseph in das Kloster Schönau eintrat. Groß soll die Trauer gewesen sein, als sie im Alter von nur 18 Jahren starb und die Mönche ihr wahres Geschlecht erfuhren.
Im zweiten Obergeschoss des Museums findet sich die neue stadtgeschichtliche Ausstellung; im Dachgeschoss schließlich ein Depot mit rund 250 kunstvoll geschnitzten so genannten Modeln, zum Teil aus dem 16. Jahrhundert, zum Bedrucken von Stoff.
In diesem Jahr hat sich der Verein Alt-Schönau am Förderwettbewerb "Heimatmuseum hat Zukunft" des Arbeitskreises Heimatpflege Regierungspräsidium Karlsruhe beteiligt - und hofft jetzt natürlich auf entsprechenden Erfolg.
Info: Kulturhistorisches Museum Hühnerfautei in Schönau. Geöffnet sonntags von 14 bis 16.30 Uhr. www.alt-schoenau.de.