Chemie-Störfall in Ludwigshafener Eisstadion

Aus der Kühlanlage strömte Ammoniak – Nach zwei Stunden gab es Entwarnung – Am heutigen Mittwoch findet eine Trauerfeier bei der BASF-Werksfeuerwehr statt

25.10.2016 UPDATE: 26.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Von Alexander Albrecht und Peter Wiest

Ludwigshafen. Eine Woche nach der verheerenden Explosion mit drei Toten herrschte gestern Nachmittag in Ludwigshafen erneut helle Aufregung. Wieder war Gas im Spiel - diesmal allerdings nicht bei der BASF. Und die Folgen waren weit weniger schlimm.

Gegen 15 Uhr war bei Wartungsarbeiten am Eisstadion im Stadtteil Mun᠆denheim an einem Tankleitsystem ein Leck aufgetreten; aus der Kühlanlage strömte Ammoniak aus. Die Stadt sprach von starken Geruchsbelästigungen und warnte vor Schadstoffniederschlägen.

Die Feuerwehr stellte bei Messungen "erhöhte Konzentrationen" von Ammoniak in der Luft fest. Der Schadstoff wird im Eisstadion als Kältemittel genutzt, um die Eisbahn zu erzeugen.

In hoher Konzentration ist Ammoniak ein giftiges Gas. Es reizt Augen und Atemwege und kann im Extremfall zur Erstickung führen. Deshalb sperrte man das vom Gasaustritt betroffene Gebiet rund um den Sportpark Mundenheim weiträumig ab, räumte eine Leichtathletikhalle sowie ein Hallenbad.

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Schüler eines Schulzentrums in der Nähe durften nur nach Hause, wenn Eltern sie abholten. Betroffen war auch eine Kindertagesstätte. Auf den Straßen kam es nach Angaben der Polizei stadtein- und -auswärts zu massiven Verkehrsbehinderungen.

Anwohner im Umkreis von einem Kilometer wurden von der Feuerwehr über die Störfall-App Katwarn dazu aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen, Lüftungs- und Klimaanlagen abzustellen und sich nicht im Freien aufzuhalten. Etwas später ging die Warnung auch für acht Mannheimer Stadtteile raus.

Der Feuerwehr gelang es, den Tank abzuschieben und das Leck abzudichten. Es befand sich zu diesem Zeitpunkt noch Ammoniak im Leitungssystem. Schadstoffmessungen ergaben schließlich keine erhöhten Konzentrationen in der Luft. Kurz nach 17 Uhr gaben die Städte Ludwigshafen und Mannheim Entwarnung.

Die Verkehrssperrungen wurden bis auf die Saarlandstraße im Bereich des Eisstadions aufgehoben. Nach vorläufigen Angaben der Behörden zog sich niemand Verletzungen zu.

Nach der Explosion bei der BASF vom Montag letzter Woche sind mittlerweile alle drei Todesopfer identifiziert. Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz gestern mit-teilte, wurden die Untersuchungen in der Rechtsmedizin in Mainz abgeschlossen. Dabei konnten neben dem Matrosen, der zum Zeitpunkt des Unglücks auf einem im Landeshafen Nord liegenden Frachtschiff gearbeitet hatte, auch die beiden tödlich verunglückten Feuerwehrmänner identifiziert werden.

Wie gestern weiter zu erfahren war, wird es am heutigen Mittwoch für die Opfer des Unglücks eine Trauerfeier bei der BASF Werksfeuerwehr geben.

Die BASF selbst ist nach den Worten des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Volker Wissing (FDP) nach der verheerenden Explosion um Transparenz und Aufklärung bemüht. "Das ist wichtig, um Vertrauen zu schützen und zu erhalten", sagte Wissing gestern. Das sei für den Standort und die Beschäftigten wichtig. Vertreter der BASF werden morgen auch bei einer Sondersitzung des Innenausschüsse des Landtags zu Wort kommen. Dies sei ihr Wunsch gewesen, so der Minister.

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