Binnendünen des Schwetzinger Hardt: Kulturlandschaft und Naturerlebnis

Bei einer Exkursion durch die Binnendünen der Schwetzinger Hardt gibt es allerlei seltene Pflanzen und Tiere zu entdecken

02.09.2014 UPDATE: 02.09.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden
Eine seltene Pflanzen in der Dünenlandschaft: Das und Haar-Pfriemengras. Fotos: heb
Von Sabine Hebbelmann

Schwetzingen. Ja, was gibt's denn da zu sehen? Die Wunder der Binnendünen der Schwetzinger Hardt erschließen sich oft erst beim genauen Hinschauen. Marie jedenfalls hat Spaß an den gut getarnten Heuschrecken, die unmittelbar vor ihren Füßen abspringen, kurz ihre blauen Flügel zeigen und vor der Landung noch einen Haken schlagen, bevor sie wieder mit ihrer Umgebung verschmelzen.

Neben der Blauflügeligen Ödlandschrecke gibt es bei der Exkursion mit dem Naturschutzbund (Nabu) im Hirschacker in Schwetzingen noch andere seltene und bedrohte Arten zu entdecken. Zum Beispiel Silbergras, das in versprengten Büscheln in der Sonne glänzt. Unterirdisch bilden die Pflanzen weitverzweigte Wurzelsysteme, die um Wasser und Nährstoffe konkurrieren, erläutert Andre Baumann.

Der Nabu-Landesvorsitzende deutet auf gelb blühende Pflanzen mit filzig behaarten Blättern und berichtet vom Sandstrohblumeneulchen, einem winzigen Nachtfalter, der auf die Sandstrohblume als Futterpflanze angewiesen sei und hier noch ausreichende Bestände vorfinde. Im Wald deutet Baumann auf einen steilen Abhang und sagt den Teilnehmern, dass sie sich auf einem meterhohen bewaldeten Dünenkamm befinden. "Der Sand ist rund wie das Ikea-Bällebad und lässt sich nicht verdichten", erklärt er. Baumann, der aus Schwetzingen stammt, interessiert sich auch für die heimische Kulturgeschichte und hat das Stadtarchiv durchforstet. Demnach war der Hirschacker seit dem Mittelalter ein Allmendwald. "So etwas ähnliches wie Harz IV im Mittelalter", erklärt er. Da der Sandboden als minderwertig galt, wurde der Wald den Schwetzinger Bauern zur Nutzung überlassen. "Die haben dort alles reingetrieben, was vier Beine hat", so Baumann. Schweine für die Eichelmast, Schafe, Ziegen und Rinder. Als die Bauern später ihr Vieh einstallten, behielten sie das Recht, Streu aus dem Wald zu holen. "Meine Großmutter hat noch mit der Chaise Butzeln gesammelt", erzählt der Biologe. Damit wurde die Humusbildung verhindert, und es entstanden offene parkähnliche Heideflächen mit speziell an die unwirtlichen Standortbedingungen angepassten Arten.

Durch die militärische Nutzung wurde der Bewuchs im 20. Jahrhundert weiter zurückgedrängt. Ab 1936 waren es die Wehrmacht und später die US-Army aus den benachbarten Kasernen, die das inzwischen "Panzerwald" genannte Gelände bei Truppenübungen großflächig umpflügten.

Das hört sich nicht gerade naturverträglich an, doch laut Baumann seien es gerade solche Eingriffe, die einer dynamischen Entwicklung der Natur förderlich seien. "Die Natur auf Null stellen, damit sie sich entwickeln kann", so nennt er es. Und so hat sich auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände längst eine Sandrasenvegetation mit seltenen Pflanzen und Insekten breit gemacht ...

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