Mannheimer Technoseum zeigt "2 Räder – 200 Jahre Fahrrad"-Ausstellung
Die "Drahtesel" sind noch immer ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Gerade heute ist es Trend, Lifestyle und Alternative zum Auto.

Wer mit dem Fahrrad unterwegs war, der behielt in dessen frühen Jahren stets die Übersicht: Blick in einen der Ausstellungsräume im Mannheimer Technoseum, wo die neue Ausstellung ab dem kommenden Freitag zu sehen ist. Foto: Alfred Gerold
Von Jan Millenet
Mannheim. Eine genial einfache Kon-struktion, dabei hoch effizient und obendrein noch umweltfreundlich: Das Fahrrad feiert nächstes Jahr seinen 200. Geburtstag - ist aber noch lange nicht in die Jahre gekommen. Ganz im Gegenteil: Gerade in heutiger Zeit gewinnt es wieder mehr an Bedeutung, wird zu Trend und Lifestyle und in immer neuen Formen eine Alternative zum Auto. Wie sich das Fahrrad technisch entwickelt und welche gesellschaftliche Rolle es im Wandel der Zeit eingenommen hat, erfahren die Besucher des Mannheimer Technoseums ab Freitag, 11. November. Dann öffnet die große Landesausstellung "2 Räder - 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades".
Auf rund 800 Quadratmetern erwarten dann um die 100 Fahrräder und weitere themenbezogenen Exponate die Museumsgäste. Konzipiert sei die Ausstellung wie eine Fahrradtour durch die Geschichte des Rads, erläuterte gestern Rebecca Schröder von der "res d Design und Architektur GmbH", die sich um die Gestaltung kümmerte. Und so ist auch alles vorhanden, was zu einer Fahrradtour gehört: Ein gekennzeichneter Weg, der durch die Exponate leitet, bis hin zu Sitzbänken, auf denen man sich einfach mal ausruhen kann.
Unterteilt ist der geschichtliche Rundweg in vier Etappen, die farblich gekennzeichnet sind. Er beginnt bei - wie sollte es auch anders sein - Karl von Drais und seiner Erfindung, der Laufmaschine, die heute als Ursprung des Fahrrads angesehen wird. Der Weg endet in der Zeit der Fahrrad-Renaissance, die laut Ausstellung in den 1970er Jahren begann und bis heute anhält.
Die Tour windet sich quasi durch die Ausstellungsfläche, was die Entwicklung des Fahrrads widerspiegele, wie Schröder erklärte. Der Vorteil dabei: Der Besucher wird nicht von einer Masse an Rädern erschlagen, sondern wandelt langsam und gemächlich an den Exponaten vorbei. Neben den noch sehr schwerfällig wirkenden Laufmaschinen, die oftmals aus Esche angefertigt wurden, finden auch die heutzutage in Mode gekommenen "Singlespeeds" ihren Platz. Zwischen diesen beiden Entwicklungen hat sich einiges getan: Tretkurbelrad, Hochrad, Sicherheitsniederrad, Dreirad, Kreuzrahmenniederrad - vieles kennt man, vieles aber auch nicht.
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Wann bekamen Räder eine Gangschaltung? Wann setzten sich luftgefüllte Reifen durch? Wann bekam das Fahrrad eine Kette? Wann wurde es zum Massenprodukt? Sämtliche Fragen rund um den Drahtesel werden beantwortet. Auch ein Wiedersehen mit dem Bonanzarad, dem Traumrad für viele Jungs der 70er, oder anderen teils wunderlichen Fahrgestellen bleibt nicht aus. In einer Werkstatt gibt es außerdem ganz konkrete Tipps, wie man beispielsweise einen Reifen flickt, die Bremse richtig einstellt oder die Kette korrekt ölt. Dazwischen bietet die Schau immer wieder Mitmachstationen an, an denen die Besucher etwa herausfinden können, wie Übersetzung und Lenkung funktionieren oder wie Kerzen- und Karbitlampen arbeiten. Probesitzen auf einem Hochrad oder eine Probefahrt mit dem Nachbau einer Laufmaschine sind ebenfalls kein Problem.
Für Museumschef Hartwig Lüdtke passt die Sonderschau perfekt in den Themenbereich des Technoseums, das vor allem die Verbindung von Mensch und Maschine beleuchtet. "Denn genau das ist beim Fahrradfahren der Fall", sagt er.
Begleitend zur rund eine Million Euro teuren Ausstellung, die bis zum 25. Juni 2017 läuft, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm unter anderem mit einer Podiumsdiskussion zur Fahrradfreundlichkeit in Mannheim, mit Vorträgen zur Bedeutung des Fahrrads für die Frauenbewegung oder mit dem Bericht eines Globetrotters, der über 150 Länder mit dem Rad bereist hat. - "Das Fahrrad wird auch dann noch ein wichtiges Fortbewegungsmittel sein, wenn das Auto mit Verbrennungsmotor längst ausgedient hat", so Thomas Kosche, Projektleiter der Ausstellung. Damit dürfte er Recht behalten: Wie die Ausstellung zeigt, ist das Fahrrad nicht klein zu kriegen und gewinnt sogar immer mehr an Bedeutung, nicht nur im privaten, sondern auch im stadtplanerischen Bereich.
Info: www.technoseum.de.