Sperrzeiten wären ein "Armutszeugnis"
Studierendenrat startet Aktionen für die Beibehaltung großzügiger Kneipenöffnungszeiten

Archivfoto: Rothe
Von Holger Buchwald
Während im Haupt- und Finanzausschuss die neue Sperrzeitverordnung schon eine klare Mehrheit fand, versucht der Studierendenrat der Universität Heidelberg (Stura) das Vorhaben der Stadtverwaltung doch noch in letzter Minute zu verhindern. Wenn die Kneipen in der Kernaltstadt künftig werktags bereits um 1 Uhr und am Wochenende um 3 Uhr schließen müssten, wäre das für eine "junge, dynamische Stadt wie Heidelberg nicht tragbar", so Stura-Kulturreferent Alexander Knabe. Er spricht von einem "Armutszeugnis".
Am vergangenen Dienstag hat sich der Stura als gewählte Vertretung der Universitätsstudenten in seiner Sitzung eindeutig für die Beibehaltung der Landesregelung ausgesprochen, wonach die Gaststätten unter der Woche bis 3 Uhr und in der Nacht auf Samstag und Sonntag bis 5 Uhr öffnen dürfen. Knabe und seine Mitstreiter rufen ihre Kommilitonen dazu auf, eine an Oberbürgermeister Eckart Würzner und den Gemeinderat gerichtete Online-Petition zu unterschreiben. Seit letztem Wochenende verteilen sie zudem Flyer in der Altstadt. Ende dieser Woche soll es eine Protestkundgebung geben, auf der symbolisch das Heidelberger Nachtleben zu Grabe getragen werden soll.
Die Studenten wollen aber nicht nur bei den liberalen Gaststättenöffnungszeiten bleiben, sondern auch ihren Teil zu einer Beruhigung der Altstadt beitragen. Knabe schlägt vor, eine Informationskampagne zu starten, um die Kneipengänger für das Bedürfnis der Anwohner auf Nachtruhe zu sensibilisieren. "Wir sind für solche Kooperationen sehr, sehr offen." Man spreche auch gerne in der Altstadt Besucher an, die nicht studieren. Andere Möglichkeiten für eine Reduzierung des Lärms seien ebenfalls noch nicht ausgeschöpft. Der Medizinstudent Knabe spricht in diesem Zusammenhang von einer möglichen Veränderung des Nachtbuskonzepts: Es sei doch besser, wenn die Moonliner die Kneipengänger in der Altstadt abholten, anstatt diese den langen Weg bis zum Bismarckplatz laufen zu lassen. Entlang dieser Strecke kommt es regelmäßig zu Gegröle. Knabe spricht sich auch für eine stärkere Polizeipräsenz in Heidelbergs Ausgehviertel aus. Der Kommunale Ordnungsdienst sei hingegen oft machtlos.
Es sei ungerecht, die Wirte für das Fehlverhalten einiger Altstadtbesucher zu bestrafen, meint der Stura-Vertreter. "Die Bars und Kneipen in der Altstadt erfüllen doch ihre Auflagen", betont Knabe. Der Student ärgert sich, dass der Stura überhaupt nicht von der Stadtverwaltung in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde. Und das, obwohl man ein Viertel der Bevölkerung vertrete. "Wir hätten uns eine Einladung zum Runden Tisch für die Altstadt gewünscht." Stattdessen durfte sich nur der Jugendgemeinderat mit dem Thema befassen. Und dessen Entscheidung, bei der Landesregelung zu bleiben, sei von den Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss belächelt worden.



