Luther-Pop-Oratorium in der SAP Arena verbindet Generationen und Konfessionen

Ein in jeder Hinsicht gigantisches Event in der SAP Arena - 2178 Sänger begeistern 10 000 Zuhörer

12.02.2017 UPDATE: 13.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Hier singt er, er kann nicht anders: Frank Winkels war ein überzeugender Luther-Darsteller.

Von Heike Warlich-Zink

Mannheim. "Schon beim Einsingen hatte ich Gänsehaut pur", sagt Claudia Kirchner, eine von insgesamt 2178 (!) Mitwirkenden beim Luther Pop-Oratorium, das am Samstag vor 10.000 Zuschauern und damit vor ausverkauftem Haus in der SAP-Arena aufgeführt wurde. Die jüngste Chorsängerin acht, der älteste Mitwirkende 87 Jahre alt: Das von der Stiftung Creative Kirche angestoßene Projekt verband Generationen und Konfessionen ebenso wie professionelle Musicaldarsteller mit Laiensängern von Aschaffenburg bis Lörrach, die gemeinsam mit Symphonieorchester und Rockband das Publikum schnell Teil des großen Gemeinschaftserlebnisses werden ließen.

Komponist Dieter Falk und Texter Michael Kunze ist es mit dem spektakulären Format gelungen, das 500. Jubiläumsjahr der Reformation nicht rückwärtsgewandt zu betrachten. Anstelle einer Luther-Biografie in historischen Gewändern wurde die Botschaft des Menschen Martin Luther in zeitgemäßem Bühnenoutfit ins Hier und Jetzt transportiert. Die Story handelt von aktuellen Themen wie Meinungsfreiheit, sozialer Gerechtigkeit und der Rolle der Kirche innerhalb der Gesellschaft - vom Wunsch nach Freiheit auf der einen und von Machterhaltung, Einschüchterung und Korruption auf der anderen Seite.

Das Pop-Oratorium zeigt auch auf, wie wichtig Bildung und Wissen sind, um sich eine eigene Meinung bilden zu können - und dass es Mut braucht, für diese einzutreten. Mut, den auch Luther immer wieder aufs Neue fassen musste, wie die im Musical dargestellte Gerichtsszene beim Reichstag 1521 in Worms eindrücklich offenbart. Sie ist Kern der Geschichte, die Dieter Falk in mitreißende Musik gefasst hat. Michael Kunze schrieb dazu wohltuend schnörkellose Texte, die gerade deshalb große Wirkung entfalten, die die Dinge auf den Punkt bringen und den Zuschauer von Beginn an fesseln.

"Wer ist Martin Luther?" lässt Kunze den Chor wiederholt fragen. Ein Spinner, ein Rebell, ein Ketzer gar? Und was will Martin Luther? Diese Frage beunruhigt den Papst in Rom ebenso wie den deutschen Kaiser, die umtriebigen Ablassprediger und die mächtige Bankenwelt. Und so verhören sie den Mönch aus Wittenberg in Worms gleich zweimal.

Überzeugend gelingt es Luther-Darsteller Frank Winkels, die innere Zerrissenheit des Theologieprofessors zu schildern, der auch noch vier Jahre nach seinem Thesenanschlag mit sich ringt zwischen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und seinem eigenen Gewissen. Luther zweifelt - und erst das Lesen des Römerbriefs in der Nacht vor dem zweiten Prozesstag gibt ihm seine innere Stärke zurück. Er wird nicht widerrufen, und er wird in den kommenden Jahren auf der Wartburg die hebräische Bibel und das griechische Neue Testament ins Deutsche übersetzen.

Die Songs des Pop-Oratoriums haben absolut das Zeug zum (Kirchen-)Schlager. Titel wie "Am Anfang war das Wort", "Multiplikation", "Selber denken!" und "Gotteskinder" gehen sofort ins Ohr. Auch das dürfte durchaus ein Anknüpfungspunkt an das Wirken Luthers sein...

"Seine Lieder haben sich damals auf den Marktplätzen und in den Handwerksbetrieben verbreitet wie Schlager", stellte denn auch Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh fest. Und der Mannheimer Oberbürgermeister Peter kurz sprach als Schirmherr von einem großen Ereignis seiner "Unesco City of Music" im eh schon intensiven Reformationsjahr.

Nicht nur für Chorsängerin Claudia Kirchner war das Ganze dann es ein unvergessliches Erlebnis. "Beim Singen steht man mit Wildfremden nebeneinander. Und doch macht man gemeinsam Musik, die so viele Menschen begeistert", strahlte die Mannheimerin.

Das unterstreicht auch Komponist selbst: "Der Star ist der Chor", betonte Dieter Falk. Und dieser befand sich bei Maurice Croissant und Achim Plagge in der Hand zweier hervorragender Dirigenten. "Auch für uns war das ein nicht alltägliches Erlebnis. Ich habe schon bei der Generalprobe ganz viel positive Energie gespürt", beschreibt Croissant, Bezirkskantor Pirmasens und Popularmusikbeauftragter der pfälzischen Landeskirche, seinen Eindruck.

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