RNZ-Forum zur Landtagswahl: Guido Wolf sucht den Schulterschluss

Der CDU-Spitzenkandidat betont im RNZ-Forum die Nähe zur Kanzlerin - Bevölkerung brauche aber "Zwischenschritte"

24.02.2016 UPDATE: 25.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

"Wir werden jeden Tag eine Schippe drauflegen": CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf im Gespräch mit RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel (r.). Foto: alex

Von Sören S. Sgries

Heidelberg. Noch zweieinhalb Wochen bis zum Urnengang - und die Nerven der Wahlkämpfer sind schon aufs Äußerste gespannt. Das scheint auch bei Guido Wolf kurz auf, der zwischenzeitlich erstaunlich dünnhäutig reagiert im Gespräch mit RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel. Dabei läuft der Auftakt gut, auch das Publikum ist dem CDU-Spitzenkandidaten gewogen im Heidelberger Theater, beim dritten RNZ-Forum unter dem Motto "Vier Spitzenkandidaten - vier Orte". "Wir fangen ganz harmlos an", kündigt Welzel an. Wolf lacht belustigt.

Denn in der Tat geht es zunächst zurück in eine Zeit, an die Wolf gerne denkt. "Die Autorität und das Ansehen in der Bevölkerung, das ich als Richter hatte, war durch fast nichts zu toppen", erinnert sich der 54-Jährige. Sicher im Staatsdienst, unabhängig, ja, nahezu unangreifbar. Warum gibt man so etwas bloß auf, um in die Politik zu gehen? "Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, ich mache die Fehler lieber wieder selber", sagt Wolf.

Hintergrund

Zitate von Guido Wolf

> Zu "Kanzlerinnenversteher" Winfried Kretschmann: "Man würde sich wünschen, dass er nicht nur die Kanzlerin in Berlin umarmt, sondern die Berliner Beschlüsse auch in Baden-Württemberg

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Zitate von Guido Wolf

> Zu "Kanzlerinnenversteher" Winfried Kretschmann: "Man würde sich wünschen, dass er nicht nur die Kanzlerin in Berlin umarmt, sondern die Berliner Beschlüsse auch in Baden-Württemberg umsetzt."

> Zu einem möglichen Schattenkabinett: "Bei uns hat die Frage von Personen lange Zeit eine große Rolle gespielt. Die Menschen erwarten jetzt Diskussionen über Inhalt."

> Warum Energiespar-Geräte manchmal zufällig angeschafft werden: "Ich wollte ein Mehr an Lebensqualität - deshalb habe ich jetzt eine Kaffeemaschine, die sich selbst ausschaltet."

> Zur Polizeireform: "Bei diesen zusätzlichen Polizeibeamten muss es sich um verdeckte Ermittler handeln - gesehen hat sie noch keiner."

> Vier Sätze zum Vervollständigen:

An Hans-Ulrich Rülke stört mich am meisten, dass…. "er so lange gebraucht hat, bis ihm klar wurde, dass er mit den Grünen keine Koalition bilden will."

An Nils Schmid bewundere ich... "die Bereitschaft, einen ausschließlich für Wirtschaft zuständigen Politiker als Frühstücksdirektor zu bezeichnen. Dazu gehört einiges an Überheblichkeit."

Mit Winfried Kretschmann würde ich gerne… "auch im nächsten Jahr beim Riedlinger Froschkuttelnessen ein Viertele Wein trinken."

Am Abend des 13. März werde ich… "maximal ein Pils trinken, weil ich weiß, dass es in dieser Nacht um wesentliche Weichenstellungen für Baden-Württemberg geht."

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Es ist diese charakteristische Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstkritik, mit der sich der CDU-Mann an diesem Abend nahezu durchgängig präsentiert. Kaum ein Thema, wo nicht auch Versäumnisse der bisherigen CDU-Regierungen angesprochen werden.

Beispiel Landesbauordnung: Die "Efeu-Novelle" des grünen Bauministers Winfried Hermann hält Wolf selbstverständlich für grundfalsch, für eine unnötige Verteuerung des Bauens. Er gesteht aber auch ein: "Nicht jedes bürokratische Problem, das wir heute beklagen, ist Grün-Rot. Auch meine Partei hat schon Gesetze erlassen, auf die die Welt nicht wirklich gewartet hat."

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Diese Haltung zeigt Wolf seit Beginn seiner Kandidatur. Es ist auch der neue Ton seiner Partei. Nach 58 Regierungsjahren war man vielleicht doch etwas zu selbstgewiss aufgetreten, auch daher die Abwahl 2011 - das gilt inzwischen als Gemeinplatz innerhalb der CDU. Doch man hat ja dazugelernt in der neuen Rolle.

Wolf merkt jetzt, dass Demut allein keine erfolgreiche Oppositionsarbeit ausmacht. Und das ist der Moment, wo er Nerven zeigt. Wie er denn damit umgehe, dass seiner Partei inzwischen zehn Prozent fehlen, will Moderator Welzel wissen. "Lassen wir mal die Kirche im Dorf", beharrt Wolf darauf, dass die Konservativen in den Umfragen keinesfalls zehn, vielleicht neun, eher aber doch acht Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis von 2011 (39 Prozent) liegen. Überhaupt: "Wir werden jeden Tag eine Schippe drauflegen."

Dennoch sind die Umfragewerte desaströs. Und Wolf steht in der Verantwortung. Von besonderem Interesse: die Haltung des Wahlkämpfers zur Kanzlerin. "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren, genauso wenig, wie ich mir verbieten lasse, eigene Überlegungen anzustellen", betont Wolf. "Wir unterstützen die Kanzlerin unverändert auf ihrem Weg zu einer europäischen Lösung." Doch die Bevölkerung mache sich nun einmal Gedanken, darauf müsse man reagieren - und "Zwischenschritte" aufzeigen, "damit die Akzeptanz auf dem Weg zu einer europäischen Lösung nicht schwindet". So versteht Wolf sein Papier für nationale Maßnahmen, das er Anfang der Woche gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Parteifreundin Julia Klöckner präsentierte.

Zu den dezidiert landespolitischen Fragestellungen äußerte Wolf sich - auch auf Nachfrage der RNZ-Leser im Publikum - entlang der bekannten Parteipositionen. Die Polizeireform sei überzogen. "Wer solche Gebietskulissen schneidert, hat das Land Baden-Württemberg nicht verstanden." Ein eigenes Heidelberger Präsidium konnte er dann aber doch nicht versprechen.

Weitere Gemeinschaftsschulen werde es nicht geben, eine "Rückabwicklung" schließt er aber auch aus ("Streichen Sie den Begriff aus Ihrem Wortschatz."). Schließlich stehe für die CDU das Kindeswohl im Mittelpunkt. Angehen werde man aber die Grundschulempfehlung: Nicht zurück zur Verbindlichkeit, aber zum verbindlichen Beratungsgespräch, so der christdemokratische Plan.

Und beim Thema Straßenbau - Grün-Rot hatte in einem Jahr nicht alle Bundesmittel abrufen können - stellte er fest: "Eines ist uns, bei allen Fehlern, nie passiert: Dass wir nicht in Berlin immer die Ersten waren, die Hier geschrien haben."

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