Was wird aus dem "Alten Kohlhof" bei Heidelberg?

Der neue Betreiber hält einen wirtschaftlichen Betrieb nicht für möglich. Im Herbst soll der Gemeinderat entscheiden.

14.08.2016 UPDATE: 15.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Der Alte Kohlhof im September 2014 - eine Aufnahme aus der Zeit vor der Renovierung. Foto: Philipp Rothe

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Die Gaststätte auf dem Kohlhof - vor einem Jahr geschlossen - wird von den Ausflüglern vermisst. Der neue Eigentümer hatte vor einem Jahr die im Grundbuch gesicherte Auflage akzeptiert, das traditionsreiche Wirtshaus bis zum Jahr 2022 als öffentliche Gaststätte weiterzuführen. Es kam aber anders.

Wie der Stadtsprecher erklärte, habe der Eigentümer in einem Gespräch im Liegenschaftsamt auf Schwierigkeiten hingewiesen, auf die er bei den ersten Renovierungsarbeiten gestoßen sei. Zudem halte der Besitzer es für fraglich, ob eine Gaststätte auf dem Kohlhof mit vertretbarem Aufwand zu betreiben sei. Genau dazu hat ihn die Stadt nun um konkrete schriftliche Informationen gebeten. Nach der Sommerpause soll dann im Gemeinderat darüber beraten werden.

Bis 1854 war das Gebäude noch Schulhaus für die Kinder der Köhler-Familien, die sich ab 1715 dort angesiedelt hatten. Doch weil immer mehr Menschen wegzogen, musste auch die Schule schließen. Als "Alter Kohlhof" wurde das Gebäude zur Gaststätte, in der große Mai- und Kirchweihfeste gefeiert wurden. Von Renovierungen wird 1953 berichtet und wieder 1971, als Stephan Kuhn, der Wirt der "Kupferkanne", den "Alten Kohlhof" samt 15-Zimmer-Hotel übernahm. Schon acht Jahre später kamen mit Ernst und Helga Engel neue Pächter, die auch eine Sommerterrasse einrichten wollten. Als wieder einmal eine große Renovierung anstand - 1994 hieß es in der RNZ, es gebe 32 sehr einfache Gästezimmer und nur Etagentoiletten - und das Ehepaar Engel Anfang 1995 den Betrieb schloss, entschied sich die Stadt Heidelberg für den Verkauf des viel besuchten Ausflugszieles. 620 000 Mark sollten die Käufer damals bezahlen, dazu jährlichen Erbbauzins - und man rechnete damit, dass sie mindestens eine Million Mark hineinstecken müssten, um den "Alten Kohlhof" attraktiv zu machen.

Sabine und Ulrich Stier erwarben die Gebäude 1997, die kurz darauf zum "Kulturdenkmal der Stadt Heidelberg" geadelt wurden mit entsprechenden Auflagen zu Umbau und Renovierung. Mit dem Kohlhof hatte sich das Rauenberger Ehepaar wohl einen Traum erfüllt und dieses Gasthaus anschließend zu einem attraktiven Landgasthof mit Gerichten aus regionalen Produkten geformt. Prominente wie die Dichterin Hilde Domin und der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass trugen sich in das Gästebuch des Restaurants ein.

Der Kaufvertrag enthielt damals laut Stadtsprecher die Auflage, mindestens 25 Jahre lang eine Gaststätte zu betreiben - also bis zum Jahr 2022. Diese Auflage ging auf den neuen Eigentümer über, die Familie Hofbauer, die auch das Landgut Lingental in Leimen betreibt. Sie hat inzwischen einige Renovierungsarbeiten vorgenommen und das einst so einladende Gelände mit einer Mauer umschlossen.

Michael Hofbauer verwies gegenüber der RNZ auf die seit 1997 radikal veränderte Lage im deutschen Hotel- und Gastronomiebereich: "Selbst mit höchstem persönlichen Einsatz der Betreiber (die von den arbeitsrechtlichen Neuerungen ausgenommen sind) kann dem Anspruch der Gäste in einer Lage wie dem Kohlhof nicht entsprochen werden." Zehn bis 14 Quadratmeter große Hotelzimmer unter Dachschrägen ließen sich auch in der schönsten Lage nicht wirtschaftlich vermarkten.

Der viel gerühmte Biergarten des ehemaligen Lokals liegt ihm zudem schwer im Magen: "Damit lässt sich - wie bei einer Gaststätte - nur Geld verdienen, wenn er voll ist." Und dann würde er - genauso wie bei den Massen von Schlittenfahrern an einem schönen Wintertag - nur den Zorn der Nachbarn hervorrufen, befürchtet Hofbauer. Der Investitionsstau auf dem Kohlhof war ihm beim Kauf wohl noch nicht klar gewesen: "Auch mit einer noch so wohlwollenden Rentabilitätsvorschau ist ein Betrieb dieser Größe vor Ort nicht darstellbar."

Die Stadt habe großes Interesse daran, dass auf dem Kohlhof eine öffentliche Gaststätte betrieben werde, teilte dagegen Stadtsprecher Achim Fischer auf RNZ-Anfrage mit. Die Kulturlandschaft zwischen Heidelberg und Waldhilsbach stelle im Sommer wie im Winter einen Anziehungspunkt für Menschen aus der Stadt und der Region dar. Sie ist von Heidelberg aus auch mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar.

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