Flüchtlinge im Rhein-Neckar-Kreis: Noch appelliert der Landrat an die Kommunen
Krisengipfel zum Thema "Flüchtlinge" im Landratsamt: Landrat Stefan Dallinger fordert Städte und Gemeinden zur Solidarität auf

Das Seehotel in Hemsbach soll ab der kommenden Woche als Quartier für Flüchtlinge dienen. Foto: Dorn
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. In Sachen "Flüchtlingsunterbringung" steht der Rhein-Neckar-Kreis offenbar nicht mehr nur vor einer "Herausforderung" - die aktuellen Zugangszahlen lassen vielmehr eine "Überforderung" befürchten. So muss der Landkreis allein im Monat Oktober 1138 Menschen in seinen 54 Städten und Gemeinden unterbringen. Im Vormonat waren es 696 und im August knapp 500 Personen gewesen.
Wenn man nicht kurzfristig genügend Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen könne, wiederholen Landrat-Stellvertreter Joachim Bauer und Ordnungsamtsleiter Stefan Becker seit einiger Zeit gebetsmühlenartig, bleibe wohl keine andere Möglichkeit, als weitere Kreissporthallen und sonstige kommunale Einrichtungen in Anspruch zu nehmen. Diese Androhung darf man getrost als Hilferuf interpretieren.
Man suche dringend leer stehende Objekte, die schnell bezogen und nicht noch zuvor aufwändig umgebaut oder saniert werden müssten. Ideal wären insbesondere Hallen, gewerbliche Objekte, Hotels oder Gaststätten. Doch woher nehmen? Eine "Umfrage" in den Gemeinden hat jedenfalls nicht den erhofften Erfolg gebracht. Die Bereitschaft seitens der Kommunen Objekte zu melden, war nach RNZ-Informationen nicht sehr ausgeprägt.
Am Freitag fand nun im Landratsamt eine Art Krisengipfel mit Vertretern aller 54 Städte und Gemeinden statt. Ziel des Treffens: Der Landrat wollte allen Kommunen noch einmal eindringlich bewusst machen, was auf sie zukommen wird. Die Unterbringung von Flüchtlingen sei eine gemeinsame Aufgabe, appellierte Dallinger an die Solidarität der Kreiskommunen.
"Nur wenn Kreis und Kommunen gemeinsam an einem Strang ziehen, wird es gelingen, diese große Herausforderung zu stemmen und den in Not geratenen und Asyl suchenden Menschen zu helfen", sagte er und meinte damit: "Meldet Unterkünfte!"
Fündig ist der Kreis in dieser Woche in Hemsbach geworden, im dortigen Seehotel werden "zeitnah" 155 Flüchtlinge untergebracht - ein Tropfen auf den heißen Stein. Gestern kam wieder eine Erfolgsmeldung aus dem Landratsamt: Weitere 140 Flüchtlinge und Asylbewerber würden voraussichtlich ab Januar kommenden Jahres in der Industriestraße in Hockenheim vorläufig untergebracht. Der Rhein-Neckar-Kreis habe das Objekt im Hockenheimer Gewerbegebiet für zehn Jahre angemietet.



