Windräder in Heidelberg?

Die Stadt muss mögliche Flächen für den Nachbarschaftsverband ausweisen - Bürger diskutieren mit

16.09.2015 UPDATE: 17.09.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Das Gebiet "Drei Eichen" am Königstuhl ist einer der möglichen Windkraft-Standorte, über den die Heidelberger diskutieren sollen. Foto: Karin Katzenberger-Ruf

Von Steffen Blatt

In Deutschland fördert die Politik seit Jahren den Ausbau von regenerativen Energiequellen. Die Windkraft ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Auch Heidelberg muss nun Areale ausweisen, auf denen im Stadtgebiet Windräder errichtet werden können - und dabei sollen die Bürger mitdiskutieren.

Für die Aufstellung des Flächennutzungsplans des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim - ihm gehören außer den beiden Großstädten noch 16 weitere Kommunen an - muss Heidelberg wie alle Mitglieder eine Stellungnahme in Sachen Windkraft abgeben. Der Plan wird notwendig, um den Bau von Windrädern zu steuern. Denn in allen Bereichen, die nicht als sogenannte Konzentrationszonen ausgewiesen werden, sind Windkraftanlagen in Zukunft tabu. Ohne einen Flächennutzungsplan könnten sie überall gebaut werden, wo keine sonstigen öffentlichen Belange entgegenstehen.

Das städtische Umweltamt hat für Heidelberg diese sieben möglichen Standorte gefunden: Hoher Nistler (liegt zur Hälfte auf Dossenheimer Gemarkung), Kreuzgrund südlich Weißer Stein, Lammerskopf, Auerhahnenkopf, Drei Eichen, östlich des Grenzhofs, L 600 bei Bruchhausen. Um die Bürger zu informieren, organisiert der Nachbarschaftsverband vier zentrale Veranstaltungen, eine davon wird am 15. Oktober in Heidelberg stattfinden.

Dialog im Internet

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Die Stadt geht aber noch darüber hinaus. Denn nach dem 15. Oktober beginnt für die Heidelberger ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren. Im Internet können sie dann vier Wochen lang in einem moderierten Dialog ihre Meinung zu den einzelnen Flächen äußern. Dabei sollen nicht einzelne Standorte in Konkurrenz zu anderen gebracht werden, jedes Gebiet wird für sich betrachtet und dessen Vor- und Nachteile anhand von bestimmten Kriterien bewertet. Die Ergebnisse werden schließlich in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt, dann können sich auch die Bürger einbringen, die nicht am Online-Dialog teilnehmen konnten.

Zusammen mit den fachlichen Einschätzungen bildet die Bürgerbeteiligung die Grundlage für die Entscheidung des Gemeinderats, der seine Stellungnahme bis zum 15. April 2016 abgeben muss. Die Versammlung des Nachbarschaftsverbandes wertet danach die Berichte der Mitglieder aus und wird anschließend Flächen für den Nutzungsplan ausweisen - dabei müssen nicht zwingend auch Areale in Heidelberg dabei sein. Der Bau- und Umweltausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstagabend dem Bürgerbeteiligungskonzept einstimmig grünes Licht gegeben.

Zumindest bei drei der Flächen kam das Umweltamt 2012 aber noch zu einer anderen Einschätzung, was die Eignung für Windkraftanlagen angeht. Damals wurden der "Weiße Stein", der "Lammerskopf" und "Drei Eichen" geprüft - und von der Ausweisung als Windkraftstandorte abgeraten: wegen naturschutzrechtlicher Bedenken, weil der SWR Störungen des Rundfunks befürchtete oder weil die Anlagen im Sicherheitsbereich der Anflugstrecke auf den Mannheimer Flughafen stehen würden.

Seitdem hat sich aber offensichtlich einiges getan. "Nach einer detaillierteren Prüfung hat die Flugsicherung ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Mit leicht geänderten Flugplänen sind an den betroffenen Standorten Anlagen von 180 Metern Gesamthöhe möglich", erklärt Ralf Bermich, der Leiter der Abteilung Energie im Umweltamt, auf RNZ-Nachfrage. Beim Rundfunk gebe es mit der zunehmenden Digitalisierung - ähnlich wie beim Fernsehen - in einigen Jahren keine Probleme mehr durch Windräder. Auch beim Artenschutz gebe es neue Erkenntnisse: So gelte etwa der Kolkrabe, der am "Weißen Stein" brütet, nicht mehr als von Windrädern gefährdete Art.

Die Windstärken erfüllten an allen jetzt genannten Standorten die Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). "Alle Standorte können auch wirtschaftlich betrieben werden", so Bermich weiter. Wie ertragreich sie genau seien, hänge aber von vielen Faktoren ab, etwa dem Stand der Technik, dem Marktpreis oder den EEG-Vergütungen. Die Stadtwerke jedenfalls seien interessiert und könnten sich vorstellen, an einigen Standorten, etwa "Drei Eichen", Windkraftanlagen zu betreiben.

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