Oftersheimer Wald

Wie sich Ziegen nützlich machen

Die Tiere sind im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe im Oftersheimer Wald unterwegs - Sie schaffen Licht und Raum für seltene Arten

11.04.2017 UPDATE: 12.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Sie freuen sich, dass sich die Ziegen offenbar wohlfühlen (v. l.): Hanspeter Rausch, Ziegenhirte Viktor Gretz, Oftersheims Bürgermeister Jens Geiß, Daniel Raddatz, Achim Freund, Jochen Bresch (Firma Herbana GmbH) und Jost Armbruster (Regierungspräsidium Karlsruhe). Fotos: Hebbelmann

Oftersheim. (heb) In den Oftersheimer Dünen weidet seit Neuestem eine Herde Buren-Ziegen. Ihre Aufgabe ist es, Gebüsch und Brombeeren zurückzudrängen und wieder Licht und Platz für an die Sandgebiete angepasste seltene Arten wie Sandstrohblume, Ohrlöffel-Leimkraut, Dünen-Sandlaufkäfer oder Steppenbienchen zu schaffen.

Damit soll ein ökologischer Ausgleich geleistet werden für die geplante Erweiterung der Oftersheimer Golfanlage, die in den fünfziger Jahren von den Amerikanern auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes der Wehrmacht errichtet und viele Jahre von einem amerikanischen und einem deutschen Golfclub gemeinsam genutzt wurde. Vor vier Jahren habe die Gemeinde den Golfplatz von den Amerikanern zurückbekommen und müsse für die Umgestaltung nun einen Bebauungsplan aufstellen, berichtet Bürgermeister Jens Geiß.

Zu den Oftersheimer Dünen - mit 21 Metern die höchsten Binnendünen in Baden-Württemberg - zählen unter anderem der Feldherrenhügel, die Friedenshöhe und die nun aufgelichteten Flächen des "Drei-Eichen-Buckels". Im Winter hatte der Forst der Gemeinde Oftersheim hier bereits einzelne Bäume entnommen, so dass mehr Sonnenlicht den Sandboden erreicht. Die weitere Pflege der circa vier Hektar großen Fläche im Naturschutzgebiet übernehmen nun die Ziegen im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe. "Die Strauchschicht explodiert jetzt förmlich", bemerkt Jost Armbruster, der zuständige Referatsleiter im Regierungspräsidium. Man könnte sie maschinell roden, doch das wäre teuer, aufwändig und ein großer Eingriff. Und wenn die Sträucher nur gekappt würden, wüchsen sie unter Umständen nur umso kräftiger nach.

Burenziegen sind typische Laubfresser und nicht wählerisch. Da sie auch Sträucher, Efeu und Brombeeren fressen, werden sie in der Landschaftspflege gern eingesetzt. Auch die Späte Traubenkirsche, eine gebietsfremde Problempflanze, wird nicht verschmäht.

Gegenüber der Mahd, bei der man nur Zeitpunkt und Höhe wählen könne, habe man bei der Beweidung viel mehr Möglichkeiten Einfluss zu nehmen, betont Geschäftsführer Jochen Bresch von der noch jungen Firma Herbana GmbH, die mit dem Hirten Viktor Gretz aus Eppelheim die Ziegen stellt.

Variablen seien die Tierart, die Anzahl der Tiere sowie Zeitpunkt, Dauer und Häufigkeit der Beweidung. Weitere "Betriebsgeheimnisse" verrät er auch noch: Etwa dass Ziegen zickig sind und mal dies und mal das fressen, was in der Fachsprache Abwechselungsfraß heißt und dass Esel das unerwünschte Landreitgras abweiden und als Trieb auch die Kremesbeere nicht verschmähen.

Eine Ziege hat sich auf die Hinterbeine gestellt und schält genüsslich den Stamm eines Strauches ab. "Damit schädigt sie die Pflanze weit nachhaltiger und kann sie zum Absterben bringen", so der Biologe. Damit gehe man hier den umgekehrten Weg wie bei der Pflege Schönau in Sandhausen, wo die Streu entfernt und der Sandboden freigelegt wurde. Das Ziel sei in beiden Fällen das gleiche: lichte offene Kiefernwälder, wie es sie hier vor hundert Jahren noch gab. Sein Stellvertreter Daniel Raddatz ergänzt, es sei wichtig, die isoliert gelegenen Restbestände der ursprünglichen Dünenlandschaft zu vernetzen, um einen Austausch zu ermöglichen und den Verlust von Arten zu verhindern.

Früher trug die Wanderschäferei aktiv zur Ausbreitung von Tieren und Pflanzen der Sandlebensräume bei. Im Fell der Tiere wurden Pflanzensamen und sogar kleine Heuschrecken und Schnecken von einer Fläche zur anderen transportiert. Nach den Plänen der Naturschutzverwaltung soll diese traditionelle Form der Bewirtschaftung auf den Binnendünen zwischen Schwetzingen und Sandhausen langfristig wieder Realität werden.

Bereits von 2005 bis 2011 wurden im Rahmen des Naturschutzprojektes "Badische Binnendünen" auf dem Feldherrenhügel und der Friedenshöhe Flächen aufgelichtet. Zusammen mit der nun begonnenen Pflege auf dem "Drei-Eichen-Buckel" sind sie ein weiterer Trittstein für einen zukünftigen Beweidungsverbund.

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