Windkraft bei Dossenheim: "Nein" heißt es aus Handschuhsheim
Breites Bündnis im Heidelberger Stadtteil stellt sich gegen Windräder am Weißen Stein und Hohen Nistler

Symbolbild: dpa
Heidelberg. (kaz) Der Widerstand gegen die großen Windräder - bisher eher eine Domäne des Odenwaldes oder des Neckartals - erreicht nun auch Heidelberg: "Es ist ein Irrsinn, riesige Windkraftanlagen, 50 Meter höher als der Kölner Dom, in den Odenwald zu klotzen", findet Verena Dunckelmann. Über das mögliche Ausmaß der Anlagen ist die Geologin, die als Geopark-vor-Ort-Begleiterin auch Führungen durch die Natur anbietet, einfach entsetzt. So geht es den meisten der rund 20 Gäste, die zur Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Rettet den Odenwald" in ein Handschuhsheimer Lokal gekommen sind.
Als Sprecher der vor zwei Jahren gegründeten Bürgerinitiative hat Richard Leiner einige Argumente gegen die Windkraft aus dem Odenwald auf Lager. Demnach wären die Eingriffe in die Natur im Verhältnis zum Nutzen einfach viel zu groß. Seinen Worten nach macht die Windkraft bundesweit nicht mal drei Prozent der Energiegewinnung aus, weht der Wind in unserer Gegend ohnehin zu schwach und sind die Windräder der jüngsten Generation mit einer Höhe von bis zu 200 Metern etwa doppelt so groß wie früher. Zum Vergleich: Der Fernsehturm auf dem Königsstuhl ist etwa 80 Meter hoch, der Fernmeldeturm auf dem Weißen Stein 108 Meter.
Hintergrund
Auch in Ziegelhausen regt sich Widerstand
Kaz. "Ziegelhausen sagt Nein" ist in großen Lettern auf Flugblättern zu lesen, mit denen nun auch im Osten der Stadt dazu aufgerufen wird, sich gegen die Ausweisung von Windräder-Standorten zu wehren. In sehr
Auch in Ziegelhausen regt sich Widerstand
Kaz. "Ziegelhausen sagt Nein" ist in großen Lettern auf Flugblättern zu lesen, mit denen nun auch im Osten der Stadt dazu aufgerufen wird, sich gegen die Ausweisung von Windräder-Standorten zu wehren. In sehr naher Zukunft könnten, so die Warnung, Schlierbach und Ziegelhausen von 20 Großwindanlagen regelrecht umzingelt werden. Noch sei Zeit, dies zu verhindern. Unterzeichnet sind die Blätter mit gegenwind21.org (verantwortlich für den Inhalt der Seite ist ein Mann aus Schlierbach), was wiederum auch die Internetadresse ist, um einen Musterbrief an die Stadtverwaltung und den Nachbarschaftsverband herunterzuladen.
In dem Schreiben taucht außerdem die Frage auf, warum sich bisher die Bezirksbeiräte noch nicht mit dem Thema befasst hätten und warum noch kein Aufschrei durch den Gemeinderat gegangen sei. Die geplanten sechs Windräder am Weißen Stein, je fünf am Lammers- oder am Auerhahnkopf sowie die vier auf Wilhelmsfelder Gemarkung seien "in dieser Konzentration bundesweit beispiellos".
Geht es nach Leiner, muss es der Bergstraße wie schon der Weinstraße in der Pfalz gelingen, zur "Tabuzone" für Windräder zu werden. In der Diskussion werden nicht nur Bedenken gegen die massiven Eingriffe in die Landschaft laut, ein Kinderarzt und eine Neurologin äußern sich auch zu Gefahren für die Gesundheit durch Infraschall.
Wie mehrfach berichtet, sind im Odenwald derzeit 17 Windkraftkonzentrationszonen ausgewiesen. Gegen die Pläne des Nachbarschaftsverbandes haben inzwischen schon einige Bürgerinitiativen mobil gemacht, auch weil schon für den Bau eines einzigen Windrades und des notwendigen Fundaments mehrere Hektar Bäume gefällt und breite Zufahrtswege durch den Wald angelegt werden müssten.
Inzwischen haben sich auch der Stadtteilverein Handschuhsheim in einer erweiterten Vorstandssitzung sowie der Verein Schutzgemeinschaft Heiligenberg/Geschichtswerkstatt Handschuhsheim mit dem Thema "Windräder" beschäftigt, das in dem Fall Dieter Teufel vom Umwelt-Prognose-Institut vorstellte. Nun soll ein Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner gehen, in dem der Einspruch gegen die Ausweisung von Konzentrationszonen am Weißen Stein und am Hohen Nistler formuliert wird - mit dem Hinweis, dass beide Zonen nicht nur in einem wertvollen Naherholungsgebiet, sondern auch in einem Wasserschutzgebiet liegen. "Es wird weitere Aktionen geben. Wir sammeln Unterschriften, auch über unsere Homepage", so Richard Leiter von der Bürgerinitiative "Rettet den Odenwald".
Auch interessant
Für den 29. November sei nochmals eine große Informationsveranstaltung in der Halle 02 geplant. Die Frist für die Bürgerbeteilung sei zu kurz bemessen, hieß es in der Versammlung. Tatsächlich scheinen viele Menschen erst jetzt erkannt zu haben, um was es eigentlich geht.
Info: Bis zum Sonntag, 15. November, können Bürger ihre Meinung zum Thema auf www.heidelberg-windenergie.de äußern. Weitere Informationen gibt es auf www.nachbarschaftsverband.de. Hier kann man per E-Mail oder Briefpost an Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim, Collinistraße 1, 68161 Mannheim, seine Meinung äußern.



