Zirkus Flic Flac bietet in Mannheim ein rasantes Spektakel

Wo Schwerkraft keine Rolle spielt - Bis 15. November auf dem Neuen Messplatz

05.11.2015 UPDATE: 06.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Dandino und Luciana wurden extra aus Las Vegas eingeflogen. In rasantem Tempo drehen sich die beiden auf der Plattform. Foto: masterpress

Von Harald Berlinghof

Dunkles Endzeit-Ambiente. Brennende Ölfässer. Schattengraue Batman-Atmosphäre mit rasanter Laser- und Pyrotechnik. Dazu laute, raue Gitarrenriffs. Energiegeladen, bombastisch, knallhart. Adrenalin pur. Das ist die Welt des Zirkus Flic Flac, der mit seiner neuen Show "Höchststrafe" die Besucher bei der Premiere am Mittwochabend bis zur letzten Minute faszinierte.

Glitzer und Glamour, bunte Kostüme und Pappnasen, die üblicherweise zur Zirkusluft dazugehören, sucht man vergebens. Auch auf Dressurkunststückchen mit Tieren verzichtet man bei dem Oberhausener Eventzirkus. Dagegen geht es auf der Manege, die bei Flic Flac eine Drehbühne ist, unter der 17 Meter hohen Zirkuskuppel "tierisch" ab. Kaum noch steigerungsfähig scheint der "Globe of Speed", der am Ende der rund zweistündigen Show in die Manege gezogen wird. In dem stählernen Kugelkäfig rasen acht Motocross-Motorräder mit bis zu 70 Stundenkilometern auf engstem Raum kreuz und quer durcheinander. Ganz so wie Tennisbälle beim Jonglieren durcheinanderfliegen, ohne sich zu berühren.

Die artistischen Einlagen der Künstler sind in eine musicalreife Rahmenhandlung eingebettet, die in einem martialisch anmutenden Gefängnis spielt. Die nicht zu überhörende fünfköpfige Musikband ist in Stahlkäfigen untergebracht, die sich als Bühnenbild im Hintergrund bis fast unter die Zirkuskuppel hinaufziehen. Die Manege ist der Anstaltshof, auf dem die Insassen des Gefängnisses ihr Unwesen treiben.

Es beginnt mit einer Schlägerei zweier Häftlinge, die in eine artistisch-turnerische Choreografie übergeht und einen ersten Eindruck dessen vermittelt, was die 1240 Besucher an diesem Abend an Akrobatik zu erwarten haben. Und keinesfalls bleiben die Stunts auf den Boden beschränkt. Ganz im Gegenteil geht es immer höher hinaus. Jeder scheint den anderen übertrumpfen zu wollen.

Nicolai hängt immerhin noch mit einem Sicherungsseil am Haken, wenn er am klassischen Zirkustrapez ohne Netz und doppelten Boden seine Schwünge, Salti und Pirouetten in zehn Meter Höhe abliefert. Julia Galenchyk verzichtet auf jede Sicherung. Sie schlängelt und klettert an zwei blutroten Netzschnüren in luftige Höhe, verwickelt und verheddert sich darin, bietet anmutige Hängefiguren und kreist kopfüber unter dem Zirkusdach.

Spektakulär auch die Schiffschaukel, welche die Artisten bis fast unter die Zirkuskuppel schleudert. Aufgefangen werden sie von einem Netz, das zwei Kollegen im letzten Moment in die richtige Position ziehen, um den Flieger sanft aufzufangen.

Kraft und Anmut gehen eine Symbiose ein. Turnerische Technik und artistisches Können scheinen der Schwerkraft zu trotzen. Und Laura Miller springt in ein brennendes gläsernes Wasserbecken, nur um kreiselnd und glänzende Wassertropfen versprühend wieder am Seil hängend unter die Zirkuskuppel gezogen zu werden.

Momente zum Staunen. Auch wenn sich scheinbar kaum nachvollziehbar Plastikbällchen in einem gläsernen Käfig über drei Wände springend ganz und gar dem Willen der Jongleuse unterwerfen. Manch ein Zuschauer reibt sich verwundert die Augen. Und als die Motocrossfahrer durch den stählernen Globus wirbeln, stockt ihnen der Atem. Aber damit noch nicht genug: Mit Karacho fliegen die Motorräder wie Kanonenkugeln aus dem Zuschaueraufgang heraus und über den Globus hinweg. Dabei werden waghalsige Drehmanöver und Handstände auf den Motorrädern und sogar Salti mit den Maschinen gezeigt. Das liefert Gesprächsstoff auf dem Nachhauseweg.

Info: Flic Flac gastiert noch bis 15. November auf dem Neuen Messplatz in Mannheim. Tickets gibt es in allen RNZ-Vorverkaufsstellen.

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