Diesen Sommer gibt es wohl doppelt so viele Schnaken wie 2014

Nach Schätzungen eines Experten gibt es 2015 dank Hochwasser und passender Winde extrem viele Schnaken - Viele Klagen von Anwohnern entlang des Rheins

10.06.2015 UPDATE: 11.06.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Stark vermehrt haben sich die Plagegeister in diesem Jahr. Der Grund: Hochwasser und heimtückische Winde. Schnakenjäger kämpften zu Fuß und per Hubschrauber gegen die Insekten. Foto: Lübke

Von Harald Berlinghof

Speyer. Gute Zeiten für Stechmücken: Dank des Hochwassers und heimtückischer Winde haben sich die Plagegeister am Oberrhein in diesem Jahr kräftig vermehrt. Es gebe etwa doppelt so viele wie 2014, sagte der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), Norbert Becker.

Während in den Vorjahren etwa 95 Prozent der Mückenlarven mit dem biologischen Bekämpfungsstoff Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) hätten abgetötet werden können, seien es in diesem Jahr vermutlich nur 90 Prozent gewesen. "Dieses Jahr ist wieder ein heftiges Jahr", sagte Becker. "Wir haben das Ergebnis bei der Schnakenbekämpfung rausgekitzelt, was unter den widrigen Witterungsbedingungen im Mai mit unserer Infrastruktur möglich war", ergänzte er.

Becker reagierte damit auch auf die zunehmenden Klagen von Anwohnern entlang des Rheins hinsichtlich einer spürbaren Stechmückenbelästigung in den Abendstunden. Kabs-Präsident Paul Schädler bat um Verständnis, dass diese bei extremen Rheinpegelständen und widrigen Wetterverhältnissen nicht überall verhindert werden konnte.

"Ich selbst bin jeden Abend in den Rheinauen unterwegs", sagte Becker. Und tatsächlich sei eine Beeinträchtigung der Anwohner nicht zu leugnen. "Aber wir haben eben das Dilemma, dass die Menschen die Situation in den Rheinauen aus der Zeit, bevor die Kabs aktiv wurden, gar nicht mehr kennen. Und im Gegensatz zum Vorjahr sind die Schnaken eben stärker spürbar", erläuterte er.

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Beim Vergleich mit unbehandelten Gebieten sei aber leicht der Nachweis zu führen, dass die Schnakenbekämpfung auch in schwierigen Jahren eine Plage verhindere. Eben ganz so, wie es im Namen der Organisation benannt ist. Am hessischen Kühkopf, einem Naturschutzgebiet und ausgewiesenen Tabugebiet, in dem keine Bekämpfung mit Bti erlaubt sei, habe man in einer Falle pro Nacht rund 30 000 Stechmücken gezählt.

In den Fallen entlang des Rheins, also dort, wo die Kabs aktiv sei, liege die Zahlen der Fänge bei 500 bis maximal 3000 pro Nacht. "Das ist zwar nicht null, aber immerhin eine Reduzierung um etwa 90 Prozent", so Becker. Im Mai waren die Schnakenbekämpfer im Dauereinsatz, meist wurden die etwa 300 Mitarbeiter entlang der Rheinschiene von Breisach bis Bingen von zwei Hubschraubern unterstützt.

Die sehr schweren Regenfälle im Schwarzwald und in der Schweiz Anfang Mai haben zu einem schnellen Anstieg des Rheinpegels geführt, der am 5. Mai den höchsten Stand in einem Mai seit 30 Jahren erreichte. Die gesamten Rheinauen waren bis zum Rheinhauptdeich flächig überschwemmt, sodass es zu einem Massenschlüpfen der Rheinschnakenlarven gekommen ist. Allein im Mai wurden mit den Hubschraubern 150 Tonnen Bti-Eisgranulat auf etwa 8000 Hektar ausgebracht. "Das war innerhalb von acht Tagen so viel wie im gesamten Jahr 2014", so Becker. Zusätzlich wurden von den "Zu-Fuß-Mannschaften" etwa 3000 Hektar behandelt.

Die gegenwärtige Belästigung werde in den nächsten Tagen wieder zurückgehen, verspricht Becker, weil die Kabs-Mitarbeiter weiterhin gegen die sich neu entwickelnden Stechmücken vorgehen. Das erhöhte Aufkommen der Plagegeister ist laut Kabs auch darauf zurückzuführen, dass Mitte Mai die Hubschrauber wegen starker Windböen nicht alle Flächen bekämpfen konnten. "Wir haben wirklich am Anschlag gekämpft", so Becker.

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