Wohnungen für Flüchtlinge gesucht

Peter Cavallo spricht über seine guten Erfahrungen mit der Vermietung an den 21-jährigen Afghanen Sayaad Shafiqulla

27.08.2015 UPDATE: 28.08.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Wohnungsinhaber Peter Cavallo, Dawood Mohmmad, der eine größere Bleibe sucht, Sayaad Shafiqullah, der gerade eine neue Wohnung bezieht und Raquel Rempp (von rechts) sprechen über die Probleme bei der Suche nach Vermietern für Flüchtlinge. Foto: Widdrat

Von Volker Widdrat

Schwetzingen. Würden Sie eine Wohnung an eine Flüchtlingsfamilie vermieten? Wirklich? Dann würden Sie es so wie Peter Cavallo machen. Der Malermeister hatte eine Wohnung bei Facebook angepriesen, als er gefragt wurde, ob er nicht auch an Asylbewerber vermieten würde. "Warum denn nicht, das sind doch Menschen wie du und ich", sagt Cavallo. Er habe da keine Berührungsängste und wünscht sich, dass noch mehr Wohnungseigentümer "die Courage aufbringen", an Flüchtlinge wie Sayaad Shafiqullah zu vermieten.

Der 21-jährige Afghane ist mit Ehefrau Nargis und dem zwei Monate alten Söhnchen Enayatullah vom Asylbewerber-Camp an der Friedrichsfelder Landstraße in Cavallos Wohnung gezogen. Gefragt hatte Raquel Rempp. Die FWV-Gemeinderätin redet sich wie auch andere ehrenamtliche Helfer "seit über einem Jahr den Mund fusselig, um für unsere Flüchtlinge geeignete Bleiben zu finden", erzählt sie beim Treffen im Malerbetrieb von Peter Cavallo im Hirschacker.

Für Asylbewerber eine geeignete Wohnung zu finden, sei nämlich "ein Riesenproblem". Entweder wollten die Leute generell keine Ausländer, geschweige denn Flüchtlinge, oder sie wollten auf gar keinen Fall mit irgendwelchen Behörden zu tun haben, weil sie angeblich schon schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Wobei sie zugeben müsse, dass die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, das die Miete für die "Kontingentflüchtlinge" übernimmt, "nicht immer optimal läuft".

Sie habe selbst Wohnungen an Personen vermietet, die zum Teil vom Jobcenter unterstützt werden. Da sei es schon vorgekommen, dass sie einige Monate ohne Mieteinnahmen auskommen musste oder das Jobcenter etwas "verschlafen" hat. Die Flüchtlinge selbst hätten "null Chance", alleine an eine Wohnung zu kommen. Umso mehr freue es sie, dass es mit Peter Cavallo geklappt habe. Der Malermeister wird sogar noch eine weitere Wohnung in Schwetzingen an Flüchtlinge vermieten. Dawood Mohmmad ist einer von den Flüchtlingen aus dem Camp, der auch eine Wohnung hat.

Die ist allerdings viel zu klein, erzählt der 32-jährige Afghane, dessen Frau bald das vierte Kind erwartet. Glücklich sei er allerdings, weil er einen Job bei einem Auktionshaus in Heidelberg ergattert hat. Sechs Flüchtlinge aus Afghanistan mussten diesen Monat schon von Schwetzingen in eine andere Unterkunft in Weinheim ziehen, weil sie keine Wohnung fanden. Der Abschied sei allen schwergefallen, sagt Rempp, die sich von einigen Mitmenschen schon mal Beschimpfungen anhören muss, "weil sie den Flüchtlingen bei der Wohnungssuche hilft und sogar selbst an Schwarze vermietet hat". "Die Leute sollten sich einfach was trauen", bekräftigt Cavallo.

Wer wissen wolle, wie die Wohnungsvermietung an Flüchtlinge funktioniere, dürfe gerne bei ihm anrufen. "Eigentlich ist das Prozedere problemlos", sagt Raquel Rempp, die noch viele Asylbewerber aus dem Camp in Wohnungen unterbringen möchte. "Denn da draußen braut sich was zusammen", betont sie. Schlägereien, Vandalismus, Diebstahl, Hehlerei, Drogenkonsum, Ruhestörungen - alles sei schon dagewesen. Nicht immer durch die dort untergebrachten Kriegsflüchtlinge, sondern meistens durch Personen von außen und Asylsuchende aus den Balkanstaaten. Viele Familien und vor allem alleinerziehende Frauen im Camp hätten berechtigte Ängste. Das bleibe natürlich auch der Bevölkerung nicht verborgen, ärgert sich die Gemeinderätin, dass diese Vorfälle vom Rhein-Neckar-Kreis "einfach unter den Tisch gekehrt werden".

Viele Menschen litten zunehmend unter der inakzeptablen Situation in der Containersiedlung. Für sie wäre eine eigene Wohnung das Beste, gibt Rempp die Hoffnung nicht auf, doch noch den einen oder anderen Wohnungseigentümer zu finden, der an Flüchtlinge vermietet.

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