Wer holt als erstes den Oberbürgermeister?
Nutzer einer neuen Internetplattform können über Würzners Terminkalender mitbestimmen

Willkommen in der neuen, bunten Welt der Bürgerbeteiligung: Ein Strichmännchen mit dem überdimensional großen Kopf von Eckart Würzner lädt auf der Internetseite www.holdenoberbuergermeister.de dazu ein, auf einem Stadtplan Projekte und Orte einzutragen, die der OB auf jeden Fall einmal besuchen sollte. "Ich möchte mit Ihnen über Barrierefreiheit sprechen", sagt eine Rentnerin in Gestalt einer Comicfigur. "Kommen Sie mit zu uns an die Uni, um mit uns über das Radwegenetz in Heidelberg zu diskutieren", fordert ein Student. Dies sind die Beispiele, die den Nutzern der Homepage Appetit auf mehr machen sollen.
Ein Haus, das unbedingt unter Denkmalschutz gestellt werden sollte, ein neues Jugendzentrum im Stadtteil - auch solche Projekte können auf der Internetseite eingetragen werden. Die Nutzer haben aber auch die Möglichkeit, für einzelne Ideen abzustimmen und diese dadurch zu unterstützen. Denn einmal in der Woche - am Freitagvormittag - wird gezählt. Das Projekt mit den meisten Stimmen wird dann nach einer Terminabsprache von Eckart Würzner besucht.
Der OB selbst ist gespannt, auf welche Ideen die Heidelberger so alles kommen werden. Er hofft, mit der Plattform Menschen anzusprechen, die sich bisher noch nicht aktiv in die Stadtgesellschaft eingebracht haben. Bis gestern Abend fanden sich auf der Seite zwar vor allem Einträge von Personen, die sich ohnehin schon kommunalpolitisch engagieren. Dies wird sich nach Würzners Überzeugung aber bald ändern. Die meisten Stimmen hatte ein Eintrag von Jörn Fuchs, Vorsitzender des Stadtteilvereins Kirchheim: Er würde gerne mit Würzner über die Sanierung des Odenwaldplatzes diskutieren.
Wer mitmachen will, muss sich unter Facebook oder mit einer E-Mail-Adresse registrieren. So ist gewährleistet, dass jeder nur einmal für ein Projekt abstimmen kann. Christian Behrendt hatte die Idee für die Aktion, die es unter www.getthemayor.com auch in englischsprachiger Version gibt. Für die Stadt entstehen keine Kosten.
Behrendt entwickelte die Plattform im Rahmen seiner Masterarbeit für die Berlin-School of Creative Leadership. Zugleich ist er Executive Creative Director der Werbeagentur Razorfish. Seine Kollegen unterstützten ihn bei der Umsetzung des Projekts. Angst vor Missbrauch hat Nicole Huber vom OB-Referat nicht. Falls sie den Eindruck hat, dass jemand Schindluder mit der Plattform treibt, wird sie ihn kontaktieren und den Eintrag gegebenenfalls löschen.



