Wolfgang Ambros im Capitol: Keine Tendenz zur Demenz

Wolfgang Ambros hat das perfekte Rezept gegen das Vergessen gefunden: Nostalgie pur - Publikum im Capitol war begeistert

19.03.2017 UPDATE: 20.03.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Kurz vor seinem 65. Geburtstag gab Wolfgang Ambros ein Konzert im Capitol. Foto: vaf

Von Peter Wiest

Mannheim. Am Sonntag ist er 65 Jahre alt geworden. Kein Alter für einen Pop-Star der alten Schule - die sind schließlich forever young. Das hat auch Wolfgang Ambros zumindest musikalisch zwei Tage vor seinem Geburtstag bewiesen bei einem Konzert im Mannheimer Capitol. Da kokettiert er immer wieder nach Kräften mit dem Älterwerden - und das kann keiner so gut wie er mit seinem Wiener Schmäh.

Vielleicht liegt die Lust an dieser Koketterie ja auch ein bisschen daran, dass Ambros zumindest optisch die Spuren halt dann doch nicht verbergen kann, die das Leben ihm ins Gesicht geschrieben hat. Denn äußerlich wirkt er dann doch nicht mehr so fit wie in jungen Jahren, wenn er auf die Bühne schlurft. Und die Falten, die sein Antlitz durchfurchen, sprechen Bände - vom intensiven Leben eines Musikers halt. Das alles jedoch spielt keine Rolle mehr, wenn er anfängt zu singen: Dann ist Wolfgang Ambros nach wie vor voll auf der Höhe der Zeit. Zumindest für sein Publikum, das ihn mehr liebt denn je.

Sobald der Wiener Barde loslegt, sieht man nur noch selig strahlendes Lächeln um sich herum - erst recht, wenn er seine ebenso amüsanten wie unterhaltsamen Geschichten erzählt zwischen den Liedern, bei denen es immer wieder um früher geht, ums Älterwerden - und ums Überhaupt. Es ist ein nostalgischer Akt der besonderen Art, den der Wiener Musiker da vollzieht. Und der hat irgendwie etwas Magisches an sich - fast wie ein Jungbrunnen.

Es war ein kluger Schachzug, dass sich Ambros für sein neues Programm diesen Streifzug ausgesucht hat durch seine Musik der letzten viereinhalb Jahrzehnte: Ebenso simpel wie wirksam das Ganze.

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Denn alle wollen sie noch mal live hören, diese Lieder, die sie begleitet haben auf dem Weg durchs Leben - und die durch ihre Texte noch mehr als durch die Musik jeden irgendwann mal irgendwie ganz persönlich und direkt angesprochen haben. Wolfgang Ambros, das war - und ist offenbar noch immer - der Mann, der in ihre Seele schaut - und dabei den Gemütsnagel voll auf den Kopf trifft.

"Zwickt’s mi", "Corinna, Corinna", "Du bis wia de Wintasun", "Samma wieda guat", "Weiße Pferde" und natürlich der "Zentralfriedhof": Sie sind (fast) alle da, die Lieder, die die Fans mit dem Wiener Barden verbinden und hören wollen.

Musikalisch ist nichts auszusetzen an diesem Abend - zumal Ambros mit dem Tasten-Viortuosen Günter Dzikowski und dem Gitarristen und Bassisten Roland Vogl zwei wunderbare Musiker mitgebracht hat. Zwei Stunden "Schifoan" also auf einer gut gespurten Loipe der Nostalgie - was will man mehr? Auch wenn der Sänger selbst zwischendurch immer wieder Leiden und Mühsal des Älterwerdens erwähnt und seine "Tendenz zur Demenz" anstimmt - wirklich erkennen kann man die nach diesem Konzert noch nicht. Und das lässt hoffen ...

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